Sport

Skandalspiel in Frankfurt Hohe Strafen drohen

Nach den Ausschreitungen beim Spiel in Frankfurt bangt Fußball-Bundesligist 1. FC Nürnberg um seinen Ruf. Den Franken droht zudem wie Gastgeber Eintracht Frankfurt eine empfindliche Geldstrafe, im schlimmsten Fall sogar eine Platzsperre oder ein Punktabzug.

"Natürlich schießen einem solche Gedanken durch den Kopf", meinte Nürnbergs Manager Martin Bader, der sich die Vorfälle in der Commerzbank-Arena nicht erklären konnte. "Vieles ist möglich", sagte der beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) für Rechtsfragen zuständige Vizepräsident Rainer Koch. Vorgreifen wollte er dem an diesem Montag beginnenden Verfahren der DFB-Sportgerichtsbarkeit damit aber nicht.

22 Festnahmen

"Wir bemühen uns eigentlich sehr intensiv um unsere Fans, doch irgendwann ist man machtlos", gestand Nürnbergs Manager Bader. Zusammen mit Präsident Michael A. Roth hatte er versucht, die aufgebrachte "Meute" zu beruhigen.

Rund um das Spiel wurden 22 Menschen vorübergehend in Gewahrsam genommen. Nürnberger Anhänger hätten bereits vor der Begegnung am Frankfurter Hauptbahnhof Böller auf die Bahngleise geworfen, teilte die Polizei mit. Dabei seien mehrere Beamte der Bundespolizei verletzt worden.

Zwanziger fordert Zivilcourage

DFB-Präsident Theo Zwanziger hat ein hartes Durchgreifen gegen gewaltbereite Anhänger gefordert. Es sei wichtig, "konsequent dagegen vorzugehen", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes der "Welt". Bei den Randalierern handele es sich nicht um Fußballfans. "Dahinter stecken keine sportbegeisterten Menschen. Sie benutzen den Fußball, um mutwillig zu stören und auf sich aufmerksam zu machen", meinte Zwanziger.

Er kündigte zugleich eine Überprüfung der bisherigen Sicherheitsstandards an, warnte jedoch vor zu viel Überwachung: "Man kann die Kontrollen nicht in einer Weise ausdehnen, dass die Freude an dem Sport völlig verloren geht." Er wolle keinen "Polizeistaat im Stadion, der jede Wärme, der jede menschliche Regung, der jede Emotion letztendlich kaputt mache".

Für die Zukunft setzt der DFB-Präsident zudem auf einen Selbstreinigungsprozess in den Fankurven. Die Sicherheit sei nur durch das Engagement der Vernünftigen zu gewinnen, die nicht wegschauen dürften, wenn jemand einen Feuerwerkskörper in der Hand halte. "Das effektivste Mittel gegen jede Form von Gewalt ist Zivilcourage", sagte Zwanziger.

20 Minuten unterbrochen

Schiedsrichter Peter Gagelmann hatte die Partie am Samstag in der 30. Minute beim Stand von 1:1 für rund 20 Minuten unterbrochen, nachdem wiederholt Knall- und Feuerwerkskörper aus dem Nürnberger Fanblock in den Innenraum und auf das Spielfeld geflogen waren. "Wenn auch nur eine weitere Rakete oder Böller geflogen wären, hätte ich das Spiel sofort abgebrochen", sagte Gagelmann.

"Es wird gegen beide Vereine ermittelt werden", kündigte Koch im DSF an. Erst am 23. Februar waren beim Spiel VfB Stuttgart gegen Karlsruher SC Leuchtraketen aus dem KSC-Fanblock aufs Spielfeld abgefeuert worden. Beide Vereine erhielten damals hohe Geldstrafen.

Verantwortung der Veranstalter

Für FCN-Coach Thomas von Heesen hätte ein Abbruch der Partie am Samstag fatale Folgen gehabt. "Dann wäre hier das totale Chaos ausgebrochen", meinte der Coach. Er wunderte sich, wie die Krawallmacher Böller und Raketen ins Stadion bekommen hätten. Unverständnis darüber herrschte auch bei Frankfurts Vorstandsboss Heribert Bruchhagen: "Wir können uns von der Verantwortung als Veranstalter nicht freisprechen. Wir müssen unsere Sicherheitsvorkehrungen weiter überprüfen, damit wir keine italienischen Verhältnisse bekommen."

Patrick Meyer, Stadionchef der Frankfurter Commerzbank-Arena, ärgerte sich besonders über die Leuchtrakete, die bei der Einlasskontrolle nicht entdeckt worden war. "Böller zu finden, ist sehr schwierig. (...) Aber eine Rakete hat ja eine gewisse Größe, dass diese ins Stadion kommt, darf nicht passieren", sagte Meyer in der Zeitung "Die Welt". Der Vorsitzende der Vereinigung deutscher Stadionbetreiber, Joachim Thomas, forderte ein lebenslanges Stadionverbot für Zuschauer, die Leuchtraketen oder Böller auf das Spielfeld werfen. "Diese Chaoten haben in unseren Stadien nichts zu suchen. Wir müssen abschreckende Maßnahmen treffen."

"Exempel statuieren"

Der DFB hatte erst jüngst die Richtlinien für Stadionverbote gelockert. Mit den Aktionen in Frankfurt könnten die anscheinend untereinander zerstrittenen "Club"-Anhänger allen Fußballfans in Deutschland großen Schaden zugefügt haben. Bader will deshalb hart gegen die Krawallmacher vorgehen und "ein Exempel statuieren". Bruchhagen sieht dies genauso: "Wir werden vor diesen Vollidioten nicht resignieren."

Quelle: ntv.de

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