Deutsch-deutscher NBA-Tausch Schröder muss zum Team, das nur verlieren will
11.02.2022, 18:50 Uhr
Boston war für Schröder nur eine Zwischenstation.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Zwei deutsche Basketball-Profis werden im Tausch füreinander von einem Team zum anderen geschickt - zum zweiten Mal in Folge und insgesamt dritten Mal in der Geschichte der NBA. Publikumsliebling Theis ist zurück in Boston, Houston für Schröder hingegen wohl nur ein Zwischenstopp.
Ein Tausch mit der Schlusssirene am sogenannten "Trade Deadline" Day in der NBA: wenige Augenblicke vor Ablauf der Wechselperiode 2021/22 einigten sich Boston und Houston auf ein Tauschgeschäft, in das zwei deutsche Veteranen prominent involviert waren. Dennis Schröder wurde zu den Rockets geschickt, im Tausch durfte Nationalmannschaftskollege Daniel Theis zurück nach Boston.
Dort spielte der gebürtige Niedersachse schon einmal: seit Beginn seiner NBA-Karriere 2017 bis zu seinem Wechsel 2021 avancierte der 29-Jährige dank seiner inspirierten, kampfbetonten Spielweise zu einem der Publikumslieblinge. Vor knapp einem Jahr wurde Theis in einem ähnlichen Deadline-Deal nach Chicago geschickt - im Tausch für einen weiteren Landsmann, Moritz Wagner.
Theis unterschrieb im Sommer schließlich einen neuen Dreijahres-Vertrag in Houston, während Wagner über Boston in Orlando landete, wo er seit dieser Saison gemeinsam mit seinem Bruder Franz auf Korbjagd geht. Bei den Rockets, einem sehr jungen Team im Umbruch, spielte Theis (8,4 Punkte und 5,0 Rebounds pro Partie) nach anfänglichen Einsätzen als Starter zuletzt keine Rolle mehr.
Schröder nur noch Tauschware
Das dürfte sich mit seiner Rückkehr nach Boston wieder drastisch ändern. Zwar ist sein ehemaliger Head Coach Brad Stevens mittlerweile Team-Präsident und Ime Udoka neuer Cheftrainer. Boston spielt aber weiterhin denselben, defensiv geprägten Basketball. Und suchte dringend nach einem Center, der die Rotation des Playoff-ambitionierten Rekordmeisters verstärken kann. Auftritt: der mobile, smarte Team-Verteidiger mit einem verlässlichen Sprungwurf, eben Theis.
Für seinen guten Freund und ehemaligen Teamkollegen bei den Basketball Löwen Braunschweig verlief die Deadline weniger erfreulich. Point Guard Schröder unterschrieb vergangenen Sommer nach dem Fiasko um seine ausgeschlagene Vertragsverlängerung bei den L.A. Lakers (vier Jahre/84 Millionen US-Dollar) einen minimal kurzen, mit 5,9 Millionen US-Dollar dotierten Einjahresvertrag in Boston. Sein Ziel: sich mit guten Leistungen vor allem auf der grellen Playoff-Bühne zu rehabilitieren und für einen lukrativeren Deal ab 2022 zu positionieren.
In Boston, einem gefestigten Team mit einer klaren Hierarchie, kam der Braunschweiger über die Rolle des Edelreservisten und Bank-Dynamos nur selten hinaus. In 49 Spielen legte er solide 14,4 Punkte, 4,2 Assists und 0,8 Steals auf. Hin und wieder verhalf er den Celtics mit überragenden Einzelleistungen zum Sieg, wie beim 122-113 gegen den amtierenden NBA-Champion Milwaukee Bucks, als Schröder 38 Punkte erzielte. Für Stevens und Udoka blieb der Deutsche jedoch stets primär Ersatzmann und auslaufender Vertrag - ein beliebtes Pokermittel im jährlichen Manager-Schachern um Kader-Upgrades und künftige Flexibilität.
Letzte Ausfahrt: "Buyout"
Dennis Schröders Deal endet im kommenden Sommer. Den Rockets bringt er sportlich überhaupt nichts, da die Texaner nicht nur auf ihre Youngster setzen, sondern so viele Spiele wie möglich verlieren möchten, um sich für die jährliche Talent-Lotterie ideal zu positionieren. Ein "Buyout", also ein direktes Herauskaufen aus dem bestehenden Vertrag, würde für alle Beteiligten am meisten Sinn ergeben. Dann könnte sich Schröder einem Team im Playoff- und Titelrennen anschließen. In den vergangenen Tagen und Wochen wurde er vor allem mit den Bucks, Chicago Bulls, Cleveland Cavaliers und Dallas Mavericks in Verbindung gebracht. Die NBA Playoffs starten am 22. April; letzter Stichtag, um bei einem neuen Team zu unterschreiben und spielberechtigt zu sein, ist der 1. März 2022.
Es war, nach dem Theis/Wagner Trade vor einem Jahr, der insgesamt dritte Trade in der Geschichte der NBA, in dem zwei Teams zwei deutsche Basketballspieler füreinander tauschten. Bereits 1990 einigten sich die Golden State Warriors und San Antonio Spurs auf einen Handel zweier "Westdeutscher Center", um ihren Saisons neue Impulse zu verleihen. Der gebürtige Münchener Uwe Blab ging nach Texas, während der Delmenhorster Chris Welp nach Kalifornien umzog. Für beide wurde es ihre jeweils letzte Station in der National Basketball Association.
Quelle: ntv.de