2 aus 7 für 2016 IOC wählt neue Sportarten
15.06.2009, 17:53 UhrSportarten-Glücksspiel: Insgesamt sieben Sportarten bemühen sich um eine Aufnahme ins Olympische Programm für 2016 und wurden auf Herz und Nieren geprüft.
Dass IOC-Präsident Jacques Rogge ein allseits bekannter Sympathisant des Rugbys ist, wird beim Weltverband im Bemühen um die Aufnahme ins Olympische Programm für 2016 eher als Handicap angesehen. "Er ist ein sehr ehrenwerter Mann, doch weil er Rugby mag, wird er sich besonders zurückhalten und uns keinen Vorteil verschaffen", sagte Mike Miller, Generalsekretär des Internationalen Rugby Boards, "vielleicht ist das sogar ein Nachteil für uns." Neben Rugby werben Golf, Inlineskating, Karate, Squash, Baseball und Softball mit Präsentationen vor der Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne um das Entree.
"Es ist ein sehr offenes Rennen. Für jede der sieben Sportarten gibt es in und außerhalb des Exekutivkomitees Unterstützer", meinte Rogge, "ich kann aber sagen: Jede der sieben wäre gut für das Olympische Programm." Die Vorentscheidung in diesem Sportarten-Glücksspiel "2 aus 7" wird am 13./14. August in Berlin fallen, wo die IOC-Exekutive anlässlich der Leichtathletik-WM tagt. Dort werden die beiden Sportarten ausgewählt. Über die Aufnahme muss die IOC-Vollversammlung im Oktober bestimmen. 2005 waren Baseball und Softball aus dem Olympischen Programm genommen worden. Da keiner der fünf damaligen Bewerber bei der IOC-Vollversammlung in Singapur genügend Stimmen erhielt, werden in London 2012 nur in 26 statt 28 Sportarten um Medaillen gekämpft.
Auf Stärken und Schwächen geprüft
Die IOC-Programmkommission hat alle sieben Kandidaten auf Stärken und Schwächen geprüft und alles in einem Report zusammengefasst. Dabei sollen Golf und Rugby die besten Beurteilungen erhalten haben, wie aus IOC-Kreisen verlautete. Auch das bei jugendlichen Sportlern sehr populäre Inlineskating soll gut benotet worden sein. "Wir suchen nach Sportarten, die das Programm zusätzlich aufwerten, eine weite Ausstrahlung haben, besonders für junge Leute, und ein gewisses Extra mitbringen", sagte Rogge, "und vor allem müssen sie einen großen Kampf gegen Doping führen. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt."
Obwohl Rugby, Golf und Inlineskating vermeintlich die Nase etwas vorn haben, gehen die anderen vier Sportarten unvermindert kämpferisch in den Endspurt. "Aus unseren Fehlern haben wir gelernt", meinte Squash-Weltpräsident N. Ramachandran, "wir haben den Sport entstaubt und sind fit für die Anforderungen des IOC." Schon vor vier Jahren hätte man den Sprung ins Olympische Programm fast geschafft. "Keiner hat die Anzahl der Stimmen verraten, die wir bekommen haben, doch wir waren nahe dran", sagte der Inder.
Ähnlich argumentiert Antonio Espinos, Präsident des Internationalen Karate-Verbandes. "Wir haben nicht geschlafen", erklärte er. Für Karate interessierten sich geschätzt mehr als 100 Millionen Menschen auf der Welt. "Bei unseren Veranstaltungen sind die Hallen immer voll", sagte Espinos.
Fraglich ist, ob Baseball (1992-2008) und Softball (1996 bis 2008) das olympische Comeback schaffen werden. Baseball wurde eliminiert, weil die Profis der US-Ligen bei Olympia nicht dabei sein wollten und im Kampf gegen Doping wenig Eifer zeigen. Softball flog raus, weil es nicht global genug war. "In den letzten Jahren haben wir enorme Fortschritte gemacht, um die Vision von einem sauberen, weltweit anerkannten Sport zu realisieren", sagte Softball-Weltpräsident Don Porter. Dies will auch Baseball demonstrieren: Für Lausanne wurden Donald Fehr, Chef der Spielergewerkschaft der nordamerikanischen Major League Baseball (MLB), und Jean-Pierre Moser, Anti-Doping- Manager des Weltverbandes, mit ins Boots geholt.
Quelle: ntv.de, Andreas Schirmer, dpa