"Roter" Triumph in Melbourne Schumacher ist schon vergessen
19.03.2007, 16:13 UhrNach nur einem Rennen ist die Ära Schumacher nur noch Geschichte. Mit dem souveränen Erfolg beim Formel-1-Auftakt in Melbourne hat Kimi Räikkönen die Herzen der Tifosi im Sturm erobert und seinen erfolgreichen Vorgänger zu einer schönen Erinnerung an frühere Zeiten degradiert. "Raikkönen löscht Schumacher aus", titelte die Ferrari-nahe Turiner Sportzeitung Tuttosport am Montag. "Kimi wie Schumi, mit weniger Schnörkel, aber derselben Substanz: Pole Position, schnellste Runde und Sieg. Zwei perfekte Tage, um der Welt klar zu machen, dass Schumacher gegangen ist, doch Ferrari bleibt", schrieb die Gazzetta dello Sport.
Und selbst Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo, der zehn Jahre lang mit dem Kerpener Trännen und Triumphe teilte, hat schon neue Lieblinge. "Ich danke Schumacher für all das, was er mit uns geleistet hat. Heute haben wir jedoch bewiesen, dass die großen Meister gehen können, doch Ferrari bleibt", sagte Montezemolo der Corriere della Sera: "Kimi Raikkönen war großartig. Er hat keinen Fehler begangen. Und auch Felipe Massa hat ein großartiges Rennen bestritten."
Am Sonntag hatte bereits Ferrari-Generaldirektor Jean Todt, jahrelang nicht nur Chef, sondern auch persönlicher Freund von Schumacher, dessen Nachfolger Räikkönen nach dem Sieg in Melbourne so herzlich umarmt, dass der dreimalige Weltmeister Niki Lauda bereits an der Aufrichtigkeit und Loyalität des Franzosen gegenüber Schumacher zweifelte.
Die Formel 1 bleibt sich treu und fährt ihren ausgestiegenen Stars im Rekordtempo davon. "Ferrari war heute ganz klar unschlagbar, obwohl Raikkönen einen kleinen Fehler gemacht hat. Es war sehr eindrucksvoll, und Michael Schumacher wird sich zu Hause in den Arsch beißen", meinte der frühere Formel-1-Pilot Hans-Joachim Stuck: "Nach dem Weggang von Schumacher war man sich unsicher. Es ist immer ein Faktor, wenn so ein Mann wegfällt. Aber man jetzt schon sagen, dass Kimi ein würdiger Ersatz ist."
Zwar ging in Deutschland im ersten Rennen ohne Schumacher die Einschaltquote mit 1,41 Millionen im Schnitt zu nachtschlafener Zeit im Vergleich zum Saisonauftakt 2005 in Melbourne (2,01 Millionen) um ein Viertel zurück, doch bei RTL ist man nach den Punkterängen von Nick Heidfeld (4.), Nico Rosberg (7.) und Ralf Schumacher (8.) sowie den starken Leistungen von McLaren-Mercedes und BMW-Sauber für die Zukunft zuversichtlich, auch ohne den siebenmaligen Weltmeister noch genügend Fans vor die Fernsehschirme zu locken.
"Ich habe Michael Schumacher nicht vermisst", sagte unterdessen Tourenwagen-"König" Klaus Ludwig dem Sport-Informations-Dienst (sid): "Kimi Raikkönen war sehr stark und ist praktisch nahtlos in seine Fußstapfen getreten. Es wird in den kommenden Rennen schwer werden, ihn zu schlagen." Ex-Formel-1-Pilot und GT-Weltmeister Michael Bartels meinte, dass Schumacher vielleicht zu früh abgetreten ist. "Wenn ich sehe, wie stark Ferrari ist, dann hätte es wohl einen weiteren WM-Titel für ihn gegeben. So ernten Kimi und Felipe nun die Früchte der Arbeit", sagte er dem sid.
Während die Engländer sich bereits auf ihren künftigen Weltmeister Lewis Hamilton nach dessen beeindruckenden Debüt mit Platz drei freuen, genießt Räikkönen im Moment nach den teilweise frustrierenden Jahren im Silberpfeil die Gunst der Stunde. "Ferrari hat die WM mit dem besten Auto begonnen", schrieb die spanische Sportzeitung AS: "Der Feind ist Finne."
In Räikkönens Heimat reifen bereits die Titelträume. "Kimi Räikkönen hat gezeigt, wer der neue König der Formel 1 ist", titelte das Abendblatt Iltalehti. Und bei der regionalen Zeitung Turun Sanomat lernte man bereits italienisch: "Bei Kimi ist alles wirklich gut -tutto bene, wie man bei Ferrari sagt."
Quelle: ntv.de