Neuauflage des EM-Finals "König Otto" wieder erfolgreich
27.03.2008, 11:24 UhrEntspannt lehnte sich Otto Rehhagel zurück und philosophierte über den Aufschwung des griechischen Fußballs seit seinem Amtsantritt im August 2001. "Damals hatte unsere Nationalmannschaft keinen Stellenwert", sagte der Erfolgstrainer nach dem 2:1 (1:0)-Erfolg des Fußball-Europameisters in der Neuauflage des EM-Finales gegen Portugal und fügte sichtbar amüsiert an: "Als Scolari 2002 Brasilien als Trainer zum Weltmeistertitel führte, kannte er uns noch gar nicht. Nun hat er mich vor dem Spiel gefragt, ob wir einverstanden sind, dass der Rasen kürzer geschnitten wird. Vor sechs Jahren hätte er noch nicht gefragt."
Spätestens seit dem sensationellen Titelgewinn vor vier Jahren sind die Hellenen als unangenehmer Gegner bekannt und haben sich international Respekt verschaffen, auch wenn sie die WM-Teilnahme in Deutschland 2006 verpassten.
Rund zehn Wochen vor der EM in Österreich und der Schweiz präsentierte sich Griechenland gegen den WM-Vierten Portugal beim Länderspiel in Düsseldorf in guter Form. "Rehakles" verfolgte den Auftritt seines Teams gestenreich an der Seitenlinie und blickt optimistisch Richtung Saisonhöhepunkt. Man sei flexibler geworden und habe die Möglichkeit, in bestimmten Situationen, die richtige Entscheidung zu treffen, meinte der gebürtige Essener.
Rehhagel warnt
Besonders der überragende Spielmacher Georgios Karagounis traf gegen die Portugiesen häufiger die richtige Entscheidung. So brachte er sein Team mit zwei sehenswerten Freistoßtoren (33./60.) auf die Siegerstraße.
Rehhagel trat trotz der Leistung seiner Mannschaft auf die Euphoriebremse. "Vor einem großen Turnier ist alles Spekulation. Wenn die EM für uns mit dem Spiel gegen Schweden losgeht, kann man alles andere vorher vergessen", erklärte der 69-Jährige, der zudem warnte: "Wir haben keinen großen Kader. Bei zwei, drei Ausfällen kommen wir in Schwierigkeiten."
Neben Schweden trifft der Titelverteidiger bei der EM auf Spanien und Russland. "Andere Mannschaften sind in der Favoritenrolle. Aber wenn wir so spielen wie 2004, dann kommen wir über die Vorrunde hinaus", sagte der Frankfurter Ioannis Amanatidis, der gegen Portugal in Rehhagels 4-3-3-System in der ersten Halbzeit einen Sturm mit Theofanis Gekas (Leverkusen) und Angelos Charisteas (Nürnberg) bildete.
Ronaldo vermisst
Portugal kam dagegen erst ein wenig besser in die Begegnung und durch Nuno Gomes zum Anschlusstreffer (75.), als die Griechen durch zahlreiche Wechsel ihren Spielfluss ein wenig verloren. Der Ausfall der verletzten Stars Cristiano Ronaldo und Deco machte sich bemerkbar. "Bei der EM wird man eine andere Mannschaft sehen", sagte Fernando Meira vom deutschen Meister VfB Stuttgart.
Auch der in der Kritik stehende Coach Luiz Felipe Scolari blieb gelassen. "Natürlich haben wir Ronaldo vermisst. Aber 2004 sind wir Vize-Europameister geworden, bei der WM standen wir im Halbfinale. Wir wissen also, was wir zu tun haben", meinte Scolari, der mit seinem Team in der EM-Vorrunde auf Co-Gastgeber Schweiz, Tschechien und die Türkei trifft.
Von Oliver Mucha und Thomas Straka, sid
Quelle: ntv.de