"Gute Person aus kleinem Dorf" Nadals letzte Schinderei endet mit Tränen und großen Worten
20.11.2024, 06:56 Uhr
Von Wünschen der alten Rivalen ist Nadal sichtlich gerührt.
(Foto: dpa)
Dass die Karriere von Rafael Nadal in dieser Woche endet, war vorab klar. Doch nun ist sie abrupt vorbei. Bei den Davis-Cup-Finals muss er zuschauen, wie andere auf dem Platz darüber entscheiden. Ihm bleibt nur noch eine endgültige Abschiedszeremonie.
Rafael Nadal hat in seiner eindrucksvollen Karriere praktisch alles gewonnen. 22 Grand-Slam-Titel, allein 14 Mal die French Open, Gold bei Olympia. Doch als in Malaga das Ende seines Tennis-Lebens plötzlich feststeht, will er nicht an Titeln und Trophäen gemessen werden. "Die Art und Weise, wie ich in Erinnerung bleiben will, ist als eine gute Person aus einem kleinen Dorf auf Mallorca", sagte Nadal nach dem Aus der spanischen Mannschaft bei den Davis-Cup-Finals.
Mit einer klaren Zweisatz-Niederlage gegen Botic van de Zandschulp hatte Nadal die überraschende 1:2-Niederlage gegen die Niederlande im Viertelfinale selbst eingeleitet. Als anfeuernder Zuschauer auf der Tribüne erlebte er schließlich auf der Tribüne, wie seine Zeit als Aktiver mit der Niederlage des spanischen Doppels um kurz nach Mitternacht ohne eigenes Zutun zu Ende ging.
Ein Ende, auf das auch die Veranstalter an diesem Abend offenbar nicht so richtig vorbereitet waren. Es dauerte eine Weile, ehe die Abschiedszeremonie für einen der größten Sportler der Welt begann. In einer langen Rede bedankte sich Nadal bei seiner Familie und vielen Weggefährten. Seine Frau Maria und sein zwei Jahre alter Sohn Rafael verfolgten die Worte gerührt auf der Tribüne. "Es ist nicht so geendet, wie wir es uns alle gewünscht hätten, aber ich fühle mich so glücklich", sagte Nadal.
"Ich hatte sehr viel Glück"
Lange Zeit konnte Nadal die Tränen bei der zunächst erstaunlich emotionslosen Ehrung unterdrücken. Doch als auf dem Videowürfel Botschaften von alten Rivalen wie Roger Federer oder Novak Djokovic und spanischen Fußballstars wie Andrés Iniesta oder Raúl eingeblendet wurden, flossen doch die Tränen. Er verlasse das professionelle Tennis mit "vielen guten Freunden".
"Ich gehe mit der Gewissheit, ein Vermächtnis hinterlassen zu haben, das nicht nur sportlicher, sondern auch persönlicher Natur ist", erklärte der 38-Jährige, der wie auch seine Familienmitglieder auf der Tribüne immer wieder mit den Tränen zu kämpfen hatte: "Ich hatte das große Glück, unglaubliche Erfahrungen mit dem Tennis erleben zu dürfen und mehr erreicht zu haben, als ich mir je erträumt hätte." Er wolle nicht nur auf seine "Titel und Zahlen" reduziert werden, sondern einfach nur als "gute Person" in Erinnerung bleiben, führte Nadal aus - "als ein Kind, das seinen Träumen gefolgt ist und hart dran gearbeitet hat, heute hier zu stehen."
Noch einmal hatte der 38-Jährige in den vergangenen Wochen in seiner Akademie auf Mallorca alles versucht, um sich für den Schlussakt seiner Karriere in Form zu bringen. Doch die körperlichen Strapazen einer 22 Jahre langen Karriere waren in seinem letzten Spiel einfach nicht mehr zu kaschieren. "Viele Leute arbeiten hart. Viele Leute versuchen jeden einzelnen Tag ihr Bestes. Ich hatte sehr viel Glück", so Nadal.
Seit seinem letzten Grand-Slam-Titel bei den French Open 2022 hatte Nadal nur noch sporadisch spielen können. Immer wieder wurde er von Verletzungen gestoppt. Sein letztes offizielles Spiel hatte er bei den Olympischen Spielen in Paris Ende Juli gegen den Serben Novak Djokovic bestritten. In Malaga sollten noch ein paar Partien dazukommen. Aber daraus wurde nichts.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid