Luft besser, Verkehr zu dicht Keine freie Olympia-Presse
29.07.2008, 20:56 UhrIOC-Intervention wegen der chinesischen Zensur, Sorge vor einem Verkehrsinfarkt in Peking, UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mahnt die weltweite Einhaltung des olympischen Friedens an: Zehn Tage vor der Eröffnungsfeier der XXIX Olympischen Spiele steigt die Nervosität. Nach mehreren Smog-Tagen gab es in der 17-Millionen-Metropole wenigstens an der Wetterfront Entwarnung. Wind und Regen haben die schlechte Luft und die Dunstglocke erstmal vertrieben. Nach einem Regenschauer jubelte der Vizedirektor des Umweltamtes, Du Shaozhong: "Sie können schon fühlen, dass es besser als gestern ist." Der Index für die Schadstoffe, der trotz massiver Fahrverbote seit vergangenem Donnerstag nur Smog-Tage angezeigt hatte, sei mit dem Wind jetzt unter den Grenzwert von 100 Punkten gefallen.
So erleichtert das Internationale Olympische Komitee (IOC) über die guten Nachrichten des Pekinger Wetteramts ist, so ernüchtert zeigten sich die Olympier über die Internet-Zensur. Entgegen früherer chinesischer Zusagen herrscht im Pressezentrum doch kein freier Zugang zum Internet, und die Seiten von internationalen Menschenrechtsorganisationen oder China-Kritikern werden gesperrt. IOC-Olympia-Direktor Gilbert Felli wurde diesbezüglich bereits beim Pekinger Organisationskomitee BOCOG vorstellig. Der Vorsitzende der IOC-Pressekommission, Kevan Gosper, bestätigte: "Er hat die Themen mit den Gastgebern angesprochen."
In Deutschland wird unterdessen kräftig über den möglichen Fahnenträger diskutiert. Anhänger von Basketball-Superstar Dirk Nowitzki haben eine Unterschriftensammlung im Internet gestartet. Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Jürgen Seidel schlug den Kanuten Andreas Dittmer vor. "Es gab bisher noch keinen Kontakt zu einem Athleten", erklärte der deutsche Olympia-Teamsprecher Gerd Graus. Die Entscheidung werde in den kommenden Tagen fallen, wenn die deutsche Mannschaftsleitung um Chef de Mission Michael Vesper in Peking eingetroffen sei.
Dauerstau vor den Stadien
Auch die deutschen Leistungsplaner dürften vom Chaos auf den Pekinger Ringstraßen nicht verschont bleiben. Selbst die chinesischen Olympia-Macher räumten mit seltener Offenheit Verkehrsprobleme ein. BOCOG hat eine Flotte von 7000 Autos und Bussen organisiert, um das erwartete Heer von 50.000 Funktionären, Sportlern und Journalisten durch den Dauerstau in Chinas Hauptstadt zu kutschieren. Die Vizedirektorin der Verkehrspolizei, Wang Li, ist sich "nicht hundertprozentig sicher", dass Stau-freie Spiele garantiert werden könnten. In den vergangenen Wochen sind bereits strikte Beschränkungen für den Privatverkehr verhängt worden. Pekings fünf Stadt-Autobahnen sind dennoch verstopft.
Neben den logistischen Schwierigkeiten befürchten die Olympia- Gastgeber terroristische Aktionen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erinnerte noch einmal alle Kriegsparteien an den olympischen Frieden. In einer Erklärung, die in New York verbreitet wurde, appellierte der Chef der Vereinten Nationen, diesen traditionellen Waffenstillstand zu respektieren. "Legt die Waffen nieder, wenn auch nur vorübergehend, damit die Menschlichkeit schon einen Anspruch auf Gold hat, noch bevor die Spiele überhaupt begonnen haben", so Ban Ki Moon. Die olympische Bewegung und die Vereinten Nationen strebten die gleichen Ideale von Frieden, Erfolg und menschlicher Würde an. "Zusammen sind die UN und die Olympische Bewegung ein Goldmedaillen- Team im Rennen um die höchsten Ziele der Menschheit", sagte Ban.
Sven Busch, dpa
Quelle: ntv.de