Daum: Hoffenheim "unfair" Kölns Trainer stinksauer
23.11.2008, 12:53 UhrEin leidenschaftliches und zuweilen hartes Duell zweier Überraschungs-Aufsteiger gipfelte in einer verbissenen Auseinandersetzung zweier Trainer-Reizfiguren. Nach dem verdienten 3:1 (1:0) des Fußball-Emporkömmlings 1899 Hoffenheim beim Bundesliga-Rückkehrer 1. FC Köln gerieten die Erfolgstrainer Ralf Rangnick und Christoph Daum heftig aneinander.
"Ich glaube, dass es keinen Zweifel daran gibt, dass wir als verdienter Sieger vom Platz gegangen sind. Die Jungs haben gezeigt, dass sie sich in den letzten fünf Monaten weiterentwickelt haben. Es war ein weiterer Schritt, sich in Auswärtsstadien auch zu wehren und nicht nur attraktiven Fußball zu spielen", sagte Hoffenheims Trainer Rangnick, der im Volksmund auch als "Professor" bekannt ist, mit Blick auf die beiden von Köln in der vergangenen Zweitliga-Saison gewonnenen Spiele (2:0, 3:1).
"Saubermann-Image hat Fleck erhalten"
Eine Steilvorlage für Daum, der im Vorfeld des Spiels schon moniert hatte, dass der Erfolg seines Teams angesichts der bislang unglaublichen Spielzeit des Klubs von Milliardär Dietmar Hopp untergehe. "Ich war wahrscheinlich in einem anderen Stadion. Wir haben 60:40 Prozent Ballbesitz und gestalten das Spiel über weite Strecken offen. Und wenn Nova (Milivoje Novakovic, d.Red.) kurz vor Schluss trifft, geht Hoffenheim in die Knie", sagte der 55-Jährige, erschien damit an diesem Tag als schlechter Verlierer und ging dann zum Frontalangriff über.
"Das Saubermann-Image hat einen Fleck bekommen. Was da von der Bank gekommen ist, war das Unfairste, was ich in diesem Stadion je gesehen habe. Hoffenheim gibt immer den Dorfverein ab, macht immer auf attraktiv, lieb und nett. Sie haben diesen Platzverweis von der Bank aus provoziert. Die Entscheidung wurde maßgeblich von der Hoffenheimer Bank beeinflusst. Das hat nichts mit Fair-Play zu tun", kritisierte der FC-Coach.
Zwei Platzverweise
Der Anlass: Ein deftiges Tackling von Kevin McKenna von der Seite gegen Hoffenheims Sejad Salihovic, das der nicht immer sichere Schiedsrichter Deniz Aytekin mit Rot ahndete (52.). "Es ist klar, dass man hochspringt, wenn fünf Meter von seiner Bank ein solches Foul passiert. Von uns hat kein einziger Rot gefordert. Diesen Schuh, den man uns vor die Tür stellen will, ziehen wir uns nicht an", entgegnete Rangnick.
In dem Tohuwabohu und der aufgeheizten Atmosphäre im mit 50.000 Zuschauern vollbesetzen WM-Stadion war vieles schwer nachzuvollziehen. Die Beschwerde Daums war müßig, denn drei Minuten später profitierte Köln von einem Hoffenheimer Feldverweis: Luiz Gustavo sah für ein Foul an Adil Chihi die Gelb-Rote Karte. Rangnick: "Ich beschwere mich nicht über solche Entscheidungen. Aber erst, als fünf Kölner Spieler auf den Referee zuschossen und die Karte quasi aus der Hosentasche zogen, gab es Gelb-Rot. Das ist merkwürdig."
Ibisevic weiter mit Traumquote
Der Sieger hat immer recht, und in diesem Fall nicht nur wegen des Ergebnisses. Die Rangnick-Elf trat, zog und rempelte nicht nur ordentlich mit. Zur Frustration von Daum standen bei den Gästen elf, später 14 gute Fußballer im Altersschnitt von "22 und ein paar Zerquetschten", mit "Leidenschaft, Herz und Lernfähigkeit" (Rangnick) und zum Teil außergewöhnlicher Begabung auf dem Platz. Torschütze Vedad Ibisevic hat nun schon 16 Treffer erzielt: Gerd-Müller-verdächtig. Rangnick: "Es ist ein Märchen. Ich hab das in meiner Karriere noch nie erlebt."
Der Hoffenheimer Trainer war nicht einmal über das Gegentor von Kölns Portugiesen Petit (78.) verärgert, aber sehr über eine Einlage von Salihovic, der vor einem Pass erst mit dem Ball jonglierte. "Dafür habe ich Sali direkt nach dem Spiel in den A... getreten. Er dachte, er kann hier eine Zirkusvorführung machen. Das geht nicht, Respekt ist das Wichtigste", erklärte der 50-Jährige.
Am Ende gestand schließlich auch Daum ein, dass der Gegner die "höhere Passqualität" hatte und man sich hier und da habe "wegputzen lassen. Uns bleibt daher nur, Hoffenheim zu gratulieren."
Quelle: ntv.de, Ulf Zimmermann, sid