Herrmann kämpft um Anschluss "No-Go-Zone" : Spitzensegler steuern auf monströses Sturmtief zu
03.12.2024, 15:09 Uhr
Boris Herrmann kämpft um den Anschluss an die Top Ten.
(Foto: IMAGO/MAXPPP)
Boris Herrmann kämpft bei seiner zweiten Solo-Weltumseglung als Zwölfter in ruppigen Bedingungen gegen seinen großen Rückstand. Gleichzeitig bedroht ein Sturmtief die Vendée-Globe-Spitzenreiter. Der erste Segler wählt aus Vernunft einen großen Umweg.
Boris Herrmann kämpft bei seinem zweiten Solo um die Welt um den Sprung zurück in die Top Ten. Doch der im Atlantik eingefangene Rückstand von rund 1200 Seemeilen auf die führenden Boote wird sich so schnell nicht gutmachen lassen. Über Nacht konnte der "Malizia -Seaexplorer"- Skipper seinen Meilenberg um mehr als 100 Seemeilen reduzieren. Bei einer Medienrunde am 23. Renntag sagte er: "Wir fallen raus aus dem Tief, es ist schneller als wir. Wir werden eine Leichtwindzone zwischen diesem und dem nächsten Tief durchsegeln."
Der als Co-Favorit in die Vendée Globe gestartete 43-Jährige hatte auch ein Loch in einem kleineren Vorsegel wegzustecken. Das Segel hätte ihm im ruppigen Agulhasstrom gute Dienste geleistet. "Für die kommende Zeit aber brauche ich es im Southern Ocean nicht. Ich werde es reparieren, wenn leichtere Winde sind. Also vermutlich nicht so bald", so Herrmann. Seinen Gemütszustand bezeichnete der fünfmalige Weltumsegler aus Hamburg als "überraschend gut". Er sagte: "Ich bleibe stark, stresse mich momentan nicht zu sehr."
Gleichzeitig wappnen sich die enteilten Skipper in den "Brüllenden Vierzigern" des Southern Oceans für ein schweres Sturmtief. Dabei blieben die Frontmänner Charlie Dalin und Sébastien Simon ihrer Linie tief im Südmeer beim 45. Breitengrad treu, während ihre Verfolger in den Norden flüchteten. Laut Wetterprognose kann das Tief bis zu 65 Knoten Wind sowie acht bis neun Meter hohe Wellen bringen.
"Geht darum, dem Tief zu entkommen"
Während das Tief Herrmann und drei nahen Konkurrenten davonzieht, werden Teile der Boote vor ihm der "No-Go-Zone", wie der Veranstalter schrieb, ausweichen müssen. Auch Herrmanns ehemaliger Ocean-Race-Navigator Nico Lunven, der aktuell Fünfter ist, hat sich nach Norden "in Sicherheit" gebracht. Der Franzose erklärte die Entscheidung mit Vernunft: "Es geht darum, dem Tief zu entkommen."
Das Leben im Südlichen Ozean ist beschwerlich. "Im Moment bin ich ein bisschen müde", sagt Herrmann mit tiefen Augenringen im Gesicht, während seine "Malizia" immer wieder von hohen Wellen durchgeschüttelt wird: "Es ist rau an Bord. Wenn ich mal 45 Minuten schlafe, ist das schon gut." So gilt für ihn auch, zwischenzeitlich lockerzulassen, um sich Kraft für das lange Ende aufzusparen. "Wenn man 24/7 über das Rennen nachdenkt, ist es sehr ermüdend", sagte Herrmann: "Ich höre Audiobooks und habe Kontakt mit der Familie und Freunden. Ich versuche, auch zu lernen, es zu genießen trotz schwieriger Bedingungen." Und in kleinen Etappen auch mal zu schlafen. Bis wieder die nächste Entscheidung im rauen Südlichen Ozean getroffen werden muss.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid