Goldenes Eishockey-Drama gegen USA Kanadierinnen sind die Königinnen auf Kufen
20.02.2014, 22:07 Uhr
Matchwinnerin Marie-Philip Poulin (links) und Rekord-Gewinnerin Hayley Wickenheiser bejubeln Kanadas Triumph über die Erzrivalinnen aus dem Süden.
(Foto: REUTERS)
Kanadas Eishockey-Damen gelingt ein historischer Triumph: Mit ihrem Finalsieg über den Rivalen USA holen sie als erstes Frauen-Team vier Mal in Folge die Goldmedaille. Gewonnen hat dabei auch Kanadas Premier, dem US-Präsident Obama nun eine Kiste Bier schuldet.
Die Olympia-Siegesserie der kanadischen Eishockey-Frauen setzt sich auch in Sotschi fort. In einem dramatischen Endspiel holt das Team zum vierten Mal hintereinander die Goldmedaille und bezwang den Erzrivalen aus den USA bei einer atemberaubenden Aufholjagd noch mit 3:2 n.V. (0:0, 0:1, 2:1, 1:0). Marie-Philip Poulin erzielte den Siegtreffer in der 9. Minute der Verlängerung, als die Kanadierinnen in Überzahl waren.
In der heißumkämpften Schlussphase hatten Brianne Jenner (57.) und Poulin (60.) zuvor die Verlängerung erzwungen - der Ausgleich fiel erst 55 Sekunden vor der Sirene. Wenige Momente vorher war ein Befreiungsschlag der Amerikanerinnen nur an den Pfosten des von Torhüterin Shannon Szabados längst verlassenen Tores gerutscht.

Marie-Philip Poulin (links) und Tessa Bonhomme stoßen auf Kanadas viertes Eishockey-Gold in Serie an.
(Foto: picture alliance / EPA)
Die Kanadierinnen setzten mit dem Sieg ihre 2002 in Salt Lake City begonnene Gold-Serie bei Olympia fort: Vier Olympiasiege nacheinander im Eishockey waren zuvor nur bei den Männern Kanada (1920 bis 1932) und Russland (1964 bis 1976) gelungen. Die enttäuschten Weltmeisterinnen aus den USA warten dagegen seit ihrem Triumph beim Olympia-Debüt für das Frauen-Eishockey 1998 in Nagano auf den zweiten Erfolg bei Winterspielen. Damals hatten sie Kanada besiegt. Besonders freuen darf sich Kanadas Eishockey-Legende und Fahnenträgerin Hayley Wickenheiser, die seit 1998 persönlich jedes Finale miterlebte und mit dem Sieg ihre vierte Goldmedaille einfuhr.
Staatschefs schließen Bier-Wette
Die US-Auswahl, die auch das Gold-Duell vier Jahre zuvor in Vancouver durch zwei Treffer eben jener Marie-Philip Poulin verloren hatte (0:2), war durch Meghan Duggan (32.) und Alex Carpenter (43.) in Führung gegangen. Danach verhinderten die Kanadierinnen die erste Niederlage auf olympischem Eis seit dem verlorenen Endspiel 1998 und turnierübergreifend 19 Siegen in Folge.
Die leidenschaftliche Rivalität zwischen den USA und Kanada hatte sogar die Staatschefs beider Nationen elektrisiert. Wie US-Präsident Barack Obama über den Twitter-Account des Weißen Hauses mitteilte, hatten er und sein Amtskollge, der kanadische Premierminister Stephen Harper, um eine Kiste Bier gewettet: "Der Gewinner bekommt sie, pro Spiel eine". Die nächste Gelegenheit, die Kiste zurückzugewinnen, hat Obama morgen um 18 Uhr deutscher Zeit, wenn Kanada im Halbfinale der Herren auf die USA trifft.
Schweizerinnen im Glück
Die Bronzemedaille sicherte sich überraschend die Schweiz. Die Eidgenossinnen gewannen im kleinen Finale gegen Schweden ebenfalls dank einer imposanten Aufholjagd nach 0:2-Rückstand noch 4:3 (0:1, 0:1, 4:1). Der Jubel über das erste olympische Edelmetall in der Geschichte des Schweizer Frauen-Eishockeys war anschließend grenzenlos.
"Das ist alles so überwältigend. Was wir geschafft haben, ist großartig. Ich bin einfach nur glücklich", sagte Sara Benz, die mit ihrem Tor in der 42. Minute die Aufholjagd gestartet hatte. Auch Phoebe Stanz (47.), Jessica Lutz (54.) und Alina Müller - per Schuss ins leere Tor - (59.) trafen. "Das war das verrückteste Match, das ich je gespielt habe", sagte Lutz.
Die Schwedinnen, die in Turin 2006 Silber und 2002 in Salt Lake City Bronze gewonnen hatte, waren schon 2010 nur Vierte geworden. "Wir haben es einfach verbockt", klagte Kapitän Jenni Asserholt. Die deutsche Auswahl, die das Endspiel auf der Tribüne des Bolschoi Ice Dome verfolgte, hatte das Turnier auf Rang sieben beendet. Damit verhinderte das Team von Bundestrainer Peter Kathan knapp die Relegation und den drohenden Abstieg in die Zweitklassigkeit.
Quelle: ntv.de, bwe/sid/dpa