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Längstes Spiel der WM "Auberginen-König" gewinnt hitzige Darts-Schlacht

Knapper kann man bei der Darts-WM nicht gewinnen: Dirk van Duijvenbode

Knapper kann man bei der Darts-WM nicht gewinnen: Dirk van Duijvenbode

(Foto: Taka Wu/PDC)

Die Darts-WM ist um ein denkwürdiges Spiel reicher. Der Niederländer Dirk van Duijvenbode siegt in einem epischen Krimi mit 4:3 gegen Europameister Ross Smith. Die Partie ist nicht nur sportlich dramatisch, es gibt eine kuriose Szene auf der Bühne im Londoner "Ally Pally".

Als Dirk van Duijvenbode direkt seinen ersten Matchdart nutzt, gibt es für den exzentrischen Niederländer kein Halten mehr. Der 30-Jährige rennt wie von der Tarantel gestochen einmal quer über die Bühne, wedelt wild mit seinen Armen umher, schaut in Richtung seiner Freunde, die ihm etwa zehn Meter unterhalb der Bühne zujubeln und dabei genauso steil gehen. Dass van Duijvenbode nach dem längsten und umkämpftesten Spiel der Darts-Weltmeisterschaft 2023 in London überhaupt noch die Kraft für Jubelszene wie diese hat, ist fast schon verwunderlich.

Es war nicht die hochklassigste Partie dieser Darts-WM, dafür aber die spektakulärste. Van Duijvenbode und Ross Smith liefern sich über fast zwei Stunden hinweg einen epischen Darts-Krimi. Der Niederländer führt 1:0 und 2:1 in den Sätzen, dann dreht Smith die Partie zum 3:2. Und vergibt im sechsten Durchgang seinen ersten Matchdart auf Bullseye. Der Engländer schrammt in diesem Moment um wenige Millimeter am Achtelfinal-Einzug vorbei. Van Duijvenbode nutzt die Chance zum 3:3-Ausgleich.

Im Entscheidungs-Leg lässt sich Smith davon zunächst nicht beeindrucken, legt zum 1:0 und 2:1 vor, vergibt dann jedoch drei weitere Matchdarts auf Doppel 20, Doppel 10 und Doppel 5. Van Duijvenbode zieht erneut den Kopf aus der Schlinge. 3:3 in den Sätzen, 2:2 in den Legs. Smith schlägt zum 3:2 zurück. Weil es im "Decider" bei WM-Spielen aber zwei Legs Vorsprung für den Satzgewinn braucht, spitzt sich das Match zu. 3:3, 4:3 Smith, 4:4, 5:4 Smith, 5:5.

Entscheidung im "Sudden Death"

Ausgeglichener, dramatischer, umkämpfter kann ein Spiel bei der Darts-WM nicht laufen. Für gewöhnlich gibt es jedes Jahr bei der Weltmeisterschaft überhaupt nur eine Partie, wenn überhaupt, die im "Sudden Death" entschieden wird. Dieser Tag ist heute. Bei 5:5 im finalen Satz muss ein einziges Leg über Sieg und Niederlage entscheiden. Ross Smith darf beginnen, ein großer Vorteil für den amtierenden Europameister.

Smith scheint das ausnutzen zu können, erspielt sich seinen insgesamt fünften Matchdart, wirft aber erneut an der Doppel 5 vorbei. Der Niederländer ist deutlich kompromissloser, nutzt direkt seine erste Chance zum Sieg auf der Doppel 20. "Es war nicht mein bestes Spiel. Ich hätte 3:1 führen müssen. An einem gewissen Punkt weiß man als erfahrener Dartspieler, dass das bestraft wird. Zum Glück habe ich das Spiel noch drehen können. Ich habe mir gesagt, ich brauche diese eine Chance zum Sieg, dann werde ich sie nutzen", sagt van Duijvenbode auf der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Michael van Gerwen ist der nächste Gegner von Dirk van Duijvenbode.

Michael van Gerwen ist der nächste Gegner von Dirk van Duijvenbode.

(Foto: John Walton/PA Wire/dpa)

Der "Auberginen-König", wie van Duijvenbode wegen seines früheren Jobs auf einer Auberginen-Farm in den Niederlanden genannt wird, wurde im Medienraum des Alexandra Palace auch gefragt, warum er nach einem Leg-Gewinn in der Mitte des Spiels den Jubel von Ross Smith nachgeäfft hat. Der Engländer quittierte die Aktion mit einem genervten Gesichtsausdruck. "Ganz einfach, er hat gesagt, ich hätte in meinem ersten Spiel hier bei der WM letzte Woche, mehr gefeiert als er seinen EM-Titel. Dann sehe ich heute, wie er bei jeder einzelnen 180 abgeht, als wäre es die erste seines Lebens", so die Erklärung von van Duijvenbode.

Für den Weltranglisten-14. geht es am Freitagabend im Achtelfinale nun ausgerechnet gegen seinen niederländischen Landsmann Michael van Gerwen. Das ist der Topfavorit auf den WM-Titel, deshalb "wird der Druck eindeutig auf Michael liegen", macht der "Auberginen-König" deutlich. "Wenn ich gegen ihn verlieren sollte, werden die Leute in Holland sagen: Du hast gegen den Besten verloren."

Dennoch glaubt van Duijvenbode auch gegen den dreifachen Weltmeister an seine Chance, seine Leistung aus dem Smith-Spiel wird aber nicht reichen. "Mein bestes Spiel habe ich bei dieser WM noch längst nicht gezeigt. Wenn ich meine beste Leistung bringe, kann ich jeden Gegner schlagen. Das Problem ist: Michael kann mit Druck sehr gut umgehen."

Überraschungssieg für Stephen Bunting

Nach Dirk van Duijvenbode sind zwei Engländer an diesem 12. Turniertag bei der Darts-WM ebenfalls ins Achtelfinale eingezogen. Stephen Bunting gewann überraschend mit 4:2 gegen Landsmann Dave Chisnall. Beide Akteure überraschten vor den knapp 3.000 Zuschauern im "Ally Pally" mit einer Weltklasse-Leistung. Am Ende nutzte Bunting seinen dritten Matchdart zum Sieg.

Der 37-Jährige hatte im Vorfeld des Turniers mit der Aussage überrascht, Weltmeister werden zu können. Abseits der überraschenden Halbfinal-Teilnahme vor zwei Jahren, wusste "The Bullet" in den vergangenen Jahren überhaupt nicht zu überzeugen. In der Weltrangliste ist Bunting nur auf Platz 21 notiert. Da wunderte es schon sehr, dass sich Bunting selbst derart viel Druck aufbürdete.

Dem Druck standgehalten hat am Donnerstag auch Ex-Weltmeister Rob Cross. Der Engländer setzte sich gegen Landsmann Mervyn King durch, gewann problemlos mit 4:1. Auf "Voltage", so der Spitzname des gelernten Elektrikers Cross, wartet im Achtelfinale Anderson-Bezwinger Chris Dobey. Im Viertelfinale könnte es dann am Neujahrstag gegen Michael van Gerwen weitergehen. Oder gegen Dirk van Duijvenbode.

Quelle: ntv.de

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