Lebenslange Sperre droht Silber-Gewinnerin gedopt
20.08.2008, 10:53 UhrDen Olympischen Spielen in Peking droht ein spektakulärer Dopingfall. Die ukrainische Leichtathletin Ludmilla Blonska ist als Silbermedaillen-Gewinnerin im Siebenkampf offenbar positiv auf anabole Steroide getestet worden. Dies berichtete die französische Sportzeitung "L'Equipe".
Die Exekutiv-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) unter Vizepräsident Thomas Bach hat die 30-Jährige angeblich schon disqualifiziert und ihr die Akkreditierung entzogen. Blonska wäre der fünfte Doping-Fall in Peking und stünde nach einem ersten positiven Anabolika-Test 2003 vor einer lebenslangen Sperre.
In Peking wurden bereits die spanische Radsportlerin Maria Isabel Moreno mit dem Blutdopingmittel Epo, der nordkoreanische Pistolenschütze und zweifache Medaillengewinner Kim Jong-Su mit dem Betablocker Propranolol und die vietnamesische Kunstturnerin Do Thi Ngan Thuong mit einem Diuretikum erwischt.
Dopingsünder im Dutzend
Am vergangenen Montag war darüber hinaus die Griechin Fani Halkia von den Spielen ausgeschlossen worden. Der Olympiasiegerin von 2004 über 400 m Hürden war das anabole Steroid Methyltrienol nachgewiesen worden. Kurz vor und nach dem Olympia-Auftakt waren rund zwei Dutzend Namen von weiteren Sündern bekanntgeworden, die daraufhin nicht antreten durften.
Hallen-Weltmeisterin Ludmilla Blonska, die nach einem Ausschluss von den Wettkämpfen nicht im Weitsprung-Finale starten dürfte, hatte im Siebenkampf mit 6700 Punkten Platz zwei hinter ihrer ukrainischen Teamkameradin Natalia Dobrynska (6733) belegt.
"Traue ihr nicht über den Weg"
Bestätigt sich der Fall, rückt Hyleas Fountain (USA/6619) auf den zweiten Platz nach. Bronze erhält die Russin Tatjana Tschernowa (Russland), Lilli Schwarzkopf (Paderborn/6379) rutscht auf Rang acht vor, Jennifer Oeser (Leverkusen) auf elf und Sonja Kesselschläger (Neubrandenburg/6140) an Position 16.
Ludmilla Blonska galt schon lange als verdächtig. "Ich traue ihr nicht über den Weg", hatte Sonja Kesselschläger, in Athen 2004 noch Sechste, im Vorfeld der Pekinger Spiele gesagt. Bei der WM 2007 in Osaka hatte die britische Siebenkampf-Dritte Kelly Sotherton die Vize-Weltmeisterin angegriffen. Keine habe gegen sie antreten wollen: "Wir unterstützen keine Betrüger. Sie hat einmal betrogen, wer sagt, dass sie es nicht wieder tut?"
Raue Stimme und extreme Steigerungen
Blonska war von 2003 bis 2005 nach einem Positiv-Test auf anabole Steroide gesperrt worden. In Osaka fiel sie im vergangenen Jahr durch eine extrem raue Stimme und außergewöhnliche Steigerungen ihrer Bestmarken im Hoch- und Weitsprung sowie im Speerwurf und über 800 m auf. Blonska wird von Ehemann Sergej trainiert, einem früheren Zehnkämpfer.
Ukrainische Sportler waren mehrfach bei Großereignissen aufgefallen. Bei Olympia 2004 verlor der Frauen-Doppelvierer Bronze, weil Olena Olefirenko die Einnahme der unerlaubten Stimulans Ethamivan nachgewiesen wurde. Bei der Leichtathletik-WM 1997 in Athen musste Kugelstoßer Alexander Bagatsch Gold abgeben - wegen Ephedrin. Sieger wurde damals John Godina (USA), auf Platz zwei rückte Oliver-Sven Buder (Wattenscheid) nach.
4500 Dopingtests
Seit Beginn dieser Olympischen Spiele sind 4130 Dopingtests durchgeführt worden, 848 davon waren Bluttests. Insgesamt sollen in Peking 4.500 Dopinganalysen vorgenommen werden, das würde einen Rekord in der Geschichte von Olympischen Spielen bedeuten.
Von Gerd Holzbach und Christian Klaue, sid
Quelle: ntv.de