Sport

Tollhaus Gladbach Präsident fühlt sich unschuldig

Gellende Pfiffe und höhnisches Gelächter blieben Rolf Königs nicht erspart. Der Präsident von Bundesliga-Absteiger Borussia Mönchengladbach hatte viel Mühe, um bei der Mitgliederversammlung die Wogen zu glätten. "Ich stelle mich der Kritik und übernehme die Gesamtverantwortung", sagte Königs. Rücktrittsforderungen kam er nicht nach. Stattdessen gab er die Hauptschuld an der sportlichen Misere den Fußball-Profis und dem früheren Manager Peter Pander.

Bereits die Wahl des Versammlungsleiters wurde zur Posse, als der von Königs vorgeschlagene Rechtsanwalt Andreas Heinen zunächst keine eindeutige Mehrheit der 2.961 stimmberechtigten Mitglieder erhielt und das Prozedere mit einem langwierigen Zählverfahren wiederholt werden musste. In einer 46-minütigen Rede lenkte Königs dann geschickt von der Missstimmung gegen sich ab. "Wer keine Mannschaft hat, hat keinen Erfolg", meinte der 65 Jahre alte Unternehmer. Gegen Ende der über vier Stunden dauernden Versammlung wurde das Präsidium bei 327 Gegenstimmen entlastet.

"Jansen hat geschadet"

Ausschlaggebend für den Abstieg sei die Mannschaft gewesen, die sich nicht als Team, sondern "als zerstreuter Haufen" präsentiert habe, so Königs. Zudem habe Pander das vom ehemaligen Coach Hans Meyer installierte Scouting-System nicht genutzt. "Wir haben in die falschen Personen investiert. Damit meine ich auch einen Sportdirektor", sagte Königs, der Pander nachträglich Alleingänge bei den Transfers vorwarf. Auch Nationalspieler Marcell Jansen, der zu Bayern München wechselt und die Entwicklung in Mönchengladbach öffentlich angeprangert hatte, blieb von der Abrechnung des Präsidenten nicht verschont: "Jansen hat dem Verein geschadet."

Kabarettistische Züge bekam die Versammlung, als einige Mitglieder flammende Appelle pro Verein und Präsidium hielten. "Ich könnte heulen. Lasst uns zusammenhalten, aufsteigen und nur positive Gedanken rübertragen", bat Mitglied Helmut Erlebach mit Tränen in den Augen. Für Nationalspieler Oliver Neuville, der wegen kritischer Äußerungen im März 2.500 Euro Geldstrafe zahlen musste, wurde eine Spendenaktion gestartet. Königs gab zu, vor sechs Wochen an Rücktritt gedacht, diesen Gedanken aber schnell verworfen zu haben: "Ich habe immer für Borussia gelebt - und das wird auch so bleiben."

Schwarze Zahlen

Wirtschaftlich präsentierte der Club schwarze Zahlen. Im Geschäftsjahr 2006 wurden bei einem Umsatz von knapp 65,5 Millionen Euro über 3,2 Millionen Euro Gewinn erzielt. In der 2. Liga plant der Verein mit einem Etat von rund 36 Millionen Euro und durchschnittlich 29.000 Zuschauern. Das von Königs propagierte Ziel direkter Wiederaufstieg sollen Trainer Jos Luhukay und Sportdirektor Christian Ziege umsetzen.

Für die Zusammensetzung des künftigen Kaders bat Ziege um Geduld: "Wir brauchen noch einige Wochen, weil wir sehr genau auswählen." In Alexander Voigt (Jena) und Keeper Uwe Gospodarek (Burghausen) stehen erst zwei Neuzugänge fest. Zudem behindern Ausstiegsklauseln unter Vertrag stehender Profis wie Steve Gohouri die Planungen.

Roland Leroi, dpa

Quelle: ntv.de

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