NFL: Patriots verzocken Rang "1" Schubser für 1,5 Millionen Dollar, erster Jubel nach 3255 Tagen
06.01.2025, 05:31 Uhr
Großer Jubel bei tiefen Temperaturen: Die Denver Broncos sind zurück in den NFL-Playoffs.
(Foto: IMAGO/Imagn Images)
Der letzte Spieltag der regulären NFL-Saison bietet Playoff-Drama und verrückte Zahlen: Während die Denver Broncos ein großes Comeback feiern, erhält ein Profi drei Millionen Dollar für neun Yards. Einem anderen reicht ein Schubser. Ein Trainer wird gefeuert, die Packers erleiden gleich zwei Verletzungsschocks.
Denver Broncos sind zurück nach neun Jahren
3255 Tage: So lange ist es her, seit Denver ein NFL-Spiel in den Playoffs bestritten hat. Damals, am 7. Februar 2016, gewannen die Broncos den Super Bowl 50 - und es folgten neun Jahre der großen Leere. Nun sind sie zurück in der Post-Season dank eines dominanten 38:0 gegen die Kansas City Chiefs, die mit der zweiten Garde auflaufen, weil der erste Platz in der AFC für den Super-Bowl-Champion bereits sicher ist.
Die Broncos zaubern bereits in den ersten zwei Spielzügen ebenso viele Touchdowns auf den Rasen, weil Rookie-Quarterback Bo Nix eine beeindruckende Ruhe ausstrahlt und beim ersten Drive von Denver zum fünften Rookie-Quarterback in der Geschichte der NFL wird, der im ersten Jahr für 3500 Yards und 25 Touchdowns geworfen hat. 24:0 lautet der Spielstand zur Halbzeit und die Partie ist entschieden. Nun geht es im Wildcard-Game am kommenden Wochenende gegen die Buffalo Bills.
Der Sieg Denvers bedeutete, dass die Cincinnati Bengals um Superstar Joe Burrow die diesjährigen Playoffs nicht erreichen. Da bringt ihnen auch der überraschende Erfolg der New York Jets nichts, die die Miami Dolphins mit 32:20 bezwingen und auch deren Playoff-Hoffnungen begraben. Für Jets-Quarterback Aaron Rogers (vier Touchdown-Pässe) wird es wohl das letzte Spiel für den Klub aus der Metropole gewesen sein - möglicherweise gar das letzte seiner Karriere. Wie es mit dem 41-Jährigen weitergeht, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. 248 Regular-Season-Auftritte, 21 Playoff-Spiele und der Super-Bowl-Sieg im Februar 2011 mit den Green Bay Packers stehen auf dem Konto der NFL-Ikone.
Spätes Drama um NFL-Playoffs, viel Geld für Rekord
In der NFC South Division gibt es noch keinen Gewinner, dafür einen Kampf um die Krone, die zur Teilnahme an den Playoffs berechtigt, zwischen den Tampa Bay Buccaneers und den Atlanta Falcons. Wenn die Bucs die New Orleans Saints zu Hause besiegen, gewinnen sie die Division. Wenn sie verlieren, kann Atlanta sie in der Tabelle überholen, sofern sie ihr Saisonfinale gegen die Carolina Panthers gewinnen.
Zunächst läuft es für beide Playoffs-Anwärter nicht rund, obwohl sie gegen zwei der schlechtesten Mannschaften der Liga antreten. Die Bucs liegen zur Halbzeit gegen die Saints (nur fünf Siege) hinten, während die Falcons mit einer knappen 24:17-Führung in die Pause gehen. Damit wäre Atlanta in den Playoffs, aber im dritten Viertel erzielen die Panthers (ebenfalls nur fünf Siege) 14 unbeantwortete Punkte. Zur gleichen Zeit berappeln sich die Bucs und nach zwei Touchdowns im letzten Abschnitt steht der 27:19-Sieg und damit der Einzug in die Playoffs fest. Die Falcons verlieren in der Verlängerung mit 38:44.
Ein Hingucker in der letzten Sekunde: Tampa Bay hat den Triumph bereits sicher und sollte eigentlich die Siegesformation einnehmen, aber stattdessen unternimmt Quarterback Baker Mayfield einen weiteren Spielzug und wirft zu Receiver Mike Evans - der mit diesem Catch mal eben drei Millionen US-Dollar kassiert. Evans verdient sich diesen Vertragsbonus, indem er 1000 gefangene Yards in dieser Spielzeit erreichte. Der Wide Receiver, der in der Schule fast ausschließlich Basketball und nicht Football gespielt hat, trägt sich mit elf Saisons in Folge mit mindestens 1000 Receiving Yards auch in die NFL-Geschichtsbücher ein. Nur der große Jerry Rice hat mehr mit 14.
Von Miller reicht ein Stubser
In zwei Partien geht es nicht um die Playoffs, sondern um ein ganz anderes Ranking. Und die New England Patriots verspielen dabei einen speziellen Platz "1": den ersten Rang von hinten, der das schlechteste Team der NFL ermächtigt, beim Draft im Frühjahr als erstes aus den Top-Talenten vom College einen Spieler auszuwählen. Die Patriots müssen nur gegen die Buffalo Bills verlieren, aber nichts da: Beide Mannschaften schonen viele der Stammspieler und New Englands Ersatz-Quarterback Joe Milton III bringt bei seinem Profidebüt 22 von 29 Pässen (241 Yards) an, erwirft und erläuft jeweils einen Touchdown und die Patriots schlagen die Bills 23:16 zum lediglich vierten Saisonsieg.
