Ricardo Pietreczko in Runde 3"Pikachu" übersteht Matchdart und Buhrufe bei Darts-WM

Traumstart zum Auftakt von Runde 2 bei der Darts-WM: Ricardo Pietreczko besiegt Dave Chisnall im Londoner Alexandra Palace und steht damit erster Deutscher in der Runde der letzten 32 - trotz Buhrufen der englischen Fans.
"In Germany we say, he is a Wundertüte": Mit diesen Worten über seinen Gegner Dave Chisnall hat der deutsche Dartsprofi Ricardo Pietreczko vor seinem Zweitrundenspiel bei der Darts-WM in London für einen Schmunzler gesorgt. Mit einer beeindruckenden Schlussphase und dem verwandelten Matchdart gegen den Engländer sorgte "Pikachu" gut eine Stunde später für glückliche Gesichter bei den deutschen Unterstützern im Alexandra Palace. Fans aus Deutschland waren am ersten Zweitrundentag bei der Weltmeisterschaft in der Unterzahl und Publikumsliebling Chisnall hatte die Fans klar auf seiner Seite. Trotzdem schaffte es Pietreczko mit einer beeindruckenden Willensleistung eine Runde weiter. Und auch mit der "Wundertüten"-Aussage sollte er an diesem Nachmittag richtig liegen.
Pietreczko war perfekt in die Partie gestartet: Die ersten beiden Sätze gingen jeweils mit 3:1 an den 31-jährigen Deutschen. Die Partie schien an Dave Chisnall, immerhin 21. in der Weltrangliste, vollkommen vorbeizulaufen. Doch mit der Niederlage vor Augen drehte der Engländer plötzlich auf. Chisnall wurde deutlich besser, Pietreczko verpasste zu allem Überfluss ein paar Doppel zu viel. So glich "Chizzy" zum 2:2 in den Sätzen aus - und hatte nicht nur das Momentum, sondern auch die Mehrheit der Fans im 3.000 Zuschauer fassenden Alexandra Palace klar auf seiner Seite. Jeder Triple- und Doppeltreffer von Chisnall wurde lautstark bejubelt, jeder Fehler von Pietreczko auch. Viel gravierender aber waren die konstanten Buhrufe, unter denen der Deutsche auf Doppel werfen musste.
Doch trotz dieser schwierigen Umstände konnte "Pikachu", wie der Weltranglisten-33. genannt wird, das Momentum des Spiels noch einmal entscheidend drehen. Beim Stand von 1:2 im fünften Durchgang aus Sicht des Deutschen bekommt Chisnall sogar einen Matchdart, verpasst diesen aber auf das acht Millimeter schmale Doppelfeld. Pietreczko ist zur Stelle, gleicht zum 2:2 und entscheidet die Partie anschließend im Tie-Break. Als "Pikachu" in der absoluten Schlussphase bereits kurz vor dem Sieg steht, sagt der englische Kommentator Rod Studd: "England gegen Deutschland, jedes Mal gibt es Elfmeterschießen, jedes Mal gewinnt Deutschland." So auch an diesem 20. Dezember im "Ally Pally".
Vier Deutsche können nachziehen
Pietreczko steht bei seiner dritten WM-Teilnahme bereits zum dritten Mal in der Runde der letzten 32. Im Vorjahr ging es sogar bis ins Achtelfinale. Das ist auch diesmal ein realistisches Ziel, schließlich ist der in Hannover wohnhafte Pietreczko gegen den Schweden Andreas Harrysson favorisiert. Das Spiel findet nach Weihnachten statt, höchstwahrscheinlich am 27. oder 28. Dezember.
Nach Ricardo Pietreczko können noch bis zu vier weitere Deutsche den Sprung in die dritte WM-Runde (Letzte 32) schaffen. Am Sonntagnachmittag bekommt es Max Hopp mit dem Engländer Luke Woodhouse zu tun (ca. 15.30 Uhr, Sport1/DAZN). Hopp ist gegen den Engländer leichter Außenseiter. Am Sonntagabend spielt Martin Schindler, als Nummer 13 der bestplatzierte Deutsche in der Weltrangliste, gegen Keane Barry (ca. 20.15 Uhr, Sport1/DAZN). "The Wall" ist gegen den jungen Iren klarer Favorit. Am Montag trifft dann Gabriel Clemens auf den hochtalentierten Niederländer Wessel Nijman (ca. 14.30 Uhr), am Dienstag bekommt es Debütant Arno Merk mit dem früheren Weltmeister Peter Wright zu tun (ca. 16.30 Uhr).