Bereits zehn Chinesen gesperrt Massiver Betrugsskandal erschüttert Snooker-Sport
05.01.2023, 20:09 Uhr
Topspieler Zhao Xintong gehört zu den Verdächtigen im Betrugsskandal.
(Foto: IMAGO/Pro Sports Images)
Ein Wett- und Betrugsskandal lastet auf dem Snooker-Sport. Gegen zehn Spieler aus China hat der Weltverband Untersuchungen eingeleitet. Sollten sich die schweren Vorwürfe bestätigen, fordert Ex-Weltmeister Shaun Murphy eine lebenslange Sperre.
Der Gentleman-Sport Snooker wird seit Wochen von einem massiven Betrugsskandal erschüttert. Es geht dabei um verbotene Absprachen. Diese international beliebte Billard-Variante ist wegen der präzisen Spielweise vor allem für Sportwetten (mit hohen Einsätzen) interessant und Manipulationen anfällig. Mittlerweile sind zehn Spieler vom Weltverband WPBSA gesperrt worden, darunter mit Zhao Xintong (Nummer 9 der Welt) und Yan Bingtao (Nummer 16 der Welt) zwei absolute Top-Leute. Alle Verdächtigen stammen aus China. Richtig ins Rollen kam der Skandal Anfang Dezember als der WPBSA Lu Ning, Li Hang, Zhao Jianbo, Bai Langning und Chang Bingyu vorläufig wegen möglicher Spielmanipulationen suspendierte. Bereits im Oktober hatte der Verband mit Liang Wenbo einen ersten Spieler aus dem Verkehr gezogen.
Snooker-Legende Jimmy White hatte nach der fünffachen Suspendierung im Dezember im Gespräch mit Eurosport von einem "sehr schlechten Tag" für den Sport gesprochen. Und auch WPBSA-Boss Jason Ferguson musste zugeben, dass die Entwicklungen der vergangenen Tage "kein gutes Licht" auf die Sportart werfe. "Hier geht es um den weltweiten Ruf des Snooker-Sports. Wenn diese Spieler schuldig gesprochen werden, verlieren wir unser Gentleman-Image. Und dann haben sie in meinen Augen kein Recht mehr, jemals wieder Teil der Snooker-Gemeinschaft zu sein", forderte Ex-Weltmeister Sean Murphy im Gespräch mit dem Portal "TheSportsman".
Rolf Kalb, die deutsche Snooker-Kommentatoren-Legende, schreibt in seiner aktuellen Kolumne für eurosport.de: "Offensichtlich haben sich Strukturen gebildet, die systematischen Betrug ermöglichen. Der Schaden für das Snooker ist immens. Bei jedem überraschenden Ergebnis rumort es da schon im Kopf." Was ihn optimistisch stimme, sei der bisher offene Umgang des Weltverbands mit den schweren Vorwürfen. "Die Null-Toleranz-Haltung der WPBSA wirkt auf mich glaubhaft", so Kalb. "Wir machen so viel Druck, wie wir können. Diese Dinge sind sehr schädlich. Wir müssen der Öffentlichkeit beweisen, dass wir uns darum kümmern und schnell handeln können", bekannte Ferguson vor ein paar Tagen im Interview mit der britischen Zeitung "Metro".
Immer wieder Topspieler verwickelt
Betrugsfälle hat es im Snooker in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Involviert waren regelmäßig auch Spitzenspieler. So wurde im Jahr 2010 etwa mit Stephen Lee ein Spieler der Top 8 der Weltrangliste überführt. Der Engländer wurde für 14 Jahre von allen offiziellen Wettbewerben ausgeschlossen. Auch der ehemalige Snooker-"Bad-Boy" Quinten Hann, immerhin mal die Nummer 14 der Welt, wurde wegen Betrugs gesperrt.
Unter den in Verdacht geratenen Profis zählte vor einigen Jahren auch der mehrmalige Weltmeister John Higgins. Die mittlerweile eingestampfte Boulevardzeitung "News of the world" veröffentlichte ein Video, auf dem Higgins erklärte, es sei kein Problem für ihn, ein Spiel zu manipulieren. Später erklärte er seine Aussagen mit Angst vor der osteuropäischen Wettmafia. Er habe deswegen "mitgespielt". Der Verband kaufte ihm diese Erklärung ab und sperrte ihn nur für sechs Monate.
Quelle: ntv.de, tno/sport.de