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Skispringer nicht ohne Wellinger Der letzte Gold-Adler fliegt dem Drama davon

Wellinger springt schon seit fast zehn Jahren in der Weltelite.

Wellinger springt schon seit fast zehn Jahren in der Weltelite.

(Foto: IMAGO/GEPA pictures)

Andreas Wellinger ist der letzte verbliebene Springer des Olympiasieger-Teams von 2014. Viele Verletzungen werfen den Weltklasse-Skispringer immer wieder heftig zurück. Mit 27 Jahren ist er nun topfit. Soweit es sein kaputtes Knie eben zulässt.

Als Quizfrage auch für hartgesottene Skisprungfans kein Selbstläufer: Die Besetzung des deutschen Teams beim sensationellen Olympia-Gold 2014 in Sotschi? Severin Freund, klar, Andreas Wellinger, sicher. Aber dann? Kein Geiger, kein Eisenbichler, kein Freitag: Andreas Wank und Marinus Kraus dürfen sich seit knapp neun Jahren Olympiasieger nennen - pures Stammtisch-Gold.

Wenn an diesem Wochenende im polnischen Wisla die Weltcup-Saison 2022/23 beginnt, ist Wellinger der einzige noch aktive Springer aus dem Gold-Vierer - Freund und Kraus hatten im Sommer ihre Karriere beendet, Wank trat bereits 2019 zurück. "Ich werde alt, merkst, oder?", sagt Wellinger herzhaft lachend - denn mit 27 steht er in der Blüte seiner Schanzenjahre.

"Ich hatte das Privileg, dass ich mit 17 extrem früh dazukam und recht furios reinstarten durfte. Theoretisch bin ich noch jung, praktisch schon relativ alt", sagt der Ruhpoldinger, der trotz seiner großen Erfahrung zur jüngeren Hälfte des deutschen Weltcup-Teams gehört - Pius Paschke ist 32 Jahre alt, Markus Eisenbichler 31 und auch der 29-jährige Karl Geiger sind älter, nur Constantin Schmid und Philipp Raimund, beide 22 Jahre alt, sind jünger.

"Mein Knie ist kaputt"

Wäre Wellinger ein Auto, dann ein Youngtimer: Recht spätes Baujahr, reichlich Strecke auf dem Tacho, scheckheftgepflegt, aber nicht unfallfrei. Dem Sotschi-Triumph folgten zwar Olympia-Gold 2018 im Einzel sowie zwei weitere Medaillen von Pyeongchang, danach aber grobe Rückschläge mit dem Kreuzbandriss 2019 als Tiefpunkt. Eine mögliche Olympia-Qualifikation vermasselte ihm Anfang des Jahres dann ein positiver Coronatest.

"Mein Knie ist kaputt, das habe ich so akzeptiert und wird sich auch nicht mehr ändern", sagt Wellinger: "Der Rest funktioniert gut." So gut wie schon lange nicht mehr: Aus der Vorsaison verabschiedete er sich mit starken Leistungen und Teamsilber bei der Flug-WM, im Sommer-Grand-Prix war er der stärkste Deutsche und wurde unlängst souverän deutscher Meister.

Fast ein Jahrzehnt nach dem frühen Höhepunkt seiner Karriere könnte nun also ein goldener Karriere-Herbst beginnen. "Die vergangenen Jahre waren extrem schwierig. Aber jetzt bin ich voll motiviert für die nächste und die übernächste Saison und keine Ahnung, wie viele Jahre noch", sagt Wellinger: "Skispringen ist schließlich das Geilste, was es gibt."

(Dieser Artikel wurde am Freitag, 04. November 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, ara/sid

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