Schock nach Sturz von Konkurrent Markus Rehm leistet Erste Hilfe und fliegt zu WM-Gold
15.07.2023, 10:19 Uhr
Markus Rehm kümmerte sich mit seinem deutschen Teamkollegen Noah Bodelier (rechts) um den gestürzten Stylianos Malakopoulos.
(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)
Markus Rehm behauptet seine Ausnahmestellung in der Leichtathletik. Bei der Para-WM in Paris segelt der 34-Jährige souverän zu seiner 14. Goldmedaille in Serie. Dabei macht ihn der Sturz seines Trainingspartners "richtig emotional". Danach kündigt Rehm an, die Saison vorzeitig zu beenden.
Nach einem nervenaufreibenden Abend atmete Markus Rehm erst mal tief durch. Mit Gold und WM-Rekord hatte er seine Ziele immerhin voll erfüllt. "Weltrekord kann man nicht jeden Tag springen", sagte der Prothesen-Weitspringer nach seinem sechsten Para-WM-Titel in Folge: "Vor allem nicht bei diesen Bedingungen und diesen Emotionen."
Wechselnde Windbedingungen und die Tatsache, dass Rehm bei seinen letzten vier Versuchen jeweils wegen des Starts eines Rennens warten musste, erschwerten die Situation schon. Doch noch schlimmer wog der Sturz des Griechen Stylianos Malakopoulos, der seit einem Jahr in Leverkusen sein Trainingspartner ist. "Das hat mich kurz richtig aus dem Konzept gebracht, weil es wirklich nicht gut aussah", gestand Rehm: "In dem Moment bin ich richtig emotional geworden. Weil ich fürchtete, dass er sich richtig verletzt hat und wir richtig gute Freunde geworden sind. Ich rufe ihn sofort an, wenn ich hier raus bin, aber ich habe jetzt gehört, es soll nicht ganz so schlimm sein."
Auch die Trainerin der beiden, die frühere Speerwurf-Weltmeisterin Steffi Nerius, stand noch unter dem Eindruck der Bilder, als Malakopoulos mit dem Rollstuhl aus dem Stadion gefahren wurde. "Das war für uns alle sehr nervenaufreibend", sagte Nerius: "Aber ich bin mega stolz auf Markus, wie er die Situation gemanagt hat. Ich kann mich nicht erinnern, dass er von den Umständen her schon mal so einen schwierigen Wettkampf hatte." Bilder zeigen, wie Rehm gemeinsam mit Noah Bodelier neben Malakopoulos an der Grube kniet und sich um den Griechen kümmert.
War es das schon mit der Rekordjagd für dieses Jahr?
Mit 8,49 Metern gewann er letztlich dennoch mit einem riesigen Vorsprung von 1,10 Meter. Seit 2011 hat Rehm alle 14 Titel bei Welt- und Europameisterschaften sowie Paralympics gewonnen. "Und so weit ist, glaube ich, in diesem Jahr noch kein olympischer Athlet gesprungen", sagte Rehm. Die Jahresweltbestleistung liegt aktuell bei 8,42 Metern. In Deutschland ist zuletzt vor neun Jahren ein anderer Springer so weit gesprungen. Den Para-Weltrekord hatte Rehm 19 Tage vor der WM auf 8,72 Meter geschraubt.
Allerdings überlegt Rehm, seine Wettkampf-Saison vorzeitig zu beenden. "Ich bin nicht ganz sicher, ob ich dieses Jahr nochmal irgendwo starte. Aber ich glaube nicht", sagte der 34-Jährige. "Ich habe ein bisschen Schwierigkeiten mit dem Fuß." Zwar könne er damit trainieren, "aber es tut schon weh. Und ich glaube, ich muss das auskurieren, damit ich gut durch den Winter komme." Denn 2024 ist für Rehm ein wichtiges Jahr. Im Mai steigt die nachgeholte WM in Kobe, im August finden die Paralympics in Paris statt. Und sein Traum ist es, als erster Mensch die Neun-Meter-Schallmauer zu durchbrechen.
"Wenn man jetzt nicht langsam anfängt zu träumen, wäre man kein Leistungssportler. Man fängt schon an, sich Gedanken zu machen", hatte Rehm vor der WM gesagt. "Er hat noch Potenzial. Selbst die neun Meter sind inzwischen möglich", frohlockte seine Trainerin Nerius. Allerdings gelte es, sich der Bestmarke von "Legende" Powell erstmal Schritt für Schritt anzunähern. Denn zum 1991 in Tokio aufgestellten Weltrekord von 8,95 Meter sei es "immer noch weit", so Rehm.
Quelle: ntv.de, tsi/dpa/sid