"Tiger" will Geschichte schreiben Sieg für den Rekord
16.10.2003, 10:43 UhrDer "Tiger" will Box-Geschichte schreiben. Mit einem Sieg über den Mexikaner Julio Cesar Gonzalez kann sich der seit 48 Kämpfen ungeschlagene Halbschwergewichts-Weltmeister Dariusz Michalczewski in den Rekordbüchern verewigen.
Bei einem Erfolg am Samstag in der Hamburger Color-Line-Arena würde er mit Schwergewichts-Legende Rocky Marciano gleichziehen, der es zwischen 1947 und 1955 auf 49 Siege in Serie brachte. Da zieht selbst der "Gentleman " den Hut. "Dariusz' Serie ist bewundernswert", sagt Ex-Weltmeister Henry Maske.
Beide sind rücksichtslose Draufgänger
Michalczewski kann es kaum erwarten. "Der Rekord motiviert mich. Es ist toll, wenn ich in die Geschichte eingehe", sagt der 35 Jahre alte Titelverteidiger, der später natürlich die alleinige Regentschaft mit 50 Siegen übernehmen möchte. "Aber daran will ich jetzt noch nicht denken. Ich entscheide von Kampf zu Kampf."
Daran tut er auch gut, denn ein Scheitern des Rekordversuchs bei seiner 24. Titelverteidigung ist nicht ausgeschlossen. Herausforderer Gonzalez ist ein extrem gefährlicher Rivale. Von 35 Kämpfen hat er bislang nur einen verloren, und zwar nach Punkten gegen Michalczewskis Wunschgegner Roy Jones (USA). Ebenso wie der Deutsch-Pole präsentiert sich der in Kalifornien lebende Mexikaner als rücksichtsloser Draufgänger im Ring. Auch er marschiert konsequent nach vorn und teilt erbarmungslos aus.
"Das wird Action von Anfang an", sagt der "Tiger" vor dem Duell vor 14.000 erwarteten Zuschauern. Mit seiner bekannt nachlässigen Deckung läuft Michalczewski jedoch größte Gefahr, zumindest wie in den beiden vorangegangenen Gefechten mit extrem zerbeultem Gesicht den Ring zu verlassen.
Sauerland: "Vergleich mit Marciano hinkt"
"Gonzalez ist wirklich einer der zur Zeit Besten", bestätigt Klaus-Peter Kohls Promoter-Konkurrent Wilfried Sauerland. Der Chef des von Köln nach Berlin umgezogenen Box-Unternehmens sieht den Weltrekord-Versuch von Michalczewski jedoch kritisch. "49 Kämpfe ohne Niederlage sind natürlich eine große Leistung. Aber bitte, das kann man doch nicht mit Rocky Marcianos Serie vergleichen", protestiert er. "Damals gab es nur einen Weltverband. Marciano musste gegen die Besten boxen. Sein Name war auf allen Kontinenten ein Begriff. Michalczewski kennt man fast nur in Deutschland und Polen."
Für den erhofften Ruhm hat sich Michalczewski einem verschärften Trainingspensum ausgesetzt. Gleich zwei Mal war er im Höhentrainingslager in Zakopane. "Es wird immer schwerer. Ich bin nicht mehr der Jüngste, werde nicht schneller. Da muss ich jedes Mal mehr tun", erklärt er. Trainer Fritz Sdunek attestiert seinem Schützling, "so konzentriert und hart wie nie zuvor" gearbeitet zu haben. "Seine athletischen Werte sind einmalig."
(Franko Koitzsch, dpa)
Quelle: ntv.de