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Brite siegt und hofft auf Queen Rydings Ski-Geschichte startet auf Plastikhügel

Ein historisches Bild.

Ein historisches Bild.

(Foto: imago images/Hartenfelser)

Dreimal ist Dave Ryding in seiner Karriere zuvor aufs Podest gefahren, in Kitzbühel gelingt dem Skirennfahrer sein einzigartiges Meisterstück. Als erster Brite gewinnt der 35-Jährige ein Weltcup-Rennen. Und lädt zur im Sommer folgenden Ehrung gleich mal das Königshaus ein.

Dave Ryding hatte ein Problem. "Die Kneipen machen ja früh zu", sagte der erste britische Sieger in 55 Jahren Ski-Weltcup fast verzweifelt, wo also sollte er seinen historischen Triumph von Kitzbühel feiern angesichts der Corona-Sperrstunde um 22 Uhr? Und so hoffte er, dass wenigstens seine Familie zu Hause im Dörfchen Bretherton bei Liverpool "einen Prosecco aufmacht". Sie hatte allen Grund dazu: Als Ryding am legendären "Ganslernhang" auf die Knie sank und beseelt den Schnee küsste, war nie dagewesenes geschehen. Der Engländer Sir Arnold Lunn mag 1922 die ersten Slalom-Regeln festgelegt haben - doch im 1967 begründeten Weltcup hatte nie zuvor ein Brite gewonnen.

Dass ausgerechnet Ryding es schaffte, ist beinahe kitschig. "Es war eine lange und wahnsinnige Reise", sagte der 35-Jährige, "von einem kleinen Plastikhügel im Vereinigten Königreich zum Kitzbühel-Sieger. Viel näher an einem Traum geht es nicht." ARD-Experte Felix Neureuther hatte "Pipi in den Augen", Rydings Trainer Jai Geyer warf sich weinend in den Schnee und schluchzte: "Er hat's geschafft! Ich kann es nicht glauben!" Die Krone titelte: "Der nackte Wahnsinn!", der Kurier wählte als Schlagzeile: "Easy Ryding."

"Die Leute dachten, ich wäre verrückt"

Besagter "Plastikhügel" erhebt sich in Pendle in der Grafschaft Lancashire, wo Liverpool-Fan Ryding Skifahren lernte - auf einer 130 Meter langen Mattenpiste "voller Gartenbürsten", wie sein Vater Carl einmal sagte. Einmal im Jahr fuhr die Familie in die französischen Alpen, mit 13 bestritt Ryding in Norwegen sein erstes Rennen auf Schnee, in Belgien trainierte er später in einer Skihalle. "Die Leute dachten, ich wäre verrückt."

Vor fünf Jahren war Ryding am "heiligen Berg" der Österreicher hinter dem rot-weiß-roten Nationalhelden Marcel Hirscher schon mal Zweiter, er fuhr zwei weitere Podestplätze ein. Sein Sieg jetzt, sagte er, "bedeutet die Welt für mich. Ich bin stolz auf meine Story, weil es sowas noch nie gab." Wobei: Bei der Hahnenkamm-Premiere 1931 gewann der Engländer Gordon "die Maus" Cleaver die Kombination. Später schoss er im Krieg deutsche Bomber ab.

Wie alle Kitz-Sieger ziert Cleavers Name eine Gondel der Hahnenkamm-Bahn, im Spätsommer wird auch Ryding diese Ehre zuteil. OK-Chef Michael Huber lud dazu, dem Kitzbüheler Selbstverständnis entsprechend, niemand Geringeren als die Queen ein. Unrealistisch? "Wenn ich in Kitzbühel gewinnen kann", sagte Ryding, "ist alles im Leben möglich!"

Quelle: ntv.de, tsi/sid

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