Lehren der Europameisterschaft Im Darts deutet sich das Unvorstellbare an
02.11.2020, 18:05 Uhr
Peter Wright holt nach der Weltmeisterschaft auch den EM-Titel.
(Foto: Jonas Hunold/PDC Europe)
Nach sieben Jahren bahnt sich eine Wachablösung an der Spitze der Darts-Welt an. Weltmeister Peter Wright sichert sich in Oberhausen auch den Europameister-Titel und schickt sich an, Michael van Gerwen vom Thron zu stoßen.
Peter Wright vergoldet seinen WM-Sieg: Der 50-jährige Schotte nutzt endlich seinen Rückenwind aus der Weltmeisterschaft, um ein weiteres großes Turnier zu gewinnen. Hatte sich Wright bei den vergangenen Major-Events noch jeweils früh verabschiedet (Achtelfinal-Aus beim World Matchplay, Erstrunden-Aus beim World Grand Prix) und war auch in der lukrativen Premier League nach schwacher Leistung im Halbfinale gescheitert, dominierte "Snakebite" die European Championship in Oberhausen nach Belieben. Jede seiner fünf Partien beendete Wright mit einem Schnitt von über 100 Punkten pro Aufnahme. Eine solche Weltklasse-Leistung ist auch bitter nötig, um im Achtelfinale Gerwyn Price, den zuletzt konstantesten Spieler, zu besiegen.
Im Finale setzt sich Wright schließlich deutlich mit 11:4 gegen James Wade durch. "Es war gut, ein wenig auszuruhen und die Batterien wieder aufzuladen", so Wright, der die letzten beiden Turniere auf der European Tour aus Angst vor einer Corona-Infektion ausgelassen hatte und mit dem Auto nach Oberhausen gefahren war. Mit dem Sieg kehrt der Schotte zurück auf Platz zwei in der Weltrangliste und schickt sich an, Michael van Gerwen den Platz an der Spitze streitig zu machen.
Michael van Gerwen droht, Spitzenplatz zu verlieren: Erneut scheitert der Darts-Dominator der vergangenen Jahre überraschend früh. Van Gerwen gerät gegen Ian White im Achtelfinale schnell 0:5 in Rückstand und kann sich davon nicht mehr erholen. Am Ende steht eine klare 4:11-Klatsche für den Niederländer. "Ich denke nicht, dass ich so schlecht gespielt habe. Leider habe ich zu Beginn des Spiels ein paar Fehler gemacht", äußert sich der dreifache Weltmeister nach seinem Aus.
Zwar liegt "MvG" in der Weltrangliste, die auf dem gewonnenen Preisgeld der vergangenen zwei Jahre basiert, noch fast eine halbe Million Pfund vor Peter Wright, doch der Schein trügt. Sollte "MvG" bei der Weltmeisterschaft 2020/2021 nicht seinen vierten Titel gewinnen, droht ihm der Verlust des Spitzenplatzes. Peter Wright und Gerwyn Price können mit einem WM-Sieg die "Thronfolge" antreten.
Devon Petersen mischt die Darts-Elite auf: Der Südafrikaner ist bereits seit 2009 als Profi auf der PDC-Tour unterwegs, hat aber nur bedingt Spuren hinterlassen. Weltranglistenplatz 50 war bislang das höchste der Gefühle. Seit dem Corona-Lockdown ist der 34-Jährige jedoch plötzlich zu einem Weltklasse-Spieler mit Top-10-Potenzial geworden. "Ich denke, die vier Monate, waren fantastisch für meine Karriere. Diese Zeit hat mir erlaubt, an sieben Tagen die Woche zu trainieren, drei bis vier Stunden am Tag, ohne den Druck, am Wochenende abliefern zu müssen", sagt Petersen dem Onlineportal "dartn.de" nach seinem Viertelfinal-Erfolg über Ian White. Mit dem Halbfinal-Einzug, in dem er knapp mit 10:11 gegen James Wade unterliegt, springt Petersen auf Platz 33 in der Weltrangliste. Spielt der Südafrikaner weiter so stark, geht es zwangsläufig noch deutlich weiter nach oben.
"The Special One" gibt es auch im Darts: Für einen portugiesischen Dartprofi mit dem Vornamen José bietet sich der Spitzname "The Special One" für José de Sousa natürlich an. Zumal Mourinhos Landsmann bedingt durch seine E-Dart-Vergangenheit eine recht spezielle Spielweise hat. Da werden schon mal 40 Punkte statt mit einem Wurf in die Doppel 20 über die Doppel 2 und Doppel 18 ausgemacht.
Der Portugiese gilt als schlechtester Rechner von allen Profis, kann an einem guten Tag aber jedem Gegner gefährlich werden. So auch zum Auftakt der Europameisterschaft, als dem 46-Jährigen das perfekte Spiel, der Neun-Darter, gelingt. "Unfassbar, dass ich meinen ersten Neun-Darter in einem TV-Match geworfen habe. Ich bin sehr stolz. Es ist schön, wenn die Leute sagen, dass ich im Moment einer der besten Spieler der Welt bin, aber das stimmt nicht. Ich muss weiter hart arbeiten", sagt de Sousa nach seinem Auftaktsieg. Und in der Tat ist die ganz große Konstanz noch nicht da: Im Achtelfinale verliert der Portugiese gegen Jonny Clayton.
Deutschland mit Optimismus in die Team-WM: Zwar scheiden die beiden deutschen EM-Starter Gabriel Clemens (3:6 gegen Wright) und Max Hopp (5:6 gegen Clayton) bereits in der ersten Runde aus, auf die Leistung der beiden lässt sich jedoch aufbauen. Clemens legt gegen Wright einen starken Auftritt hin, kann sich nicht viel vorwerfen lassen. Hopp muss sich gegen Clayton über zwei verpasste Matchdarts ärgern, kann seine zuletzt verbesserte Form aber auch auf der Bühne vor 250 Zuschauern bestätigen.
Beide zusammen können somit optimistisch in den World Cup of Darts starten, der von Freitag bis Sonntag in Salzburg ausgetragen wird. Bei der Mannschafts-WM gehen 64 Spieler aus 32 Nationen an den Start. Es ist das einzige Turnier im Jahr, bei dem im Doppel-Modus gespielt wird. Zum Auftakt treffen die an Position sechs gesetzten Clemens und Hopp am Freitag auf Finnland, im Achtelfinale würde Schweden oder Griechenland warten. Im Viertelfinale könnte es gegen die Niederlande um Michael van Gerwen gehen. Und selbst der ist in diesem Jahr bekanntlich kein Überspieler.
Quelle: ntv.de