Nach einer bitteren Spielzeit, seiner ersten und einzigen als Trainer für die Patriots, fliegt Jerod Mayo direkt nach dem Spiel. Klub-Besitzer Robert Kraft entlässt den Nachfolger von Legende Bill Belichick und sagt in einem Statement: "Für mich persönlich war es eine der schwierigsten Entscheidungen, die ich je getroffen habe."
Dem Pass-Rusher Buffalos, Von Miller, gelingt bei der Pleite gleich in der ersten Minute etwas Herausragendes: Dank eines Sacks verbucht er einen Vertragsbonus in Höhe von anderthalb Millionen US-Dollar. Was das Ganze noch spezieller macht: Miller reißt Quarterback Drake Maye, der in den ersten Minuten statt Milton III auf dem Feld steht, nicht zu Boden, wie es sonst bei einem Sack oft der Fall ist. Er stupst ihn leicht an der Schulter, aber der Kontakt reicht. Maye fällt und Miller kassiert für den Schubser die siebenstellige Summe. Wahnsinn!
Titans jubeln als schlechtestes Team, Eagles mit Kicker-Problem
Der Sieg der Patriots bringt nun die Tennessee Titans ins Rampenlicht. Zwar schont der Gegner aus Houston einige Top-Stars, doch die bereits für die Playoffs qualifizierten Texans (treffen im Wildcard-Game nun auf die Los Angeles Chargers, die die Las Vegas Raiders mit 34:20 schlagen) gewinnen 23:14. Dank der Pleite gehört der erste Pick im Draft nun den Titans, die Cleveland Browns folgen auf Platz zwei und die Patriots auf vier.
Auf Rang drei der schlechtesten Teams liegen die Giants, denn selbst die Ersatzspieler der Philadelphia Eagles sind zu gut für die Mannschaft aus New York. Beim 20:13-Sieg bilden sich bei den Eagles jedoch auch Sorgenfalten, denn Kicker Jake Elliot vergibt erneut ein einfaches Field Goal aus 39 Yards. Nachdem er zuvor nie mehr als fünf in einer Saison vergeben hatte, waren es 2024 bereits acht. Kann der Super-Bowl-Kandidat (Platz der NFC) in den Playoffs, in denen jeder Punkt über Titel oder Aus entscheiden kann, auf Elliot vertrauen?
8 Millionen Dollar in 60 Minuten
Es geht zwar nicht um alles oder nichts, aber Washington will mit einem Sieg den sechsten Platz in den Playoffs erobern. Doch drei Sekunden vor Schluss liegen die Commanders gegen die Dallas Cowboys mit drei Punkten zurück. Superstar-Rookie Jayden Daniels wurde zur Halbzeit bereits auf die Bank gesetzt, um ihn vor Verletzungen zu schützen. Doch sein Ersatzmann Marcus Mariota zaubert seinen großen Moment aufs Grün: In elf Spielzügen führt er die Commanders 91 Yards über das Feld. Seinen letzten Pass fängt Terry McLaurin zum Touchdown und zum 23:19-Sieg.
Im Wildcard-Game warten auf die Commanders die Tampa Bay Buccaneers. Das liegt daran, dass die Los Angeles Rams den Seattle Seahawks mit 25:30 unterliegen. Quarterback Geno Smith fährt in diesen 60 Minuten gleich sechs Millionen US-Dollar in Boni ein (für Saisonsiege, geworfene Yards und seine Completion-Rate), obwohl die Seahawks nicht mehr erreichen können.
Bei den Cowobys darf immerhin Micah Parsons jubeln. Obwohl er verletzungsbedingt vier Spiele verpasst hat, gelingt es dem Linebacker in seiner vierten Saison zum vierten Mal zehn Sacks oder mehr zu erzielen. Das hatten in der gesamten NFL-Historie zuvor erst drei andere Profis geschafft. Parsons geht mit 9,5 Sacks in das Spiel und liefert gleich beim Drive einen Sack ab, zwei Spielzüge darauf den nächsten.
Verletzungsschocks für die Packers
Bei der 22:24-Pleite von Green Bay gegen die Chicago Bears ist das Ergebnis zweitrangig. Für die bereits für die Post-Season qualifizierten Packers zählen allein zwei Verletzungsschocks, die sie am letzten Spieltag überhaupt nicht gebrauchen können. Ausgerechnet Quarterback-Star Jordan Love verlässt das Feld in der ersten Halbzeit mit einer Handverletzung und kehrt nicht mehr zurück. Später sagt er auf der Pressekonferenz: "Ich habe so gut wie kein Gefühl mehr in meiner Hand." Love glaubt aber, im Wildcard-Spiel nächste Woche gegen die Eagles wieder fit zu sein. Noch bitterer ist, dass Wide Receiver Christian Watson in der ersten Hälfte eine wohl schwere Knieverletzung erleidet und vom Feld gefahren werden muss. Seine Saison dürfte beendet sein.
Quelle: ntv.de