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Von der Lachnummer zum Weltmeister Schwimmstar Lochte erlöst sich im Blindflug

Auf seiner Paradestrecken 200 Meter Lagen war Ryan Lochte nicht zu schlagen.

Auf seiner Paradestrecken 200 Meter Lagen war Ryan Lochte nicht zu schlagen.

(Foto: AP)

Auch mit beschlagener Schwimm-Brille gewinnt Ryan Lochte sein erstes WM-Gold in Barcelona. Vom Malheur auf der letzten Bahn lässt sich der US-Star nicht aufhalten und widerlegt Experten, die schon nach seinem jüngsten TV-Flopp an ihm gezweifelt hatten.

Ohne Sicht hat Ryan Lochte gefunden, was er in den ersten Tagen von Barcelona vergeblich suchte. "Ich bin wieder ich selbst", sagte der US-Schwimmstar nach seinem WM-Sieg über 200 Meter Lagen. Nach den Rückschlägen mit der Staffel und über 200 Meter Freistil stand der Amerikaner endlich da, wo er nach eigenem Verständnis hingehört: ganz oben auf dem Podest.

Für Lochte war es der 13. WM-Titel seit 2005.

Für Lochte war es der 13. WM-Titel seit 2005.

(Foto: dpa)

Dabei hatte ihm auf seiner Lieblingsstrecke am Ende der Durchblick gefehlt. "Meine Brille war auf den letzten 50 Meter beschlagen, ich konnte die anderen nicht mehr sehen und habe nur noch gebetet, dass ich als Erster an der Wand ankomme", sagte Lochte. Als sein Name ganz oben auf der Anzeigetafel aufleuchtete, atmete der Sonnyboy aus Florida kräftig durch.

"Ich war einfach nicht Ryan Lochte"

"In den ersten Tagen habe ich mir zu viele Gedanken über das Gewinnen gemacht, über die Zeiten, die ich geschwommen bin", berichtete der US-Star, der am Samstag 29 Jahre alt wird: "Ich war einfach nicht Ryan Lochte." Ryan Lochte zu sein heißt, mit einem Lachen durchs Leben zu gehen, egal was passiert. Im Becken führt diese Unbekümmertheit in der Regel dazu, dass der fünfmalige Olympiasieger Titel auf Titel stapelt. "Ich bin der, der nie Stress hat. Ich springe rein und habe einfach Spaß." Sein Sieg über 200 Meter Lagen war das 13. WM-Gold seit 2005. Hätte es nicht einen gewissen Michael Phelps gegeben - Ryan Lochte wäre der Superstar der Branche.

Doch als der Weg nach dem Rücktritt des Rekord-Olympiasiegers frei war, fehlte plötzlich der Spaß im Wasser. Und Lochte, der als legitimer Phelps-Nachfolger galt, schwamm an Gold vorbei - Zweiter mit der 4x100-Meter-Freistilstaffel, Vierter als Titelverteidiger über 200 Meter Freistil.

Spaß nur außerhalb des Beckens

Es lag vor allem am Spaß außerhalb des Beckens. Nach den Olympischen Spielen in London mit fünf Medaillen wollte Lochte vom Kachelzählen erstmal nichts mehr wissen. Der 20-malige Kurzbahn-Weltmeister stürzte sich ins pralle Leben. An sich nichts Neues, doch diesmal sollte ganz Amerika dabei zuschauen. Seine Reality-Show "Was würde Ryan Lochte tun?" zeigte hautnah, wie er mit seinen Freunden feierte, seine Unwiderstehlichkeit bei Frauen zur Geltung brachte - und nebenbei noch ein bisschen schwamm.

Die Sendung floppte, Lochte wurde zur Lachnummer. Nicht zuletzt wegen seines Lieblingsspruchs: "Wenn du in der Nacht ein Mann bist, musst du auch am Morgen ein Mann sein." Legendär ist ein TV-Interview aus jener Zeit: Erst nuschelt Lochte eine dümmliche Antwort nach der anderen, dann bringt er diesen Satz an. Als dazu ein Foto in Unterwäsche eingeblendet wird, brechen die Moderatoren in schallendes Gelächter aus.

Dass er so nicht 2016 in Rio de Janeiro glänzen kann, hat Lochte mittlerweile selbst gemerkt. "Dieses Jahr war ich überall, nur nicht beim Training", gab er zu und versprach mit Blick auf Olympia: "In den nächsten drei Jahren werde ich wieder richtig arbeiten." Damit die Ablenkungen nicht zu groß sind, will er Gainesville in Florida, wo er seit zwölf Jahren lebt und trainiert, verlassen. "Es ist eine Uni-Stadt, und jeder kennt mich", sagte er, "vielleicht gehe ich nach Australien."

Quelle: ntv.de, sid

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