Sport

Erste Medaille für DLV Obergföll holt Bronze

Deutschlands Leichtathleten droht in Peking das dritte sieglose Olympia seit 1956 und die größte Blamage seit 1904. Nach der Bronzemedaille der einzigen realen Sieghoffnung Christina Obergföll, die im hochkarätigsten Frauen-Speerwurf der Sommerspiele auch noch ihren Europarekord verlor, könnte die größte Negativ-Bilanz seit 104 Jahren perfekt sein. Wenn es bis dahin kein Wunder gibt und Hochspringerin Ariane Friedrich als letzter Trumpf nicht sticht, bleibt es wie 1904 bei einmal Bronze.

Zwei Medaillen denkbar

"Dass es so kommen könnte, war nach dem Ausfall von Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch nicht ausgeschlossen. Jetzt müssen wir Ariane Friedrich die Daumen drücken", meinte Clemens Prokop als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zum Ernst der Lage. Er hatte schon vor Peking nicht ausgeschlossen, dass es wie 2004 in Athen nur zwei Medaillen geben könnte. Nerius und Kugelstoßerin Nadine Kleinert (Magdeburg) hatten damals Silber geholt.

Christina Obergföll scheiterte wenige Stunden vor ihrem 27. Geburtstag mit 66,13 m an zwei noch Größeren: Erst nahm ihr die Russin Maria Abukumowa mit 70,78 m den Europarekord (70,20) dann verlor ihn diese an Tschechiens Weltmeisterin Barbora Spotakova, deren letzter Versuch (71,42) nur 28 Zentimeter hinter der Weltrekordmarke der Kubanerin Osleydis Menendez landete. Europameisterin Steffi Nerius blieb als Fünfte mit 65,29 m nach sechs Medaillen seit 2002 in Serie erstmals ohne Edelmetall.

Geburtstagsfeier mit den Eltern

"Bei diesen Ergebnissen vorne muss ich zufrieden sein. 70 Meter habe ich nicht alle Tage drauf. Im ersten Moment war ich auch wegen des Verlusts des Europarekordes enttäuscht. Aber ich habe die Medaille, die ich mir vorgenommen hatte", meinte Christina Obergföll, die mit ihren Eltern im Deutschen Haus in den Geburtstag hineinfeiern wollte.

"Ich bin absolut zufrieden mit meiner Leistung, ich muss mir nichts vorwerfen", meinte Steffi Nerius, die 2007 hinter Spotakowa und Obergföll WM-Bronze gewonnen hatte. Die 36-Jährige wird ihre Karriere wahrscheinlich nach der WM 2009 in Berlin beenden. Im wohl einzigen Finale mit drei Deutschen wurde ihre Leverkusener Teamkameradin Katharina Molitor mit 59,64 m Achte.

USA droht Debakel wie 1976

Den USA droht nach dem Vorlauf-Aus ihrer 4x100-m-Staffeln durch Wechselfehler die schlechteste Bilanz seit 1976, als die DDR in Montreal (11 gegenüber 6 Gold) triumphiert hatte. Immerhin holte LaShawn Merritt in Jahres-Weltbestzeit (43,75) beim US-Dreifachsieg über 400 m und der großen Demütigung für Jeremy Wariner (Silber in 44,74) das vierte Gold.

Fünf sind es schon bei Jamaika nach dem 200-m-Triumph von Veronica Campbell-Brown in Jahres-Weltbestzeit von 21,74. Hinzu kommen können normalerweise nur noch die Triumphe in den beiden 4x100-m-Staffeln. Dabei will Usain Bolt am Freitag nach Gold- und Weltrekord-Double (9,69 und 19,30) nach den US-Stars Jesse Owens (1936), Bobby Morrow (1956) und Carl Lewis (1984) zum vierten Sprinter werden, der inklusive 4x100 m dreifach triumphiert.

Evora siegt im Dreisprung

Russland hatte zum Auftakt des 7. Leichtathletik-Tages im 20-km-Gehen der Frauen durch Weltmeisterin Olga Kaniskina den vierten Sieg im Vogelnest gefeiert. Das erste Gold in Peking und das vierte für Portugal bei Olympia in der Leichtathletik gewann im hochkarätigen Dreisprung Nelson Evora mit 17,67 m.

Kubas ersten Triumph in Vogelnest, der nach dem Wunsch von 1,3 Milliarden Chinesen der erste für das Gastgeberland hätte werden sollen, feierte in 12,94 Sekunden ganz souverän Weltrekordler Dayron Robles über 110 m Hürden. Athen-Olympiasieger Liu Xiang war direkt vor dem Vorlauf wegen Achillessehnenpoblemen ausgestiegen und hatte damit das Reich der Mitte in einen Schock versetzt.

Für Deutschland gab es neben Ariane Friedrichs Sprung ins Finale (1,93) und dem Frauen-Speerwurf noch eine erfreuliche Notiz von den Sprintern: Beide 4x100-m-Staffel rannten ins Finale, haben jedoch keine Medaillenchance. Im 20-km-Gehen blieben nur die Ränge 15 für Sabine Zimmer (Wattenscheid) in 1:30:19 und 23 für die Potsdamer Athen-Fünfte Melanie Seeger in 1:31:56 Stunden.

Fest steht nun, dass in Runde eins neun der 27 angetretenen Athleten ausgefallen sind. Die beiden letzten scheiterten im Speerwurf mit Pauken und Trompeten: Stephan Steding (Hannover) als 32. der Qualifikation mit 70,05 m, Alexander Vieweg (Saarbrücken) mit noch blamableren 67,49 m und Rang 35.

Gerd Holzbach und Christian Klaue, sid

Quelle: ntv.de

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