"Saugefährlicher" Mastbruch Ocean-Race-Segler Stanjek: "So viel Pech ist harter Tobak"
09.05.2023, 13:18 Uhr
Team Guyot muss die nächste Etappe aufgeben.
(Foto: IMAGO/Andreas Beil)
Zweiter Mastbruch auf der vierten Etappe des Ocean Race: In stürmischen Winden wird das Boot des europäischen Teams Guyot schwer beschädigt. Die Crew an Bord mit Co-Skipper Robert Stanjek bleibt unverletzt, trotz höchst gefährlichen Arbeiten an Bord.
Eigentlich hatten Skipper Robert Stanjek und sein Team Guyot auf der vierten Etappe des Ocean Race wieder voll angreifen wollen. Sie wollten den schweren Rückschlag vom dritten Teilstück zuvor erfolgreich hinter sich lassen, als eine Weiterfahrt auf dem Weg von Kapstadt Richtung Südpolarmeer wegen Schäden im Rumpf viel zu riskant geworden war. Doch wieder ereilt die Crew nun das Pech. In einem mächtigen Tiefdruckgebiet auf dem Weg von Itajai nach Newport bricht der Mast, bis dahin war das Team richtig gut unterwegs gewesen.
"Technisch so viel Pech zu haben, das ist schon harter Tobak. Das ist schwer zu akzeptieren", sagt Stanjek im Gespräch mit ntv.de. Die Etappe ist für das Team beendet. "Wir laufen jetzt unter Maschine", bedeutet: Aufgabe. Bis die Crew Newport erreicht, werde es noch fünf, sechs Tage dauern. "Wir müssen noch ungefähr die Strecke von Berlin bis zum Gardasee zurücklegen." In den nächsten Stunden wolle die Crew schauen, ob ein Not-Rigg gebaut werden kann. Aber erstmal geht das Team ins Wachsystem, erholt sich von einer anstrengenden Nacht.
"Hier werden die Tiefs geboren, sind klein und heftig"
Der Mast brach in einem kleinen Tiefdruckgebiet. "Hier werden die Tiefs geboren, sind klein und heftig", sagt Stanjek, der durch den Bruch aus seiner Schlafphase an Bord gerissen worden war. "Ich bin durch einen lauten Knall wachgeworden. Die Crew redete hektisch." Die ganze Crew bemühte sich darum, den Schaden schnell zu beheben, sprich den Mast vom Boot zu trennen. "So ein zerborstener Carbonmast bei mächtigem Seegang, das ist schon saugefährlich", sagt der Skipper. "Da musst du echt aufpassen, darfst nicht in der Nähe sein, wenn da nochmal eine Welle angreift."
Besonders bitter für die Crew: Wie alle andere Teams auch, hatte sich Guyot dazu entschieden, bewusst durch das Tief zu fahren. Heftige Winde mit bis zu 50 Knoten musste das Boot aushalten. "Wenn das Boot zu doll über das Wellental in die nächste Welle (Anmerk. d. Red.: bis zu vier Meter hoch) stampft, kommt es zu einem großen Slam. Das Rigg wird so stark erschüttert und bricht dir zusammen." Der Mast und zweieinhalb Segel mussten schließlich versenkt werden. Die gefährlichen Arbeiten an Bord, so berichtet Stanjek, seien indes nicht hektisch passiert, sondern hoch konzentriert. Das Krisenmanagement habe sehr gut funktioniert, wie schon beim ersten Schaden nach dem Start der dritten Etappe in Kapstadt.
Auch andere Teams hatten mit den gewaltigen Bedingungen zu kämpfen, wie Amory Ross vom US-Team 11th Hour Racing hatte berichtet: "Es ist verrückt hier draußen. Es steht außer Frage, dass es Bedingungen sind, die Boote kaputt machen können. Um ehrlich zu sein, ist es etwas beängstigend. Die Etappe hat sich das Schlimmste für zuletzt aufgehoben."
Quelle: ntv.de, tno