Boston holt NHL-Titel in Vancouver Seidenberg schreibt Geschichte
16.06.2011, 06:12 Uhr
Diese Männer nehmen den Cup mit nach Boston.
(Foto: REUTERS)
Er spielt Eishockey, er ist Verteidiger, er holte mit Adler Mannheim die deutsche Meisterschaft - und nun in den USA den Stanley Cup: Dennis Seidenberg. Der 29-jährige Deutsche gewinnt mit den Boston Bruins den NHL-Titel gegen Christian Ehrhoff und die Vancouver Canucks.
Eishockey-Nationalspieler Dennis Seidenberg hat das Duell mit Christian Ehrhoff gewonnen und sich zum zweiten deutschen Stanley-Cup-Sieger gekürt. Der 29-Jährige setzte sich mit den Boston Bruins im entscheidenden siebten NHL-Finale bei Ehrhoffs Vancouver Canucks mit 4:0 (1:0, 2:0, 1:0) durch. Der ehemalige Mannheimer trat damit in die Fußstapfen von Uwe Krupp, der 1996 mit der Colorado Avalanche triumphiert hatte. Bislang war Krupp der einzige deutsche Spieler, der den Stanley Cup gewinnen konnte. "Das ist ein grandioses Erlebnis", sagte Seidenberg den US-amerikansichen Journalisten noch auf dem Eis auf Deutsch ins Mikrofon - und grinste breit.

Der Ex-Mannheimer Dennis Seidenberg bereitete zwei Treffer vor - und half dazwischen seinem überragenden Goalie Tim Thomas.
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Seidenberg war mit zwei Torvorlagen maßgeblich am entscheidenden vierten Sieg der Bruins beteiligt. Seinem Team bescherte er damit den ersten NHL-Titel seit 1972. Der Verteidiger, der 27:55 Minuten auf dem Eis stand, bereitete sowohl das 2:0 durch Brad Marchand (33.) als auch den dritten Treffer durch Patrice Bergeron (38.) vor. Bergeron hatte die Gäste vor 18.860 Zuschauern in Vancouver im ersten Drittel bereits in Führung gebracht (15.). Marchand traf zudem zwei Minuten vor Schluss ins leere Tor und machte den sechsten Stanley-Cup-Triumph des ältesten US-Klubs in der NHL perfekt.
Schwarzer Tag für Ehrhoff
Für die Canucks war Ehrhoff im entscheidenden Spiel insgesamt 20:42 Minuten auf dem Eis, aber er hatte nicht seinen besten Tag erwischt: Bei beiden Toren von Bergeron zog er zuvor im Zweikampf den Kürzeren. Die Canucks waren das punktbeste Team der Vorrunde, verspielten mit der zweiten Niederlage in Folge eine 3:2-Führung in der "Best-of-Seven"-Serie - und müssen weiter auf den ersten Titel in ihrer 41-jährigen Klubgeschichte warten.
Vancouver begann zwei Tage nach dem vergebenen ersten Matchball beim 2:5 in Boston mit viel Wut im Bauch. Doch Bruins-Goalie Tim Thomas knüpfte nahtlos an seine überragenden Leistungen an, machte nicht nur die ersten Großchancen durch die schwedischen Zwillinge Henrik und Daniel Sedin in der 5. und 8. Minute zunichte, sondern wehrte alle 37 Schüsse ab. Der 37-Jährige erhielt nach seinem vierten Spiel ohne Gegentor die "Conn Smythe Trophy" als wertvollster Spieler der Playoffs. "Im siebten Spiel auswärts zu gewinnen, zeigt den Charakter dieses Teams", sagte Thomas, der von den gegnerischen Canucks-Fans tosenden Applaus erhielt.

Bei einem Konter verliert Christian Ehrhoff, links, das Duell gegen Patrice Bergeron - der das 0:3 erzielt.
(Foto: REUTERS)
Allerdings kam die Führung für die Gäste etwas überraschend zustande: Bergeron war schneller am Puck als Ehrhoff, die Scheibe sprang vom Innenpfosten ins Netz. Die größte Chance zum Ausgleich hatte Alexandre Burrows in der 29. Minute, doch Bostons Kapitän Zdeno Chara, der die Scheibe leichtfertig hinter dem eigenen Tor verloren hatte, rettete für den bereits geschlagenen Thomas.
Luongo erneut ohne Fortune
Beim 0:2 machte Olympiasieger Roberto Luongo nicht die glücklichste Figur. Der 32-Jährige Goalie der Canucks, der am Montag in Boston schon nach sieben Minuten vom Eis genommen worden war, fiel auf einen Bauerntrick von Marchand herein, wurde jedoch auch von seinem Teamkollegen Daniel Sedin behindert. Besonders bitter war das 0:3: Bei Überzahl verlor Ehrhoff das Duell gegen Bergeron, konnte den Kanadier nur mit einem Foul stoppen, der Puck rutschte dennoch über die Linie.
Das 0:4 fiel wenige Minuten vor dem Ende, als Vancouver alles auf eine Karte setzte und Luongo für einen zusätzlichen Feldspieler vom Eis nahm. Die Canucks vertändelten im Mitteldrittel den Puck – und Marchand hatte keine Mühe.
Quelle: ntv.de, rpe/sid