Noch immer nicht genug Schumi II will Pilot bleiben
04.10.2007, 11:39 UhrEr wirkte entspannt, befreit und plauderte locker über seinen geplanten Neuanfang, nur die Verantwortlichen von Toyota hatten für Ralf Schumacher kein offenes Ohr. "Schriftlich" habe er seinen Weggang zum Saisonende angekündigt, "telefonisch habe ich es probiert, aber sie waren in einem Meeting", berichtete "Schumi II" in Shanghai. Drei Tage zuvor hatte er seine Entscheidung für den Toyota-Abgang auf seiner Internetseite öffentlich gemacht. Fest stand sie aber schon deutlich länger. "Es ist schon ein paar Monate her", gab der 32 Jahre alte Formel-1-Pilot zu. Seine Suche nach einem neuen Arbeitgeber dürfte nun zu einem Geduldspiel werden: "Soweit sind wir noch nicht. Es kann bis nach dem Saisonende dauern."
Drei Tage vor dem Großen Preis von China bekräftigte er seine Absicht, auch 2008 in der Formel 1 zu fahren und zog auch ein längerfristiges Engagement in Betracht. Einen neuen Arbeitgeber hat er aber noch nicht. "Soweit sind wir noch nicht. Das wird sich noch ein bisschen hinziehen." Von McLaren-Mercedes bekam er bereits profilaktisch eine Absage.
Von Aufgabe will der Kerpener jedoch nichts wissen. Auch die "Frage der Motivation stellt sich gar nicht", betonte Schumacher auf der sonnigen Terrasse des Toyota-Team-Bungalows. Er will auch die letzten beiden Rennen bestmöglich bestreiten. Die Ergebnisse - 51 Rennen ohne den erhofften Sieg - hätten tatsächlich weniger Spaß gemacht. Als verlorene Zeit wollte der Wahl-Salzburger sein mit angeblich 14 Millionen Euro jährlich fürstlich entlohntes Engagement deswegen auf keinen Fall bezeichnen. "Das wäre unfair." Gleichwohl sprach er von einer "schwierigen" aktuellen Situation. Es sei einfach die Zeit für etwas Neues gekommen, betonte Schumacher vor der neugierigen Medienschar, die er mit einem freundlichen "Grüß Gott" begrüßte.
Himmlischen Beistand braucht er zwar bei seiner Suche nach einem neuen Arbeitgeber vielleicht auch, doch abhängig dürfte er auch von Fernando Alonso sein - dem As im Wechsel-Poker. "Jeder wartet bis er eine Entscheidung trifft", konstatierte Schumacher. "Alonso ist die Schlüsselfigur für jedes Team."
Er selbst sei auch bereit, wieder etwas mit aufzubauen, sagte Schumacher und signalisierte damit offenbar auch Bereitschaft, zu einem kleineren Team zu wechseln. Möglich wären der neue und von McLaren-Mercedes unterstützte Prodrive-Rennstall oder Spyker, das demnächst in indische Hände übergeht. Auch ein Langzeitprojekt über fünf Jahre könne er sich vorstellen. "Ich bin ja noch nicht so alt", sagte er. "Ich habe mir kein Zeitfenster gesetzt."
Er habe sich natürlich auch selbst hinterfragt. "Grundsätzlich: nobody is perfect", meinte Schumacher, der es auf sechs Grand-Prix- Siege - allesamt aus seiner Zeit bei Williams - brachte. Der letzte datiert vom 6. Juli 2003. "Man ist als Fahrer aber von den Gegebenheiten abhängig", sagte er. Er und Toyota hätte es einfach nicht geschafft, die erwünschten Ergebnisse zu erzielen. "Und ich bin dann so ehrlich zu sagen: Ich möchte nicht mehr."
Von Jens Marx, dpa
Quelle: ntv.de