Dallas-Star muss abliefern Prescotts verzweifelter Kampf gegen das Loser-Image
14.01.2024, 14:25 Uhr
Cowboys-Quarterback Dak Prescott steht unter Druck.
(Foto: Ron Jenkins/AP/dpa)
Für Dak Prescott steht in den Playoffs der NFL einiges auf dem Spiel. Der Quarterback der Dallas Cowboys muss endlich auch in der Postseason abliefern und "America's Team" in die Nähe des ersten Super-Bowl-Gewinns nach fast drei Jahrzehnten Titeldürre führen. Sonst droht das Image als ewiger Verlierer.
Dak Prescott befindet sich in seinem achten Jahr in der NFL und nimmt mit den Cowboys nun zum fünften Mal an den Playoffs teil. Das liest sich nach einer annehmbaren Statistik, aber noch vor dem Start der Saison prognostizierten manche Beobachter, dass diese Spielzeit die letzte für Prescott in der texanischen Metropole sein könnte. Seitdem er von den Cowboys als 135. des NFL-Draft 2016 ausgewählt wurde, ist der gebürtige Louisianier die Stammkraft auf der Quarterback-Position. Bis auf die Saison 2020, als ihn eine schwere Knöchelverletzung nach fünf Partien außer Gefecht setzte, hat er fast durchweg alle Spiele absolviert.
Und damit ist Prescott mit den Cowboys durch so manches Tal gelaufen. Die als "America's Team" bekannte Franchise, welche aufgrund ihrer Bekanntheit zu den wertvollsten Sportorganisationen der Welt gehört, ist stets einem hohen Druck ausgesetzt. Viele erwarten von den Cowboys nichts Geringeres als eine Teilnahme am Super Bowl. Der letzte Gewinn eines Super Bowls liegt nunmehr bereits 28 Jahre zurück. Der Druck steigt deshalb immer weiter - und das auch intern. Denn der exzentrische Besitzer Jerry Jones erwartet ebenfalls Siege und Meisterschaftsringe.
Doch während der Ära Prescott war bislang spätestens nach der zweiten Playoff-Runde, der Divisional Round, Schluss. Selbst in den Saisons 2016, dem Rookie-Jahr von Prescott, sowie 2021, als die Cowboys die reguläre Saison mit 13 beziehungsweise 11 Siegen abschlossen, kamen sie nicht ins Conference Championship Game. Nach den verloren gegangenen Playoff-Partien in den ersten Jahren seiner Karriere durfte Prescott noch auf Nachsicht hoffen, zumal er in seinem Rookie-Jahr phasenweise groß aufspielte und mit 176 Passversuchen ohne Interception zum Karrierestart einen alten Rekord von Tom Brady brach. Doch nachdem die Cowboys sogar 2019 die Playoffs komplett verpasst hatten, hatte der Quarterback immer mehr Kredit verspielt, selbst wenn die schwachen Leistungen selbstverständlich nicht ausschließlich auf ihn zurückzuführen waren.
Prescott zeitweilig auf MVP-Niveau
Die Cowboys-Oberen hielten trotzdem an Prescott fest. Nach der Saison 2019, dem letzten Vertragsjahr des Quarterbacks, nutzte die Organisation den "Franchise Tag", um Prescott ein weiteres Jahr ans Team zu binden. Nach der Knöchelverletzung 2019 wurde zum zweiten und letzten Mal jener "Franchise Tag" genutzt und anschließend ein neuer Vertrag mit Prescott ausgehandelt, der um einiges lukrativer war als jener, den er zu Beginn seiner Karriere erhielt. Der Vierjahresvertrag garantierte Prescott ein Salär von insgesamt 126 Millionen US-Dollar. Es war ein großes Commitment für einen Quarterback, der zu jenem Zeitpunkt immer noch seine Ausnahmeklasse unter Beweis stellen musste.
Vor der aktuellen Spielzeit konnte man in und um Dallas das Rumoren vernehmen, wonach Prescott im Zuge einer etwaigen Negativsaison so langsam unter die Räder kommen könnte und sich die Cowboys nach Alternativen umschauen würden. Dafür besteht jedoch aktuell kein Grund, denn Prescott spielte nie besser und war zeitweilig sogar in der Verlosung um die Auszeichnung "Most Valuable Player". Im letzten Saisondrittel wurden die Divisionsrivalen Philadelphia Eagles geschlagen, die im Zuge ihrer Krise den ersten Platz in der NFC East an Dallas verloren.
