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Von Berlin aus in den OP Michael van Gerwen siegt und muss unters Messer

Zum ersten Mal werden die Playoffs der Darts Premier League in Berlin ausgetragen, zum sechsten Mal gewinnt Michael van Gerwen die mit 320.000 Euro Siegerpreisgeld dotierte Turnierserie. Für den niederländischen Superstar ein "gutes Gefühl", bevor er sich einer Operation unterzieht.

Kurz vor Mitternacht am Montagabend brüllt Michael van Gerwen in der Mercedes-Benz-Arena in Berlin mit dem ihm üblichen Urschrei seine Freude heraus. Direkt der erste Matchdart sitzt zum 11:10 im Finale gegen Joe Cullen. Es ist das Ende eines dramatischen Endspiels zwischen dem niederländischen Superstar und dem englischen Überraschungs-Finalisten. Für die mehr als 10.000 Zuschauer in der fast ausverkauften Halle am Ostbahnhof ist es eine standesgemäße Entschädigung für zwei langweilige Halbfinals zuvor.

Die besten vier der acht Premier-League-Spieler hatten sich für den Playoff-Abend qualifiziert. Als leichter Favorit geht aber nicht van Gerwen, sondern Titelverteidiger Jonny Clayton ins Rennen. Der Waliser hatte bei 8 der 16 Mini-Turniere im Verlauf der Premier-League-Saison das Finale erreicht und damit deutlich das Gesamtranking angeführt. Im Halbfinale ist der Traum vom erneuten Triumph nach einer Viertelstunde aber schon so gut wie ausgeträumt. Gegen Joe Cullen liegt Clayton schnell mit 0:6 zurück, findet keine Mittel gegen den kompromisslos spielenden Viertplatzierten der regulären Premier-League-Saison.

Mehr als 10.000 Darts-Fans feierten ausgelassen in Berlin.

Mehr als 10.000 Darts-Fans feierten ausgelassen in Berlin.

(Foto: picture alliance/dpa)

"Der Start ins Spiel ist enorm wichtig. Da geht es darum, Selbstvertrauen zu holen. Hoffentlich komme ich gut aus den Startlöchern", hatte Clayton zuvor im Darts-Podcast "Checkout" gesagt. "Für mich wird der Start in die Begegnung wichtiger sein als für Joe." Und tatsächlich kommt der Waliser nach seinem Desaster-Start an diesem Abend nicht mehr zurück. Cullen setzt sich am Ende mit 10:4 durch. Mit dem identischen Ergebnis gewinnt im Anschluss auch Michael van Gerwen gegen den Engländer James Wade.

Langweilige Halbfinals, denkwürdiges Endspiel

Es ist bis zu diesem Zeitpunkt noch kein denkwürdiger Darts-Abend in Berlin, doch das Finale sollte für die einseitigen Halbfinals entschädigen. Premier-League-Debütant Cullen schnappt sich das erste Leg in herausragender Manier, verpasst dann aber drei Darts auf Doppel zum schnellen 2:0. Van Gerwen nimmt das Geschenk an und zieht auf 3:1 davon. Der Niederländer kann den Zwei-Leg-Vorsprung bis zum 6:4 halten.

Dann nimmt das Cullen-Comeback seinen Lauf, der "Rockstar" aus Bradford geht mit 7:6 in Führung und ist plötzlich Favorit auf den Sieg im nach der WM zweitgrößten Darts-Turnier der Welt. Van Gerwen bleibt aber dran, schafft immer wieder den Ausgleich. Für den Sieg im Finale sind 11 Legs nötig, zunächst scheint dann van Gerwen beim Stand von 9:9 das vorentscheidende Break zu gelingen, doch Cullen kontert seinerseits mit einem Break zum 10:10.

Cullen verpasst Sieg um einen Millimeter

Ein gelöster Michael van Gerwen, ein gebrochener Joe Cullen.

Ein gelöster Michael van Gerwen, ein gebrochener Joe Cullen.

(Foto: picture alliance/dpa)

Cullen darf das Entscheidungsleg beginnen. Ein großer Vorteil für den 32-Jährigen. Und tatsächlich erspielt sich der Engländer einen Matchdart, setzt den Pfeil aber einen Millimeter an der Doppel 16 vorbei. "MvG" dagegen ist zur Stelle, trifft das acht Millimeter schmale Doppelfeld im ersten Versuch. Cullen muss sich mit umgerechnet etwa 145.000 Euro Preisgeld zufriedengeben, auf dem Konto des Niederländers landen 325.000 Euro.

"Mein Fokus lag voll und ganz auf diesem Event. Es war nicht leicht, aber was für ein Tag. Joe Cullen war phänomenal in diesem Finale. Ich bin überglücklich", frohlockt van Gerwen auf der Pressekonferenz eine halbe Stunde später. Der 33-jährige Niederländer ist in der Weltrangliste nach für seine Verhältnisse schwachen zwei Jahren auf Platz drei zurückgefallen. "MvG" hatte zuletzt im November 2020 ein großes Turnier gewonnen. "Ich habe eine wirklich harte Zeit hinter mir, die letzten 18 Monate haben mir weh getan. Deshalb bedeutet mir der Sieg unheimlich viel", sagt van Gerwen und richtet auch Worte ans Publikum: "Die Fans in Berlin waren sensationell. Sie haben dem Sport alle Ehre gemacht."

Operation wegen Kribbeln in Wurfhand

Bevor van Gerwen in den nächsten Wochen weitere Titel einfahren will - im Sommer steht mit dem World Matchplay eines der wichtigsten Turniere des Jahres an - muss der mittlerweile sechsfache Premier-League-Sieger aber erstmal operiert werden.

Bei dem Niederländer wurde ein Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert. Der 33-Jährige hat deswegen mit einem Kribbeln in seiner rechten Wurfhand und dem Arm zu kämpfen. "Ich war eine Zeit lang in Behandlung, um die Symptome zu lindern, damit ich weiterhin auf einem guten Niveau spielen konnte. Es ist jedoch klar geworden, dass ich operiert werden muss, um dieses Problem endgültig zu lösen", teilte van Gerwen Ende Mai in den sozialen Medien mit.

"Hoffe, mein Doktor ist bereit"

"Ich habe keine andere Wahl. Mein Doktor hat mir gesagt, er würde es nicht machen, wenn es nicht unbedingt notwendig wäre. Aber ich habe noch eine lange Karriere vor mir, deshalb ist jetzt der richtige Moment dafür", erklärt van Gerwen am Abend seines Triumphs. "Der Sieg gibt mir natürlich ein gutes Gefühl. In 11 Stunden und 20 Minuten ist die OP. Ich hoffe, mein Doktor ist bereit", scherzt der dreifache Weltmeister kurz nach Mitternacht.

Wegen der Operation verpasst der Darts-Star sogar die Team-Weltmeisterschaft, die von Donnerstag bis Samstag in Frankfurt ausgetragen wird. Und was macht van Gerwen in der freien Zeit? "Es gibt noch genug auf Netflix zu gucken."

Quelle: ntv.de

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