Flamme im "Vogelnest" Olympische Spiele eröffnet
08.08.2008, 07:10 UhrMit einer atemberaubenden Reise durch die chinesische Geschichte und einer klaren Botschaft hat Peking die Welt begrüßt und einen olympischen Meilenstein gesetzt. Um 23.36 Uhr Ortszeit/17.36 Uhr MESZ eröffnete Staatspräsident Hu Jintao mit der traditionellen Formel die Sommerspiele. Um vier Minuten nach Mitternacht entzündete der dreimalige Kunstturn-Olympiasieger Li Ning das Olympische Feuer im riesigen Nationalstadion.
Mehr als eine Milliarde Zuschauer auf der ganzen Welt saßen vor den Fernsehschirmen, als Hunderte zu Menschen gewordene Bausteine die Botschaft der Spiele aus dem Boden zauberten. Dreimal war in chinesischen Schriftzeichen zu lesen: "Frieden, Frieden, Frieden." Weltweite Proteste und Diskussionen über Tibet, Menschenrechte und Zensur hatten im Vorfeld für große Aufregung gesorgt.
204 Mannschaften dabei
Zuvor war die Rekordzahl von 204 teilnehmenden Mannschaften im Rahmen der stimmungsvollen Zeremonie in die ausverkaufte Arena eingezogen und von den 91.000 Zuschauern im "Vogelnest" begeistert empfangen worden. Erstmals waren Mannschaften von den Marshallinseln, aus Montenegro und Tuvalu bei einer olympischen Eröffungszeremonie dabei.
An der Spitze des deutschen Teams trug Basketballer und Olympia-Debütant Dirk Nowitzki die deutsche Fahne ins Stadion. Insgesamt nehmen 435 deutsche Sportler an den Olympischen Spielen teil. Bis zum 24. August finden in Peking 302 Wettbewerbe in 28 Sportarten statt.
Piratensender geht auf Sendung
Unterdessen dauerten die Proteste gegen Chinas Zensurpolitik weiter an. Der Organisation Reporter ohne Grenzen gelang es am Freitagmorgen, auf der streng kontrollierten chinesischen Mittelwelle einen Piratensender einzurichten. Pünktlich um 08.08 Uhr Ortszeit (02.08 Uhr MESZ), genau zwölf Stunden vor Eröffnung der 29. Sommerspiele, ging die Organisation für 20 Minuten auf Sendung. Auf Französisch, Englisch und Chinesisch versicherte eine männliche Stimme den chinesischen Behörden: "Ganz egal welche Maßnahmen Sie auch ergreifen, es wird Ihnen nicht gelingen, das Recht auf freie Meinungsäußerung abzuschaffen".
Elke Schäfter, Deutschland-Geschäftsführerin "Reporter ohne Grenzen" sagte bei n-tv: "In diesen Beiträgen sind Menschen zu Wort gekommen, die ansonsten mit Repressionen zu kämpfen hätten in Peking."
Die Sendung war in mehreren Vierteln der chinesischen Hauptstadt zu hören. Laut Reporter ohne Grenzen handelte es sich um die erste Ausstrahlung eines nicht-staatlichen Rundfunkprogramms seit der kommunistischen Machtübernahme vor bald 60 Jahren. Mit der Sendung protestierte die Organisation auch gegen die Weigerung der Behörden, zehn ihrer Mitglieder Visa auszustellen.
Bush erneuert Kritik an China
Wenige Stunden vor der Eröffnung rief US-Präsident Bush China erneut auf, das Recht auf Meinungsfreiheit zu respektieren. "Ich bin der festen Überzeugung, dass sich Gesellschaften, die die freie Äußerung von Ideen zulassen, zu den wohlhabendsten und friedlichsten entwickeln", sagte Bush bei der Einweihung der neuen US-Botschaft in Peking.
Menschenrechtler hatten Bush und andere teilnehmende Staats- und Regierungschefs, darunter auch den französischen Staatspräsidenten Sarkozy, zum Boykott aufgefordert.
Bush trifft Hu
W ährend seines viertägigen Aufenthalts in Peking wollte Bush am Samstag mit seinem chinesischen Kollegen Hu Jintao zusammenkommen. Bereits am Freitag empfing Hu die Nummer zwei der nordkoreanischen Führung, Kim Yong Nam. Für den Nachmittag ist ein Treffen Hus mit Sarkozy geplant. Der französische Staatschef traf am Freitagvormittag zu einem eintägigen Aufenthalt in Peking ein, in dessen Rahmen er auch mit Ministerpräsident Wen Jiabao sprechen und die französischen Athleten im Olympischen Dorf besuchen wollte.
Quelle: ntv.de