Top-Talent im Volleyball Reichert: "Feiern gehört auch mal dazu"
14.10.2018, 14:24 Uhr
"Es wäre sehr hilfreich, wenn mehr deutsche Nationalspieler auch in der Bundesliga spielen könnten": Moritz Reichert.
(Foto: imago/Matthias Rietschel)
Moritz Reichert ist eines der größten Talente im deutschen Volleyball. Neu in Berlin trägt er beim deutschen Meister gleich die Hoffnung und könnte zu einem der Stars in der Bundesliga werden. Mit n-tv.de spricht er über Ziele, Beachvolleyball und Druck im Leistungssport.
Moritz Reichert ist eines der größten Talente im deutschen Volleyball. Der 23 Jahre alte Saarländer ist vom französischen Top-Klub Tours VB zu den Berliner BR Volleys gewechselt. Beim deutschen Meister trägt Nationalspieler Reichert die Hoffnung und könnte zu einem der Stars in der Bundesliga werden. Mit n-tv.de spricht der 1,95 Meter große Angreifer über seine Ziele, Beachvolleyball und den Umgang mit Druck im Leistungssport.
n-tv.de: Herr Reichert, Sie sind seit dieser Saison bei den BR Volleys unter Vertrag. Was wollen Sie in dieser Spielzeit erreichen?
Moritz Reichert: Wir wollen in die Playoffs kommen, den Meistertitel erfolgreich verteidigen und den Pokal auch gewinnen. Die Ziele sind hoch. In der Champions League müssen wir schauen, was möglich ist. Das sind sehr starke Gegner, die in Europa mitspielen. Wenn wir die Gruppenphase überstehen, wäre das schon mal gut. Mein persönliches Ziel ist es, Stammspieler bei den BR Volleys zu werden. Ich möchte zeigen, was ich drauf habe.
Wie sind Sie zum Volleyball gekommen?
Als Kind habe ich Fußball gespielt. Aber da meine Eltern und meine ältere Schwester alle Volleyball gespielt haben, bin ich dann irgendwann mal zum Training gegangen. Schnell habe ich gemerkt, dass mir der Sport viel Spaß macht. Fußball habe ich dann sein lassen. Dass ich von Jahr zu Jahr immer größer wurde, hat sicher auch geholfen.
Sie haben beim Serienmeister VfL Friedrichshafen und zuletzt in Frankreich gespielt. Wieso sind Sie zurück in die Bundesliga gegangen?
Ich beobachte die BR Volleys seit einigen Jahren und jeder kann sehen, dass sich der Verein immer weiter entwickelt hat. Das Umfeld stimmt. Hier kann ich mich voll auf meinen Sport konzentrieren. Und bei den Heimspielen herrscht eine super Stimmung, da sind die BR Volleys europäische Spitze. Zudem bin ich sicher, dass wir um die Meisterschaft mitspielen können und unser Team startet in der Champions League. Das macht Berlin sehr attraktiv. Es ist schön, dass ich meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte.
Im deutschen Profi-Volleyball laufen Verträge oft nur über zwei Jahre. Wünschen Sie sich als Spieler nicht mehr Sicherheit?
Es ist halt so. Normalerweise wechselt man als Profi öfter den Verein. Ich finde es spannend, auch mal in einer anderen Stadt oder einem anderen Land zu wohnen und zu spielen.
Die Konkurrenz in ihrem Team ist groß. Wie gehen Sie mit Druck um?
Wenn die Halle voll ist und die Fans uns anfeuern, spornt mich das noch mehr an. Das ist positiver Druck. Wir sind viele neue Spieler in der Mannschaft, da müssen wir noch ein Team werden. Eine gesunde Konkurrenz im Team finde ich wünschenswert. Jeder will spielen. Das ist auch klar. Ich will natürlich auch viel Einsatzzeit. Am Ende sollen die Besten auf dem Feld stehen. Beim Volleyball können ja auch Spieler in einem Match immer wieder ein- und ausgewechselt werden. Also, ich persönlich empfinde nicht so richtig Druck.
2013 sind Sie im Beachvolleyball U19-Weltmeister geworden. Wenn bei Olympischen Spielen Beachvolleyball im Fernsehen läuft, schauen Millionen zu. Was kann der Hallenvolleyball vom Beachvolleyball lernen?
Es ist natürlich großartig, wenn in Berlin die Halle voll ist. Und die Fans in Deutschland sind sehr fair. Das ist im europäischen Ausland nicht immer so. Mir gefällt die familiäre Stimmung in der Bundesliga. Ich glaube, dass Beachvolleyball etwas attraktiver fürs Fernsehen ist. Die Regeln sind einfacher zu verstehen. Und Volleyball an einem weißen Sandstrand bei strahlendem Sonnenschein bietet mehr Flair als eine Partie in der Halle. Das Spiel bleibt aber spannend, egal ob in der Halle oder auf Sand.
Wieso tritt der Volleyball nicht mehr aus dem Schatten von Fußball, Handball oder Basketball? Braucht es einen deutschen Thomas Müller des Volleyballs?
Es wäre sehr hilfreich, wenn mehr deutsche Nationalspieler auch in der Bundesliga spielen könnten und sie Markenbotschafter unseres Sport werden. Aber andere Ligen sind deutlich stärker und können höhere Gehälter zahlen. Eine größere Präsenz im TV und anderen Medien würde natürlich meinem Sport helfen. Da ist es gut, dass nun mehr Bundesliga-Spiele live bei Sport1 übertragen werden. Die Volleyball-Saison in Deutschland geht leider nur von Oktober bis Anfang Mai. Ein paar Wochen mehr wären nicht schlecht. Das könnte Volleyball noch interessanter für potenzielle Sponsoren machen. Volleyball in Deutschland hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. An Erfolgen mangelt es nicht. Wir sind mit der Nationalmannschaft der Männer auf dem zweiten Platz bei der Europameisterschaft 2017 gelandet. Und in Berlin sieht man, dass Volleyball erfolgreich funktionieren kann.
Ihre Mannschaft hat viele junge Spieler, da könnte man ja in Berlin mal um die Häuser ziehen. Wie streng ist denn der neue Trainer Cedric Enard?
Feiern gehört auch mal dazu. Wenn nicht alle drei Tage ein Spiel ist, können wir mit dem Team etwas unternehmen. Als neue Mannschaft ist es besonders wichtig, sich besser kennenzulernen. Gemeinsame Abende sind zum Teambuilding ja immer gut.
Mit Moritz Reichert sprach Hero Warrings.
Quelle: ntv.de