Vor dem Spiel in Wales Löw setzt auf Gomez
30.03.2009, 17:30 UhrJoachim Löw warnt vor Leichtsinn, aber auch der Bundestrainer kann die schwächelnden Waliser kaum stark reden. Minutenlang schwor der 49-Jährige die deutschen Fußball-Nationalspieler beim Training im Leipziger Zentralstadion, bei dem auch Sorgenkind Mario Gomez im internen Testspiel ins Tor traf, auf die zweite WM-Qualifikations-Prüfung an diesem Mittwoch ab 20.45 Uhr ein.
"Es wird ein ganz anderes Spiel als gegen Liechtenstein, wo wir wussten, dass wir gewinnen. Wales wird um die letzte Chance kämpfen", ermahnte Löw eindringlich sein Personal. Auch Manager Oliver Bierhoff trat vor dem Charterflug von Leipzig nach Cardiff als Mahner auf: "Wir wollen unsere Tabellenposition ausbauen. Wir dürfen keine Punkte liegenlassen."
Große Depression in Wales
In Wales herrscht nach der 0:2-Heimpleite gegen Finnland zwar eine große Depression, aber vor einem halben Jahr hatte sich das DFB-Team nach dem 6:0-Hinspielsieg in Liechtenstein auch eine unerwartete Blöße beim anschließenden 3:3 in Helsinki gegen Finnland geleistet. Nun soll der Vier-Punkte-Vorsprung auf Hauptkonkurrent Russland, der ein Spiel weniger bestritten hat, unbedingt behauptet werden. "Mein Wunsch ist, nicht in einer absoluten Drucksituation in die Partien im Oktober zu gehen", erklärte Bierhoff, der einen "ruhigen Sommer" verleben will, in dem er die WM-Planungen weiter vorantreiben kann.
Ein Endspiel am 10. Oktober in Moskau gegen Russland um den Gruppensieg und das einzige Direkt-Ticket zur WM-Endrunde 2010 in Südafrika soll vermieden werden - auf zwei Alles-oder-Nichts-Spiele gegen einen anderen Gruppenzweiten ist niemand scharf. "Wales ist für uns ein wichtiges Spiel auf dem Weg zur WM", betonte Löw. Er will zwar nach "vorne spielen" lassen, aber kontrolliert, wie Bierhoff berichtete: "Häufig wird von uns alles im Hurra-Stil erwartet. Wir müssen aber auch mal abgeklärt und intelligent gewinnen."
Keine Zweifel an Gomez
Der Bundestrainer betrieb unterdessen weitere Aufbauarbeit für den seit 643 Länderspiel-Minuten torlosen Gomez. Der Stuttgarter wird im Millennium-Stadion erneut an der Seite von Lukas Podolski stürmen, daran ließ Löw keinen Zweifel aufkommen: "Er hat unser Vertrauen und wird es auch behalten." In seinen Gesprächen mit dem Angreifer habe er diesen "nicht niedergeschlagen" erlebt, sondern kämpferisch. "Mario kann schon wahnsinnig viel", betonte Löw. Gomez, der beim VfB Stuttgart wie am Fließband trifft, ist sich selbst ein Rätsel: "Ich weiß nicht, woran es liegt, dass ich so durchhänge", sagte er und versprach: "Ich werde in Wales wieder mein Bestes geben."
Bierhoff zitierte sogar den einstigen Basketball-Superstar Michael Jordan, der in seiner Karriere "9000 Würfe verfehlt und 300 Spiele verloren" hatte, aber aus Misserfolgen am Ende gestärkt hervorgegangen sei. Auch an Miroslav Klose soll sich Gomez ein Beispiel nehmen. Der Münchner ballerte sich vor einem halben Jahr aus der Krise, als er in Finnland dreifach traf. "Vielleicht platzt bei Mario der Knoten, so, wie es damals bei Miro der Fall war."
Schweinsteiger kann wohl spielen
Der verletzte Klose (Sprunggelenks-Operation) war als zweifacher Torschütze auch der Matchwinner beim letzten 2:0-Sieg in Wales. Am 8. September 2007 schwang zudem Bastian Schweinsteiger in Abwesenheit von Michael Ballack das Zepter im zentralen Mittelfeld. Am Montag musste Schweinsteiger wegen Adduktorenbeschwerden das Training abbrechen, laut Bierhoff handelte es sich dabei aber um eine reine Vorsichtsmaßnahme: "Wir wollten kein Risiko eingehen."
Groß verändern möchte Löw sein Team nämlich nicht. Im linken Mittelfeld stünde der von Knie-Problemen genesene Piotr Trochowski als Alternative zu seinem HSV-Kollegen Marcell Jansen zur Verfügung, aber Löw lobte den Torschützen gegen Liechtenstein: "Marcell hat sehr engagiert gespielt." Löw will "noch ein paar Überlegungen" zur Aufstellung anstellen, auch bezogen auf den Gegner: "Wales ist eine Kopie des englischen Fußballs. Es wird kampfbetont werden, mit viel Körpereinsatz und viel Zweikampfhärte."
Die voraussichtliche Aufstellung: Enke - Beck, Mertesacker, Tasci, Lahm - Schweinsteiger, Hitzlsperger, Ballack, Jansen - Gomez, Podolski
Quelle: ntv.de, Von Klaus Bergmann und Jens Mende, dpa