"Böse Sekte" Internetzensur in China bleibt
31.07.2008, 14:42 UhrTrotz internationaler Proteste gegen die Internet-Zensur vor den Olympischen Spielen bleibt China bei seiner harten Linie. Gesperrte Webseiten seien deswegen nicht zugänglich, weil sie gegen chinesische Gesetze verstießen, sagte Sun Weide, Sprecher des Organisationskomitees BOCOG. "Wir sind gegen jeden
Versuch, die Spiele zu politisieren".
Als Beispiel nannte Sun die Webseiten der in China verbotenen Falun Gong Bewegung. Diese sei eine "böse Sekte". Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte ursprünglich freien Zugang für das internationale Medienkorps versprochen und bei den Olympia-Gastgebern darauf auch gepocht, war am Vortag jedoch eingeknickt. Trotzdem sei das IOC mit den Organisatoren in Kontakt, "um zu sehen, was noch geändert werden kann", sagte IOC-Sprecherin Sandrine Tonge.
Harte Linie wird verteidigt
"Ich hoffe, dass die Presse die Regelungen der chinesischen Gesetze respektiert", sagte Sun. Er betonte gleichzeitig, das Organisationskomitee sei nicht zuständig für die Zensur. "Unser Job ist, die Spiele zu organisieren." Weitere Fragen müssten an die "relevanten Behörden" gerichtet werden. Die umstrittene Kultbewegung Falun Gong hat im Ausland inzwischen Züge einer Oppositionsbewegung angenommen. So hat die Gruppe vor den Spielen eine weltweite Kampagne gegen die chinesische KP gestartet. Alle Parteimitglieder werden zum Austritt aufgerufen. Falun Gong beschreibt sich selber als einfache Meditationsbewegung, während China-Wissenschaftler sie vielmehr als Sekte betrachten.
BOCOG-Sprecher Sun verteidigte die harte Linie mit dem Hinweis, dass die Olympischen Spiele bereits größere Offenheit gebracht hätten - so bei der öffentlichen Debatte über die Umweltverschmutzung. Die Spiele brächten China "breiten sozialen Fortschritt". "Millionen von Chinesen haben Jobs gefunden."
Korrespondenten protestieren
Die ausländischen Korrespondenten in China haben gegen die Internetzensur während der Olympischen Spiele in Peking protestiert. "Die Kontrollen widersprechen dem Umfeld, das die Gastgeber versprochen haben, und stehen im Gegensatz zu den Versicherungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), dass die Presse wie bei früheren Spielen arbeiten kann", hieß es in einer Stellungnahme des Auslandskorrespondentenclubs (FCCC) in China. Tausende ausländischer Reporter erführen jetzt die Zensur, die Journalisten und andere Internetnutzer in China jeden Tag erdulden müssten.
Der FCCC forderte die Olympia-Organisatoren auf, die Sperren im Internet aufzuheben, "um den Standards der Offenheit zu entsprechen, die von einem olympischen Gastgeber erwartet werden".
Quelle: ntv.de