Sport

Seelsorgen bei Olympia "Ökumene klappt gut"

Für einen Religions-Wettstreit ist Olympia der falsche Ort. Die Sportpfarrer Thomas Weber (Gevelsberg) für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und sein katholischer Kollege Hans-Gerd Schütt (Krefeld) machen vieles gemeinsam. Sie verabschiedeten das deutsche Olympia-Team in Berlin und fliegen zusammen nach Peking. Dort stehen sie als Ansprechpartner für Freud und Leid allen Sportler, Trainern und Betreuern zur Verfügung.

"Im Einzelfall Sport klappt die Ökumene gut", sagt Schütt. Bereits bei den Winterspielen 2006 in Turin bildete er mit Weber ein harmonierendes Seelsorger-Tandem. "Wenn man als Pfarrer bei Olympia um die Ecke kommt und sich vorstellt, ist man ein Exot", berichtet Weber. Der 46 Jahre alte Gemeindepfarrer, ein Zwei-Meter-Mann und begeisterter Handballspieler, erlebt in Peking seine ersten Sommerspiele. Zur Situation in China äußert sich der EKD-Vertreter eher vorsichtig. Er sei kein Experte: "Deshalb bin ich aber sehr gespannt auf dieses Land."

Auch Schütt betritt in der chinesischen Hauptstadt Neuland. Auf dem Höhepunkt der Tibet-Diskussion sprach er sich eindeutig gegen einen Olympia-Boykott aus. "Zu dieser Meinung stehe ich", bekräftigt der eloquente Rheinländer. Er will sich an die olympische Charta halten und empfiehlt dies auch den Sportlern, die sich zur politischen Situation und zur Frage der Menschenrechte äußern wollen: "Dafür gibt es ja genug Gelegenheiten, etwa im Deutschen Haus. Ich sage aber auch, informiert euch vorher."

Medaille eher kein Seelsorgethema

Nicht die knapp verpasste Medaille, sondern Themen wie Familie, Freundschaft, Partnerschaft, Berufsausbildung und manchmal auch Doping sind es, die Athleten und die Olympia-Pfarrer zusammenführen. Die Gottesmänner, die außerhalb des Olympischen Dorfes wohnen müssen, sitzen dabei nicht in einem Büro und warten, dass jemand vorbei kommt. "Das würde nicht funktionieren", sagt Schütt. Er besucht gerne Randsportarten wie Bogenschießen oder Boxen: "Die sind froh, wenn man sich erkundigt, wie ihr Sport funktioniert."

"Ein festes Programm gibt es für uns nicht", erklärt Weber. Der EKD-Vertreter reist direkt von einer Konfirmandenfreizeit in Dänemark nach Peking. Dort sind Andachten und Gottesdienste im religiösen Zentrum des Olympischen Dorfes vorgesehen. Schütt will jeweils an Sonntagen deutsche Gottesdienste in der Pekinger Nordkirche geben. Sein Aufenthalt im "Reich der Mitte" endet nicht am 24. August. Er ist danach auch bei den Paralympics seelsorgerisch tätig. "Dann treffe ich Bundespräsident Horst Köhler wieder. Darauf freue ich mich besonders."

Peter Hübner, dpa

Quelle: ntv.de

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