Prügel und Rassismus-Vorwürfe Riesenärger im Playoff-Spiel
19.03.2007, 13:13 UhrErst schlimme Prügeleien auf dem Eis, dann auch noch Rassismus-Vorwürfe: Das Playoff-Viertelfinale zwischen den Eishockey-Profis aus Hamburg und Düsseldorf ist vor der dritten Partie am Dienstag aus den Fugen geraten. Der 4:0-Sieg der DEG Metro Stars am Sonntag war nicht nur von 151 Strafminuten überschattet. Der Vizemeister bezichtigt zudem Freezers-Stürmer Marc Beaucage, den afroamerikanischen DEG-Verteidiger Jean-Luc Grand-Pierre beleidigt zu haben und kündigte einen Bericht an die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) an. Beaucage bestreitet den Vorwurf.
"Ich hasse Rassismus, und eine solche Geschichte trübt die Freude über den Sieg", erklärte dagegen DEG-Manager Lance Nethery. Nach Angaben der Düsseldorfer hätten auch Grand-Pierres Teamkollegen Nils Antons und Benjamin Barz die Äußerungen gehört. Beaucage - wie Grand-Pierre Franko-Kanadier - habe eine Entschuldigung abgelehnt. Der Beschuldigte lieferte eine andere Version. "Ich weiß nicht, warum Nethery so etwas erzählt. Ich habe noch nie in meinem Leben mit Grand-Pierre gesprochen, und wenn, würde ich es auf französisch tun", sagte Beaucage dem "Hamburger Abendblatt". Freezers-Geschäftsführer Boris Capla unterstellte Nethery, er wolle Beaucage zum Sündenbock machen, um von den Verfehlungen seiner Spieler abzulenken. Der Düsseldorfer Sean Brown musste nach einem Check gegen Benoit Gratton im Schlussdrittel vom Eis und ist am Dienstag gesperrt.
Torjäger Klaus Kathan sah die Freezers als Auslöser der Hektik und meinte: "Wir haben uns nie provozieren lassen und sind sehr cool geblieben. So müssen wir weiter spielen." Der zwei Drittel lang gut pfeifende US-Profischiedsrichter Rick Looker hatte seine Müh und Not mit der Partie. Freezers-Trainer Bill Stewart beklagte, es habe eine Autoritätsperson auf dem Eis gefehlt. DEG-Trainer Don Jackson sprach vom "körperbetontesten Spiel, das ich außerhalb Nordamerikas jemals gesehen habe". Das Verhalten ihrer Spieler kritisierten beide mit keiner Silbe. Sportlich fehlen Düsseldorf in der Best-of-seven-Serie nach den beiden Auftaktsiegen ebenso nur noch zwei Erfolge wie Pokalsieger Adler Mannheim, den Kölner Haien und dem Vorrunden-Sechsten Hannover Scorpions. Zumindest Vorrunden-Primus Mannheim und Pokalfinalist Köln scheinen auf dem besten Weg, schon am Freitag in das Halbfinale einzuziehen.
Frankfurts Widerstand gegen Mannheim scheint nach dem 2:6 und dem Innenbandriss von Stürmerstar Pat Lebeau gebrochen, auch wenn Trainer Rich Chernomaz betonte: "Noch sind wir nicht draußen." Ebenso wie Mannheims Coach Greg Poss warnte Kölns Trainer Doug Mason nach dem 4:1 über den ersatzgeschwächten ERC Ingolstadt davor, dass der Weg unter die letzten Vier noch weit ist. Den Bayern fehlt der auch im ersten Spiel schon aufgefallene Yannic Seidenberg wegen einer Spieldauerdisziplinarstrafe. "Ich hätte ihn gern in meiner Mannschaft", sagte Mason, "aber jeder Spieler muss die Grenzen zwischen Biss und Verantwortung kennen."
Hannover erhöhte mit dem 3:2 über die Nürnberg Ice Tigers den Druck auf die Franken, denen zum siebten Mal in Serie das Viertelfinal-Aus droht. Scorpions-Trainer Hans Zach prophezeite nichts Gutes: "Ich erwarte, dass sie am Dienstag noch härter zur Sache gehen werden."
Von Robert Semmler, dpa
Quelle: ntv.de