Spießrutenlauf in Heerenveen Pechstein in der Höhle des Löwen
04.03.2011, 10:45 UhrClaudia Pechstein fährt an diesem Wochenende wieder Schlittschuh. Das darf sie nach ihrer Dopingsperre auch wieder. Allerdings findet das Weltcup-Finale der Eisschnellläuferinnen in Heerenveen statt. Und die Niederländer sind nicht gut auf Frau Pechstein zu sprechen.
Auf Claudia Pechstein wartet die Höhle des Löwen. Die fünfmalige Olympiasiegerin setzt ihre Comeback-Tour beim Weltcup-Finale in den Niederlanden fort. Von dort schlug der Eisschnellläuferin wegen ihrer Doping-Affäre die meiste Kritik entgegen. Die Rückkehrerin muss sich in der traditionsreichen Thialf-Halle der Kufen-Hochburg Heerenveen auf einen heißen Tanz gefasst machen. Umso mehr konzentriert sie sich auf die sportliche Herausforderung.
"Ich bin froh, dass ich wieder in der A-Gruppe laufen kann. Es ist schwierig, meinen aktuellen Leistungsstand einzuschätzen. Nach Heerenveen weiß ich mehr", sagte Pechstein. Heute startet sie über 1500 Meter, Samstag folgt der wichtigere Lauf über 3000 Meter. Dort will sie sich ihr drittes Ticket für die Einzelstrecken-WM in der Woche darauf in Inzell vom 10. bis zum 13. März sichern.
"Wäre überrascht, wenn sie pfeifen"
"Die Holländer sind ein sportbegeistertes Publikum. Ich wäre überrascht, wenn sie pfeifen", sagte Bundestrainer Markus Eicher. Wichtig sei, dass Pechstein sich auf 3000 Meter über das sogenannte Time-Ranking für die WM qualifiziere. Dann könnte die 39-Jährige in Inzell auf drei Einzelstrecken sowie im Team laufen und nur einen Monat nach Ablauf ihrer Sperre schon wieder WM-Edelmetall sammeln.
Pechstein benötigt über 3000 Meter eine Zeit um 4:10 Minuten, die sie bereits bei ihrem Comeback am 12. Februar in Erfurt gelaufen war. In den Kampf um die Weltcup-Krone kann die Berlinerin allerdings nicht mehr eingreifen. Den machen Team-Olympiasiegerin Stephanie Beckert und Doppel-Olympiasiegerin Martina Sablikova unter sich aus. Anders als Pechstein kann Beckert auf einen warmen Empfang hoffen. "Ich freue mich schon, vor den begeisterten holländischen Fans meine Runden zu drehen", sagte die Erfurterin. Dass sich Beckert und Pechstein nicht ausstehen können und kein Wort miteinander wechseln, verleiht dem Duell zusätzliche Brisanz.
Die Causa Pechstein ruft in den Niederlanden nach wie vor Skepsis hervor, das verdeutlicht auch ein Statement des ehemaligen Welt- und Europameisters Rintje Ritsma: "Claudia ist die letzte Eisschnellläuferin aus der ehemaligen DDR. Es ist allgemein bekannt, dass dort Dinge passiert sind, die etwas anders waren als in den westlichen Staaten. Es geht mir etwas zu weit, um alle ehemaligen DDR-Athleten des Dopings zu beschuldigen, aber durch die Geschichten, die in den vergangenen Jahren bekannt geworden sind, kriegt das doch einen seltsamen Beigeschmack", teilte der 40-Jährige mit.
Quelle: ntv.de, sid