DBB-Team gelingt großer Sieg Schröder zaubert, der "X-Faktor" aber ist "der andere Guard"
28.08.2023, 08:08 Uhr
Dennis Schröder (links) und Maodo Lo haben Australien "getötet".
(Foto: IMAGO/Alexander Trienitz)
Dank eines überragenden Dennis Schröder bleiben die deutschen Basketballer auch im zweiten WM-Spiel unbezwungen. Der Point Guard führt sein Team mit einer 30-Punkte-Gala zum Sieg gegen Mitfavorit Australien. Damit ist Schwarz-Rot-Gold vorzeitig für Runde zwei qualifiziert.
Deutschland rollt bei der FIBA-Weltmeisterschaft ungeschlagen in Richtung Viertelfinale. Auch ohne den verletzten Franz Wagner, der an seinem 22. Geburtstag nach umgeknicktem Sprunggelenk in Spiel eins gegen Japan aussetzen musste, gelang den deutschen Basketballern im Spitzenspiel gegen Mitfavorit Australien ein 85:82 Sieg. Damit steht das Team von Head Coach Gordon Herbert nach perfektem Turnier-Start in der "Okinawa"-Arena bereits vor dem letzten Gruppenspiel am Dienstag gegen Finnland in Runde zwei.
Ein Dennis Schröder im FIBA-Superstar-Modus katapultierte seine Farben zum zweiten Sieg im zweiten Spiel. Der Point Guard von den Toronto Raptors brillierte mit 30 Punkten, acht Assists und vier Steals, bei 10-19 Treffern aus dem Feld und 5-9 von jenseits der Dreierlinie. Der 29-Jährige führte glänzend Regie und war einmal mehr der Mann für die "Big Points". Seine Mischung aus Scoring und Playmaking machte den Unterschied in einer der bisher besten Partien bei dieser WM.
Schröder erzielte nicht nur die Auftaktzähler fürs deutsche Team, sondern war auch in der Crunchtime zur Stelle, als er nach einem seiner patentierten Drives und Leger ans Brett die deutsche Führung zum 83:81 herbeiführte - weniger als eine Minute vor Spielende. Hall of Famer Dirk Nowitzki, der die Partie vom Spielfeldrand aus mitverfolgte, riss die Jubelfaust in die Höhe. Auch am 10:0-Schlüssel-Lauf zu Beginn der Schlussviertels war Schröder prominent beteiligt, als Deutschland einen 66:62-Rückstand in eine 72:66-Führung umwandeln konnte.
"Wir haben das Spiel sehr gut eröffnet und auch so zu Ende gespielt", freute sich Coach Herbert nach der Partie. "Der entscheidende Teil des Spiels war zu Beginn des letzten Viertels, als wir in den ersten drei oder vier Minuten die Kontrolle erlangten. Es war ein anspruchsvolles Spiel, in dem wir sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung als Mannschaft agierten. Maodo (Lo) und Dennis (Schröder) haben sowohl offensiv als auch defensiv ein unglaubliches Spiel gemacht."
Dennis wie Dirk
Schröder ist neben Nowitzki jetzt der einzige deutsche Spieler, der in einem WM-Spiel mehr als 30 Punkte erzielen konnte. Nowitzki gelang das zuletzt bei der WM 2006, als er 47 Punkte gegen Angola einstreute. In bester Dirk-Manier war auch auf "Dennis the Menace" gegen die mit neun NBA-Profis gespickten Australier in allen Spielphasen Verlass.
Egal, ob mit seinem unaufhaltsamen ersten Schritt oder in Transition, isoliert gegen zu langsame Verteidiger oder als manipulierender Spielmacher aus dem Pick-and-Roll: der pfeilschnelle Guard hatte das Geschehen stets im Griff, agierte mit der Selbstverständlichkeit eines waschechten Alphas auf diesem internationalen Niveau.
Vor wenigen Wochen war der Spielmacher noch heftig für seinen Führungsstil kritisiert worden - nach seinen Statements gegenüber Maxi Kleber, der daraufhin seine WM-Teilnahme absagte - kann es an den Leader-Qualitäten von Kapitän Schröder auf dem Parkett keinerlei Zweifel mehr geben. Schon in der Vergangenheit zeigte der Braunschweiger überragende Leistungen gegen die absoluten Top-Teams. Mittlerweile hat er sich zum unangefochtenen Anführer entwickelt.
"Schröder und Lo haben uns getötet"
Neben Schröder machte vor allem Maodo Lo eine bärenstarke Partie. Der gebürtige Berliner erzielte 20 Punkte bei unglaublich effizienten 8-12 Treffern aus dem Feld - darunter vier Dreier - und brach den Australiern in der entscheidenden Phase das Genick. "Maodo Lo ist der MVP dieses Spiels für uns", deklarierte Schröder uneigennützig. "Er hat uns sehr geholfen, vor allem ohne Franz (Wagner). Eine großartige Leistung von ihm." Deutschlands Backcourt-Duo attackierte die Big Men Australiens immer wieder im freien Raum und erspielte so haufenweise freie Wurfgelegenheiten. Auch die defensive Intensität gegen die beiden primären Spielmacher Patty Mills (21 Punkte) und Josh Giddey (17) stimmte.
Australiens Trainer Brian Goorjian gab nach der Partie zu, dass Schröder und Lo sein Team "absolut getötet" hätten. "Die beiden haben heute Abend 50 Punkte erzielt, und ich hätte nicht gedacht, dass ich hier jetzt sitzen und sagen würde, dass wir das Spiel auf diese Art verlieren. Der andere Guard war großartig, als Schröder draußen war. Für ihn hatten wir eine Strategie: Wir wollten ihn unter Druck setzen, wenn Schröder eine Pause einlegt. Aber er war derjenige, der sie am Laufen hielt und einen großen Wurf nach dem anderen traf."
Auch der deutsche Cheftrainer Herbert pries seinen "anderen Guard" nach der Partie: "Maodo ist einer der besten Spieler der Euroleague. Er hat unglaubliches Talent und gibt uns von der Bank aus den X-Faktor, den wir brauchen. Er kann kreativ sein, er kann punkten und er kann viele Dinge tun, die andere Spieler nicht können. Ich kann ihn nicht genug loben."
Am Dienstag (09.30 Uhr MESZ/kostenfrei bei MagentaSport) kann das Team um Kapitän Schröder mit einem weiteren Erfolg über Finnland ungeschlagen in die Zwischenrunde einziehen. Schafft es die Herbert-Truppe, auch dort weiter so abzuliefern wie bisher, führt der Weg zu einer WM-Medaille am Ende nur über Deutschland. Und MVP-Kandidat Dennis Schröder.
Quelle: ntv.de