Juan Antonio Samaranch Leben zwischen Politik und IOC
21.04.2010, 15:00 UhrWer war Juan Antonio Samaranch? Er begann seine Karriere als Funktionär des Diktators Franco, wird später spanischer Botschafter in Moskau und führte ab 1980 als IOC-Präsident die Olympischen Spiele aus der Krise. Dafür wählen sie ihn dreimal wieder.
Der am 17. Juli 1920 in Barcelona als Sohn eines Textilfabrikanten geborene Juan Antonio Samaranch hat ein Leben zwischen Sport, Politik und Wirtschaft geführt. Nach einem Studium der Ökonomie begann er eine berufliche Laufbahn bei Banken, die dann in eine politische Tätigkeit mündete. Samaranch diente in der Administration des spanischen Diktators Franco in mehreren Funktionen, unter anderem als Staatssekretär für Sport (ab 1966). Parallel dazu baute der Hockeyspieler, Boxer und Fußballer eine Karriere als Sportfunktionär auf. 1967 wurde er zum spanischen NOK-Präsidenten befördert, bereits ein Jahr vorher erfolgte die Berufung in das Internationale Olympische Komitee (IOC).
Im IOC stieg Samaranch schnell zum Protokollchef und Mitglied des Exekutivkomitees (1970 bis 1978) auf, die letzten vier Jahre als Vizepräsident. Nach dem Sturz von Franco schickte ihn die erstmals demokratisch gewählte spanische Regierung als Botschafter für die Sowjetunion und die Mongolei nach Moskau. Es war ein absichtsvolles Manöver, um einen Spanier in die höchste Position des Weltsports zu bringen. Tatsächlich trugen die engen Beziehungen zum kommunistischen Lager wesentlich dazu bei, dass Samaranch am 16. Juli 1980 vor der Kulisse der Boykott-Spiele in Moskau zum siebten IOC-Präsidenten gewählt wurde.
Samaranch strukturiert Olympische Welt neu
Mit einer Fülle von Reformen, unter anderem der Öffnung für den Profi und der Hinwendung zur Kommerzialisierung, gelang es Samaranch, die Olympischen Spiele aus der Krise zu führen. Mit diplomatischem und unternehmerischem Geschick strukturierte er die Olympische Welt neu, erlöste durch die Vermarktung Milliarden von Dollars und entwickelte die Olympischen Spiele zu einem Hochglanzprodukt. Dies war die Grundlage für seine Wiederwahlen 1988, 1992 und 1997.
Der Korruptionsskandal um den Olympia-Bewerber Salt Lake City brachte das IOC und auch Samaranch in größte Bedrängnis. Der Skandal zwang das IOC 1999 zu umfassenden Veränderungen, unter anderem wurden die Präsidentschaften auf maximal 12 Jahre begrenzt. 81-jährig wurde Samaranch 2001 nach 21 Jahren im Amt vom Belgier Jacques Rogge abgelöst und zum Ehrenpräsidenten gewählt. Auch ohne Stimmrecht hatte seine Meinung im IOC danach noch Gewicht.
Vom König geadelt
Samaranch war über 45 Jahre mit Maria Teresa Salisachs Rowe verheiratet. Sie starb 2000, einen Tag, nachdem ihr Mann die Olympischen Spiele in Sydney eröffnet hatte. Samaranch hinterlässt Tochter Maria Teresa und Sohn Juan Antonio, den er 2001 zum Abschied ins IOC wählen ließ. Wegen seiner Verdienste um Spanien war Samaranch 1991 von König Juan Carlos mit dem Adelstitel "Marquès de Samaranch" ausgezeichnet worden.
Mit 21 Jahren Amtszeit wurde Samaranch nur von IOC-Gründer Pierre de Coubertin (Frankreich) übertroffen, der von 1896 bis 1925 IOC-Präsident war. Die IOC-Präsidenten in der Übersicht:
1) 1894 - 1896 Demetrius Bikilas (Griechenland)
2) 1896 - 1925 Pierre de Coubertin (Frankreich)
3) 1925 - 1942 Henri de Baillet-Latour (Belgien)
4) 1942 - 1952 Sigfrid Edström (Schweden)
5) 1952 - 1972 Avery Brundage (USA)
6) 1972 - 1980 Michael Killanin (Irland)
7) 1980 - 2001 Juan Antonio Samaranch (Spanien)
8) 2001 - .... Jacques Rogge (Belgien) - gewählt bis 2013
Quelle: ntv.de, dpa/sid