Die Nachteile eines Cheftrainers Olympiasieger Eric Frenzel fliegt aus WhatsApp-Gruppe
23.11.2023, 20:08 Uhr
Eric Frenzel wird in diesem Winter zu einer Frostbeule werden, befürchtet er.
(Foto: picture alliance/dpa/Ulrich Wagner)
Im Frühjahr 2023 steht Eric Frenzel noch im Rampenlicht. Die Karriere des dreifachen Olympiasiegers klingt aus. Auf der anderen Seite des Jahres ist er Cheftrainer der deutschen Kombinierer. Seine neue Rolle beschert ihm einige Nachteile, aber ganz unglücklich ist er trotz Frostgefahr nicht.
Eric Frenzel hat die dicke Mütze eingepackt, schließlich gehört Frieren unweigerlich zu seinem neuen Job. "Bei den kalten Temperaturen da oben auf dem Turm zu stehen - den Gedanken scheue ich noch", sagt der 34-Jährige vor seiner Premiere als Cheftrainer der deutschen Kombinierer. Für den ersten Wettkampf am Freitag in Kuusamo (ab 11 Uhr/Eurosport) sind zweistellige Minusgrade angesagt, hinzu kommt der schneidende Wind.
Noch bis zum Frühjahr sprang Frenzel selbst - und durfte schnell ins Warme. Nun aber muss der Nachfolger von Bundestrainer Hermann Weinbuch an der Schanze und Loipe stehen und seine ehemaligen Kollegen anführen. Ein Rollenwechsel, der nicht einfach wird. An seinem ersten Trainertag habe er sich "wie Falschgeld" gefühlt, verriet er im Podcast "Ski happens".
Weil Frenzel kaum Trainerscheine hat und zunächst sein Wirtschaftsstudium beenden will, firmiert er vorerst als "Leitender Disziplintrainer". Doch es besteht kein Zweifel daran, dass der dreimalige Olympiasieger der neue Chef ist. "Einer muss den Hut aufhaben", sagt der Sachse, und das sei nun eben er.
"Der Name Frenzel darf nicht verschwinden"
Für die bisherigen Kollegen bedeutet das eine Umstellung. Olympiasieger Vinzenz Geiger etwa musste Frenzel jüngst aus der WhatsApp-Gruppe werfen, die nur für Athleten bestimmt ist. "Da werden Details besprochen, die die Trainer nicht wissen dürfen", erzählte Geiger mit einem Augenzwinkern. Frenzels Berufung sei natürlich ein Gewinn für alle Seiten, fügte er hinzu.
Ähnlich sieht das der dreimalige Vizeweltmeister Julian Schmid, der auch im neuen Winter als größte deutsche Hoffnung gilt. "Für die Kombination in Deutschland ist es wichtig, dass der Name Eric Frenzel nicht von der Bildfläche verschwindet", sagt der Oberstdorfer. Von seinem neuen Chef erhoffe er sich "neuen Input".
Was Frenzel ändern will
Den will Frenzel liefern. Er wolle ein paar Dinge "moderner gestalten", verriet er, etwa bei der Leistungsdiagnostik. Auch die Kommunikation werde künftig mehr auf Augenhöhe stattfinden. Als Trainer-Novize kann Frenzel aber auch auf seine erfahrenen Kollegen Heinz Kuttin und Kai Bracht vertrauen - und im Zweifel auf Weinbuch. "Hermann hat gesagt, dass ich ihn immer fragen kann. Das habe ich auch schon gemacht", so Frenzel.
Der Zeitpunkt für das Debüt passt jedenfalls: Weil ein seltener "Zwischenwinter" ohne Olympia oder WM ansteht, kann Frenzel sich etwas ausprobieren, ehe Olympia 2026 in den Fokus rückt. Ob seine Sportart danach noch olympisch sein wird, ist offen. Frenzel sieht sein Engagement auch als "Zeichen", welch großen Stellenwert die Traditionssportart noch immer hat.
Zunächst aber geht es hoch nach Kuusamo, ab auf den Trainerturm. Und wenn Eric Frenzel darüber nachdenkt, ist Frieren statt Fliegen gar nicht so schlecht. "Hier und da hätte ich schon gerne noch das Sprunggefühl", sagte er im Podcast: "Aber bei meiner momentanen körperlichen Verfassung ist es vielleicht ganz gut so, dass ich jetzt auf dem Turm und nicht auf der Schanze stehe."
Quelle: ntv.de, sue/sid