Die Jagd um den Super Bowl ist eröffnet. "Alles oder nichts" heißt es ab dem 13. Januar, wenn die NFL in den K.-o.-Modus schaltet. Wer schafft den Sprung ins Endspiel in Las Vegas? RTL überträgt die Spiele der Conference Championships live im Free-TV:
- Kansas City Chiefs @ Baltimore Ravens: Sonntag, 28. Januar 2024, ab 20.55 Uhr live bei RTL (Kickoff 21 Uhr) oder im Livestream auf RTL+
- Detroit Lions @ San Francisco 49ers: Montag, 29. Januar 2024, ab 0.30 Uhr live bei RTL sowie online im Livestream auf RTL+
So reiten die Cowboys mit jeder Menge Rückenwind ins Turnier um den Super Bowl. Prescott spielt klug hinter seiner O-Line und begeht bei Weitem weniger mentale Fehler als noch in den Vorjahren. Der athletischste Quarterback war er noch nie und nach seiner Knöchelverletzung 2019 hatte er augenscheinlich noch mehr Explosivität in den Beinen verloren, aber er weiß nichtsdestotrotz, wann er mal selbst mit dem Ball laufen soll, anstatt einen Pass zu versuchen. Doch Prescott allein hätte die Cowboys nicht an die Spitze der NFC East geführt. Mit CeeDee Lamb hat er einen der besten Wide Receiver der Liga und mit Brandin Cooks einen guten Wide Receiver Nummer zwei als Passempfänger um sich herum. Und die Defensive von Dallas, angeführt vom omnipräsenten und multitalentierten Micah Parsons, agiert ohnehin schon seit mehreren Jahren auf Spitzenniveau.
Favorit gegen das Ex-Team des Trainers
In das erste Playoff-Spiel gegen die Green Bay Packers (22.30 Uhr/RTL und im ntv.de-Liveticker)gehen die Cowboys als klarer Favorit. Die Packers befinden sich im ersten Jahr nach Aaron Rodgers immer noch im Neuaufbau, wenngleich Jordan Love, Rodgers' Nachfolger, bereits verheißungsvolle Leistungen während der zweiten Saisonhälfte gezeigt hat. Für Dallas ist es eines jener Do-or-Die-Spiele, das amerikanische Sportfans so lieben. Im Rookie-Jahr von Prescott schied Dallas mit 31:34 im heimischen AT&T Stadium gegen Green Bay aus. Zudem hatte der heutige Cheftrainer der Cowboys, Mike McCarthy, insgesamt zwölf Jahre die Verantwortung für die Packers inne, bevor er seinen Posten 2018 verlassen musste und sich 2020 dem Team aus Dallas anschloss.
Auch vom 60-Jährigen werden so langsam Erfolge erwartet. "Es ist noch jede Menge Football zu spielen und das nicht zu einem geringen Teil dank Mike", sagte Eigentümer Jerry Jones und fügte vielsagend an: "Wir werden sehen, wie jedes Spiel läuft." In den Worten des 81-jährigen Multimilliardärs schwingt jedoch bereits mit, dass die Cowboys davon ausgehen, in den kommenden Wochen in den Playoffs dabei zu sein. Eine Niederlage gegen die Packers wäre in jedem Fall ein Desaster.
Für Prescott geht es vorrangig darum, dass er so fehlerfrei wie möglich spielt und in den richtigen Momenten vor allem CeeDee Lamb findet oder auch die Defensive von Green Bay mit smarten Option-Spielzügen überrascht. Bei den Playoff-Niederlagen in den beiden Vorjahren, die es jeweils gegen die San Francisco 49ers setzte, leistete sich Prescott zu viele Ballverluste und war zu unsauber in seinem Passspiel. Im Vorjahr produzierte er zwei Interceptions und eine Passquote von 62 Prozent. Sechs Sekunden vor dem Spielende standen Prescott und sein Team an der eigenen 24-Yard-Linie und mussten bei sieben Punkten Rückstand in die Endzone kommen. Der Versuch, das Feld zu überbrücken, wirkte alles andere als überzeugend - manch ein Kritiker sah ihn als erbärmlich an. So endete die Saison der Cowboys mit einer äußerst bitteren Note.
In diesem Jahr soll alles anders werden und "America's Team" will sich dieses Label auch sportlich und nicht nur aufgrund der großen Anhängerschaft, welche die Cowboys auch in Deutschland haben, verdienen. Für Prescott wäre es umso wichtiger, damit der nicht ein für allemal ein Loser-Image erhält.
Quelle: ntv.de