Sport

"Das stinkt zum Himmel" Pläne für Rusada-Comeback sorgen für Kritik

Eine Gruppe britischer Athleten protestiert in einem Schreiben an Wada-Präsident Craig Reedie.

Eine Gruppe britischer Athleten protestiert in einem Schreiben an Wada-Präsident Craig Reedie.

(Foto: imago/ITAR-TASS)

Wegen des massenhaften Dopings im russischen Sport wird die nationale Anti-Doping-Agentur Rusada suspendiert. Nun sollen Zugeständnisse gemacht und die Sanktionen aufgehoben werden - Dopingjäger und Athleten sprechen von einer "Katastrophe".

US-Dopingjäger Travis Tygart hat die Empfehlung der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada, die Suspendierung der russischen Rusada aufzuheben, heftig kritisiert. "Offen gesagt, das stinkt zum Himmel", meinte der Chef der amerikanischen Anti-Doping-Agentur. "Heute hat die Wada der Welt unmissverständlich gesagt, was für eine Art Organisation sie ist: eine, die die Wünsche einer Handvoll Sportfunktionäre gegen die Rechte von Millionen sauberer Athleten unterstützt."

Der Compliance-Prüfungsausschuss CRC der Wada hatte am Vortag eine entsprechende Empfehlung abgegeben. Die Rusada darf damit nach fast drei Jahren auf die Aufhebung der Suspendierung hoffen. Die Wada-Exekutive wird sich am 20. September bei ihrer Sitzung auf den Seychellen mit der Empfehlung beschäftigen. "Bis zum heutigen Tag haben Wada-Offizielle keinen Zugang zu den Proben von Athleten im Moskauer Labor. Zudem ist der McLaren-Report bislang nicht öffentlich anerkannt worden", kritisierte Tygart.

Der CRC soll kurz vor Bekanntwerden der Pläne einen Brief vom russischen Sportministerium erhalten haben, in dem die Ergebnisse des McLaren-Reports über russisches Staatsdoping offenbar nun doch vollständig anerkannt worden sind. Zudem gebe es einen konkreten Zeitplan für die Bewilligung des Zugangs zum Moskauer Anti-Doping-Labor und den darin befindlichen Proben. Beides also die Punkte, die Tygart monierte.

Wada wollte "moderates Wording"

Aus einem Schreiben von Wada-Chef Craig Reedie und Generaldirektor Olivier Niggli an Russlands Sportminister Pawel Kolobkow vom 22. Juni, das die BBC veröffentlichte, geht hervor, dass die Welt-Anti-Doping-Agentur zugunsten der Russen von ihrer ursprünglichen harten Marschroute abgewichen ist und Russland vor allem beim Kriterium Zugang zum Moskauer Dopinglabor Zugeständnisse gemacht hat.

"Im Sinne des Kompromisses möchten wir einen Vorschlag machen, der helfen wird, uns alle bei der Erfüllung dieser zweiten verbliebenen Bedingung zufriedenzustellen", schrieb die Wada-Führung an Kolobkow. Es folgte ein dezidierter Vorschlag zur neuen, weicheren Vorgehensweise mit dem Hinweis, dass die Wada verhindern möchte, dass ihr aufgrund des "moderateren Wordings" öffentlich eine "Verlagerung der Ziele" vorgeworfen werde.

 Wie die Wada mitteilte, sieht das Gremium die zwei noch offenen Kriterien von der Rusada als erfüllt an. Demnach habe das russische Sportministerium die im Zuge des Dopingskandals identifizierten Probleme anerkannt. Außerdem sei Russland bereit, unabhängigen Experten Zugang zum Labor in Moskau und den darin befindlichen Daten und Proben zu gewähren.

Athleten protestieren

Kritik kam nicht nur aus den USA. In einem Brief an Wada-Präsident Craig Reedie protestierte eine Gruppe britischer Athleten, die angekündigte Entscheidung wäre "eine Katastrophe für den sauberen Sport". Auch Kanada und die USA unterzeichneten das Schreiben. Die Rusada hatte 2015 im Skandal um massenhaftes Doping im russischen Sport ihre Anerkennung durch die Wada verloren. Aus diesem Grund waren russische Sportler auch bei den Winterspielen in Pyeongchang nur ohne eigene Flagge und Hymne sowie in neutraler Teamkleidung zugelassen. Kurz nach Olympia hatte das IOC die Sanktionen wieder aufgehoben.

Russische Leichtathleten dürfen dagegen bei internationalen Wettkämpfen nur als "zugelassene neutrale Athleten" (ANA) starten. Würde die Suspendierung auch vom Weltverband IAAF aufgehoben, könnten im nächsten Jahr russische Teams unter anderen an der Hallen-EM in Birmingham (1. bis 3. März) und an den Weltmeisterschaften in Doha/Katar (28. September bis 6. Oktober) teilnehmen.

Quelle: ntv.de, jgu/dpa/sid

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