Besseres Debüt als Michael Jordan Jungstar Lin mischt die NBA auf
13.02.2012, 15:20 Uhr
Jeremy Lin hat in vier Einsätzen in der Startformation der Knicks 109 Punkte erzielt. Besser war noch kein Spieler in der NBA-Geschichte.
(Foto: REUTERS)
Senkrechtstarter Jeremy Lin erobert die NBA im Sturm. In seinen ersten vier Einsätzen in der Startformation führt der 23-Jährige die New York Knicks zu vier Siegen und stellt dabei sogar NBA-Legenden wie Michael Jordan in den Schatten. In den USA und Asien greift die "Lin-sanity" um sich.
An den Theken der New Yorker Sportbars bestellen die Gäste einen "Lin Tonic", kleben an den TV-Bildschirmen und machen sich darauf gefasst, dass das "AdrenaLIN" nach einer weiteren Gala von "Lin Tin Tin" durch den Körper strömt. Schuld am derzeitigen Wettbewerb in der Disziplin Wortspiel ist Jeremy Lin, neuer Stern am Basketball-Himmel. Der 23-jährige Amerikaner mit Wurzeln in Taiwan ist aber nicht nur in der NBA eine "LINspiration", Lin ist im US-Sport über die Grenzen der Profiliga hinaus derzeit das Thema Nummer eins. Der Newcomer hat den enttäuschenden New York Knicks wie aus dem Nichts Leben eingehaucht, plötzlich herrscht überall "LINsanity"
Die außergewöhnlichen Leistungen des bislang völlig unbekannten Lin ziehen die Amerikaner allein schon durch ihren Hang zu Cinderella-Storys in den Bann. Dazu spielt der Neue wie entfesselt. Ganze vier Einsätze hat Lin seit dem Sprung in die Startformation der Knicks gebraucht, um sich im "Big Apple" tief in der Herzen der Fans zu spielen. 109 Punkte erzielte der Guard seit seinem Debüt, führte das Team zu vier aufeinanderfolgenden Siegen und stellte eine Bestmarke auf. Lin ließ neben dem bisherigen Rekordhalter Allen Iverson (101) auch Legenden wie Shaquille O'Neal (100) und Michael Jordan (99) hinter sich. "LINsationell" - was sonst. Lin haben die Ereignisse überrollt, innerhalb von einer Woche hat sich seine Welt auf den Kopf gestellt.
Die Sicherheitsleute kennen ihn jetzt
"Alles verändert sich komplett, jeder will mit mir und meiner Familie sprechen. Wir sind sehr zurückhaltende Menschen und legen Wert auf Privatatmosphäre, deshalb ist es manchmal etwas schwierig", sagt er. Doch Lin kann gut damit leben: "Es kommt mir vor wie ein Traum." Anfang des Jahres sah das noch völlig anders aus. "Jedesmal, wenn ich in den Madison Square Garden rein will, fragen mich die Sicherheitsleute, ob ich ein Trainer bin", hatte Lin am 4. Januar getwittert. Man darf davon ausgehen, dass ihm die gleichen Leute heute ohne Aufforderung die Türe aufhalten.
Bislang war Lin ein Spieler aus der zweiten Reihe, zehnmal hatte ihn Trainer Mike D'Antoni in der laufenden Saison vor seiner Beförderung in der "Starting Five" eingesetzt. Der 60-Jährige muss sich jetzt natürlich dauernd die Frage gefallen lassen, warum er nicht früher auf die Idee gekommen ist, Lin zu bringen. "Uns hat gefallen, was wir gesehen haben. Aber wir waren noch nicht bereit, ihm den Autoschlüssel zu überlassen", redete sich der erfahrene Coach heraus.
Glücksgriff aus der Not heraus
D'Antoni hat Lin eigentlich nur aus Verlegenheit eingesetzt, da Superstar Carmelo Anthony verletzt ist und Amar'e Stoudemire nach dem Unfalltod seines Bruders eine Pause gewährt wurde. Eine glückliche Fügung nach all den schlechten Nachrichten. D'Antoni ist nicht der erste, dem das Talent entgangen ist. Im Sommer 2010 spielte Lin in der Summer League für die Dallas Mavericks, entschied sich aber für die Golden State Warriors. Die Warriors gaben den ungedrafteten Profi von der Harvard-Universität nach einer Saison an die Houston Rockets weiter, diese schickten ihn nach New York. Der Rest ist bekannt.
Lin ist von Null auf Hundert durchgestartet, dazu in der NBA auch noch der erste Amerikaner mit taiwanesischen Wurzeln. Die TV-Sender in Asien reißen sich plötzlich um die Übertragung der Knicks-Spiele. In China hofft man natürlich, dass Lin in die Fußstapfen der zurückgetretenen Basketball-Größe Yao Ming treten kann. Die Fans drehen durch. Bei Baike, dem chinesischen Pendant der Wikipedia, wurde Lins Seite schon mehr als 3,5 Millionen Mal aufgerufen - "LINcredible".
Quelle: ntv.de, Uli Schember, sid