Sport

Alpenländer machen Stimmung Meisterlich in EM-Form

Treffsicher wie Wilhelm Tell, virtuos wie Wolfgang Amadeus Mozart und voller Lebensfreude wie Heidi: Bei der Fußball-Europameisterschaft wollen die Schweiz und Österreich als perfekte Gastgeber ihr Sommermärchen schreiben und versprechen den Gästen vom ganzen Kontinent ein Feuerwerk an Emotionen. Dass Fußball auch in den Alpenländern Berge versetzen kann, wurde angezweifelt, doch kurz vor dem Turnier vom 7. bis 29. Juni steigt die Fieberkurve. "Wir werden ein Turnier auf einem hohen sportlichen und organisatorischen Niveau erleben", verspricht UEFA-Präsident Michel Platini.

Parallelen zum WM-Sommermärchen 2006 des großen Nachbarn Deutschland sind den EM-Machern gar nicht recht, aber mit der stimmungsvollen EM-Endrunde vor vier Jahren will man es in Österreich und der Schweiz schon aufnehmen. "Ich bin überzeugt davon, dass wir auf das Portugal-Abenteuer noch etwas drauflegen können", sagte Organisationschef Martin Kallen, der auch schon 2004 die EM-Geschicke leitete.

31 Mal Fußball vom Feinsten

Die Suche nach einem Nachfolger für Sensationssieger Griechenland mit dem deutschen Trainer Otto Rehhagel wird zum Treffen der fußballerischen Superlative. In den 31 Partien vom Eröffnungsspiel zwischen der Schweiz und Tschechien im St. Jakob-Park in Basel bis zum Finale im Wiener Ernst-Happel-Stadion treten die 16 Top-Teams des Kontinents an - nur England scheiterte in der Qualifikation als Favorit an Kroatien und Russland. Kulminationspunkt der geballten Fußball-Klasse ist die Gruppe C, in der die Turnier-Favoriten Italien, Frankreich und Niederlande sowie Außenseiter Rumänien in Bern und Zürich früh aufeinandertreffen.

Die deutsche Gruppe B mit den Gegnern Polen (8. Juni/Klagenfurt), Kroatien (12. Juni/Klagenfurt) und Österreich (16. Juni/Wien) erweckt einen deutlich leichteren Eindruck. Doch Joachim Löw will sich nicht blenden lassen und mit akribischer Planung an die bis 1996 gültige gute deutsche EM-Tradition anknüpfen. Als Turnier-Favorit sieht weder der Bundestrainer noch Kapitän Michael Ballack das DFB-Team, doch der vierte EM-Titel nach 1972, 1980 und 1996 bleibt weiter das große Ziel. In jedem Fall soll eine Neuauflage der demütigenden Vorrunden-Pleiten der Turniere 2000 und 2004 vermieden werden. "Wir können nicht versprechen, dass wir Europameister werden. Aber wir können versprechen, dass wir uns europameisterlich vorbereiten", sagte Löw.

Klein, fein und abgesichert

Die Begeisterung rund um das Nationalteam hat sich seit der Heim-WM in Deutschland konserviert. Allein mit den Ticketanfragen aus Deutschland hätten alle acht EM-Stadien in Wien (50.000 Zuschauer), Basel (40.000), Bern, Zürich, Genf, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt (jeweils 30.000) bei allen Spielen gefüllt werden können. Die acht Arenen wurden für mehrere hundert Millionen Euro renoviert und stehen sinnbildlich für das Turnier: Klein, aber fein und mit viel Charme soll die EURO über die Bühne gehen. Um Fan-Gewalt zu vermeiden, werden auch Polizisten aus dem Ausland in Österreich und der Schweiz im Einsatz sein. Bilder von Fan-Ausschreitungen in Basel und Bern Anfang Mai zeigten, dass die heile Fußball-Welt gerade in der Schweiz auch ihre Risse hat.

Wie bei jedem sportlichen Großereignis nimmt der Sicherheits-Aspekt und die Angst vor Terroranschlägen breiten Raum ein. Die Ticket-Frage ist aber das drängendste Problem. Gut eine Million Karten stehen insgesamt zur Verfügung. 21.765 davon gehen an deutsche Fans für die drei Vorrunden-Partien in Klagenfurt und Wien. Beim DFB gingen in der Mitte Februar abgelaufenen zweiten Bestellphase für die Gruppenphase aber 1.503.061 Bestellungen von 502.024 Anhängern ein. Für das gesamte Turnier wurden 2.630.027 Tickets geordert. "Das sind überwältigende Zahlen", sagte DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach. "Es wird leider nur wenige freudige Gewinner geben. Wir sind traurig, dass wir nur so wenige Karten verlosen können."

Auch ohne Ticket im Geschehen

Wie bei der WM in Deutschland sollen in Fan-Meilen und beim Public Viewing die ticketlosen Anhänger zu Volksfesten zusammenkommen. In Wien werden die prächtige Ringstraße und die Kaiserwiese im Prater zur Party-Zone umfunktioniert. Zudem wollen beide Länder mit einem Begleitprogramm ihr Image als Kultur-Nationen pflegen. Fast täglich wird es Konzerte mit prominenten Künstlern von Placido Domingo bis Elton John oder den Wiener Philharmonikern geben. Wie gut Fußball und Kultur harmonieren können, wurde auch im Vorfeld schon geprobt. Beim traditionsreichen Wiener Opernball wurde der silberne EM-Pokal präsentiert.

Von Arne Richter, dpa

Quelle: ntv.de

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