Sport

Fall Busch hat Konsequenzen NADA kündigt Vertrag mit DEB

Mit einem einmaligen Schritt in der Geschichte des deutschen Sports hat die Nationale Anti Doping Agentur dem Deutschen Eishockey-Verband im Kampf gegen Doping die Pistole auf die Brust gesetzt. Als Konsequenz aus dem "Fall Busch" gab die NADA bekannt, dass sie den Vertrag mit dem DEB gekündigt habe und ab sofort keine Trainingskontrollen im Eishockey mehr durchführen werde. Durch das Verhalten des Verbandes sei "die Geschäftsgrundlage für eine Zusammenarbeit nicht mehr gegeben", erklärte der NADA-Vorstandsvorsitzende Armin Baumert.

Der DEB will so schnell wie möglich einen neuen Vertrag. Vizepräsident Uwe Harnos erklärte am Rande der Weltmeisterschaft in Halifax, es solle dazu am 16. Mai ein Treffen mit NADA-Vertretern geben. Harnos hatte zuvor mit dem Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Michael Vesper, telefoniert, der in der Sache vermittelt. Zudem betonte Harnos, der Verband bleibe davon überzeugt, im Fall Florian Busch die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Busch war trotz einer verweigerten Dopingprobe nicht gesperrt worden und hat von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) am vergangenen Samstag die Spielgenehmigung für die WM erhalten.

Neben dem Vorgehen des DEB im Fall Florian Busch ist nach Angaben der NADA auch die Tatsache, dass aus dem aktuellen Kader des DEB-Teams für die derzeit laufende Weltmeisterschaft in Kanada neun Spieler nicht für den nationalen Testpool der NADA gemeldet seien, Auslöser für das Ende der Zusammenarbeit. Die neun Spieler unterliegen damit nicht dem Kontrollsystem. Dabei soll es sich vor allem um in der amerikanischen Profi-Liga NHL beschäftigte Akteure handeln.

Verwunderung beim DEB

DEB-Sportdirektor Franz Reindl verwies darauf, dass im Auftrag der NADA in Kanada zehn deutsche Spieler getestet worden seien. "Das ist heftig", sagte Reindl. Während er sich vom NADA-Schritt verwundert zeigte, meinte Verbands-Vize Harnos: "Ich habe damit gerechnet, dass noch irgendetwas kommt. Ich gehe davon aus, dass sie etwas getan haben, weil sie meinen, dass sie in der Pflicht sind."

Der NADA-Kuratoriumsvorsitzende Hanns Michael Hölz kritisierte: "Das Verhalten des DEB ist ein Schlag ins Gesicht für alle die Sportler, die sich auf dem Weg nach Peking an alle Kriterien des Kontrollsystems halten." Baumert ergänzte: "Entweder hat der DEB die sportpolitische Bedeutung des Falles noch nicht verstanden, oder er will ihn aussitzen."

Verweigerung statt "Missed Test"

Der DEB hatte den beim Deutschen Meister Eisbären Berlin unter Vertrag stehenden Busch nach einer von ihm am 6. März verweigerten Dopingprobe verwarnt und mit einer Geldstrafe in Höhe von 5.000 Euro sowie der Ableistung von 56 Stunden gemeinnütziger Arbeit belegt. Nach den Regeln des NADA-Codes, der gleichlautend mit dem Code der Welt Anti Doping Agentur (WADA) ist, hätte Busch für zwei Jahre gesperrt werden müssen, da nach Paragraf 2.3 des Codes eine verweigerte Dopingkontrolle mit einer positiven Dopingprobe gleichzusetzen ist. Der DEB hatte sich bei seinem Urteil auf Paragraf 2.4 berufen und den Fall als "Missed Test" eingestuft.

Dies sei nach Angaben von Anja Berninger, Leiterin des Justiziariats bei der NADA, jedoch falsch. Busch habe sowohl schriftlich als auch mündlich die Kontrolle verweigert. Erst fünf Stunden später habe er sich bei der NADA gemeldet und um eine nachträgliche Kontrolle gebeten. Diese sei dann auch vorgenommen worden, allerdings nicht im Auftrag der NADA, sondern auf Veranlassung des DEB.

Appell des DOSB

NADA-Geschäftsführer Christoph Niessen bemängelte die mangelnde Kooperationsbereitschaft des DEB. Noch am 2. Mai habe die NADA in einem vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) einberufenen Vermittlungsgespräch mit dem DEB-Vorsitzenden Hans-Ulrich Esken versucht, zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen. Dies sei aber nicht gelungen.

DOSB-Generalsekretär Michael Vesper appellierte an beide Parteien, sich nach der WM wieder an einen Tisch zu setzen. "Das kann nicht das letzte Wort gewesen sein. Wir müssen zu einer dem starken deutschen Doping-Kontrollsystem gerecht werdenden Lösung kommen", sagte Vesper. Er habe die Klärung des Falls durch die Deutschen Institution für Sportgerichtsbarkeit (DIS) oder den Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne vorgeschlagen.

Frage der Glaubwürdigkeit

Die NADA erklärte sich zu weiteren Gesprächen bereit und verwies zugleich auf starke Unterstützung durch zahlreiche weitere Spitzensportverbände. Auch die WADA stünde entgegen anderslautender Berichte voll hinter ihrem deutschen Ableger. "Es geht um die Glaubwürdigkeit des Doping-Kontrollsystems in Deutschland", machte Hölz deutlich.

Niessen erklärte, in dem Fall Busch ähnlichen Geschehnissen seien die Sportler jeweils für zwei Jahre gesperrt worden. Er verwies auf einen Fall in der deutschen Leichtathletik aus dem vergangenen Jahr, dessen Namen er aber wegen der Schweigepflicht nicht nennen dürfe. Zudem nannte er zwei Fälle aus der Schweiz. Dort waren der Mountainbiker David Paradis und der Bergläufer Christian Charrire zwei Jahre gesperrt worden. Im Jahr 2006 habe der CAS zudem eine Zweijahressperre gegen den australischen Amateurboxer Omar Al Shaick wegen einer verweigerten Dopingkontrolle bestätigt.

von Lars Reinefeld, dpa

Quelle: ntv.de

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