"Mag ihre Art zu spielen" Scolari redet DFB-Elf stark
18.06.2008, 09:06 UhrLuiz Felipe Scolari ist ein Schlitzohr. Der Schalk blitzte aus seinen blauen Augen, als Portugals Nationaltrainer begann, Viertelfinal-Gegner Deutschland stark zu reden. "Ich mag ihre Art Fußball zu spielen, ihre Taktik und wie sie sich auf dem Platz bewegen", schwärmte der 59-Jährige. Außerdem hätten sich die Deutschen in der Vergangenheit schon oft rechtzeitig aus Formschwächen und schwierigen Situationen befreit.
Der Brasilianer, dem sie preußische Tugenden nachsagen, ist davon überzeugt, dass die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw am kommenden Donnerstag (20.45 Uhr/live in der ARD) in Basel wesentlich stärker auftreten wird als in ihren Gruppenspielen gegen Kroatien (1:2) und dem mühevollen 1:0 gegen Österreich.
Chancen stehen 50:50
Doch wer den künftigen Trainer des englischen Vizemeisters FC Chelsea und damit des deutschen Nationalmannschaftskapitäns Michael Ballack kennt, der weiß, dass ihn die hochgelobten Qualitäten des Gegners weniger überzeugen als die seines eigenen Teams. "Ich habe eine tolle, physisch starke Mannschaft mit vielen technisch beschlagenen Spielern", lässt "Big Phil" im nächsten Moment wissen. Die imponierenden Auftritte in den beiden Gruppenspielen gegen die Türkei (2:0) und Tschechien (3:1) belegen seine Worte eindrucksvoll.
Das 0:2 seines "B-Teams" zum Vorrunden-Abschluss gegen EM-Gastgeber Schweiz hat Scolari längst als bedeutungslos abgehakt. Direkt nach dem Schlusspfiff begannen die Portugiesen mit der Vorbereitung auf das Viertelfinale. Wichtige Tipps kann Bundesliga-Legionär Fernando Meira vom VfB Stuttgart geben: "Ich kenne viele Spieler aus der Liga und weiß, dass man Deutschland an dem ersten starken Auftritt gegen Polen messen muss. Unsere Chancen für das Viertelfinale stehen 50:50."
"Schwerste Hürde"
Mittelfeldakteur Nuno Gomez von Rekordmeister Benfica Lissabon hat ebenfalls das 2:0 der DFB-Auswahl gegen Polen am Fernsehen verfolgt. "Das zweite Spiel gegen Kroatien war nicht so gut, aber sie haben dennoch eine gute Mannschaft. Aber wenn man ins Finale will, gibt es ohnehin keine schwachen Gegner mehr", meinte der 71-malige Nationalspieler.
Für Portugals Starspieler Cristiano Ronaldo ist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der EM die schwerste Hürde auf dem Weg ins Finale. "Wir haben die Partie gegen Österreich gesehen. Die Deutschen haben eine starke Mannschaft", sagte der Profi von Manchester United. "Es wird sicherlich ein schweres Spiel. Wenn die aus dem Weg geräumt ist, haben wir gute Chancen ins Endspiel zu kommen", sagte ein gut gelaunter und zu Scherzen aufgelegter Cristiano Ronaldo in Neuchatel.
Portugal in Topbesetzung
Scolari wird gegen Deutschland wieder das Beste vom Besten aufbieten - also auch seine Stars Ronaldo und seinen zweiten Lieblingsspieler Deco (FC Barcelona), der derzeit mit Chelsea, aber auch Italiens Meister Inter Mailand in Verbindung gebracht wird.
"Er ist ein Allrounder: ein Dribbler, Kämpfer und Stratege", erklärte der Coach der Seleccao. Zusammen mit den Abwehrspielern Ricardo Carvalho, Paulo Ferreira (beide FC Chelsea) und Pepe (Real Madrid) sowie den Offensivkräften Simao (Atletico Madrid) und Nuno Gomes bilden Ronaldo und Deco das Gerüst eines hochtalentierten Teams.
Seit 2006 weiterentwickelt
Seine Mannschaft habe sich im Vergleich zur WM 2006 weiterentwickelt, lässt Scolari wissen. Das 1:3 im Spiel um Platz drei in Stuttgart gegen Deutschland (8. Juli 2006) war zugleich das letzte Duell der beiden Nationalteams. In bester Erinnerung ist den Portugiesen das 3:0 im letzten Vorrundenspiel der EM 2000 in Belgien und den Niederlanden in Rotterdam mit ihrer "B-Elf" und drei Treffern von Sergio Conceicao.
Insgesamt spricht die Bilanz noch klar für Deutschland: Von den 15 bisherigen Länderspielen gewann die DFB-Elf sieben. Fünf Partien endeten Remis, nur drei gingen verloren.
von Günter Bork und Ulf Zimmermann, sid
Quelle: ntv.de