"Fraglos enttäuschende Tournee" Skispringer-Boss muss nach Mega-Rückstand über Cheftrainer sprechen
07.01.2025, 06:47 Uhr
Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher muss nicht um seinen Job fürchten.
(Foto: Hendrik Schmidt/dpa)
In die Vierschanzentournee starten die deutschen Skispringer mit der Hoffnung auf einen großen Erfolg, doch das Prestigeevent wird zum Debakel. Klar, dass nach der großen Enttäuschung über den Cheftrainer gesprochen wird.
Sportdirektor Horst Hüttel vom Deutschen Skiverband hält Bundestrainer Stefan Horngacher auch nach der verkorksten Vierschanzentournee für den richtigen Coach. "Die Trainerfrage stellt sich im Moment für uns überhaupt nicht", sagte Hüttel in Bischofshofen. Der 56-Jährige verwies unter anderem auf die vor der Tournee starke Saison der deutschen Springer um Top-Athlet Pius Paschke. "Er hat unser volles Vertrauen", betonte Hüttel. "Stefan Horngacher hat einen unbefristeten Vertrag."
Die deutschen Springer konnten beim Großevent rund um den Jahreswechsel nicht in den Kampf um die Podestplätze eingreifen. Weder bei einem Einzelwettkampf noch im Gesamtklassement schaffte es ein Deutscher unter die besten drei Springer. Der Rückstand von Pius Paschke als bestem Deutschen in der Gesamtwertung auf Sieger Tschofenig betrug nach acht Wettkampfspringen desaströse 33 Meter - so groß war der Abstand auf den Gesamtsieger seit 2019 nicht mehr.
"Jungs haben sich wirklich bemüht"
Kurios: Damals wurde Markus Eisenbichler mit gut 34 Metern Rückstand Zweiter der Tourneewertung hinter dem Japaner Ryoyu Kobayashi. Stefan Leyhe, den Horngacher wegen schwacher Leistungen bei der diesjährigen Auflage gar nicht erst mit nach Österreich genommen hatte, wurde seinerzeit Dritter. Waren es bei den deutschen Topergebnissen der letzten Jahre noch einzelne Topspringer anderer Nationen - vor allem Kobayashi und der Pole Kamil Stoch - die den ersehnten deutschen Triumph vergleichsweise knapp verhinderten, schob sich diesmal ein österreichisches Trio zwischen den besten DSV-Springer und den goldenen Adler, den der Tourneesieger erhält. Den Vorjahreszweiten Andreas Wellinger ließ beinahe eine komplette österreichische Mannschaft hinter sich - Wellinger sprang mit mehr als 56 Metern Rückstand auf Platz elf.
Horngacher selbst gab sich nach dem Debakel - in keinem der vier Springen schaffte es einer seiner Springer aufs Podest - eigenartig unbeeindruckt: "Wir haben alles gegeben, die Jungs haben sich wirklich bemüht. Mehr ist leider heute nicht rausgekommen", sagte der Bundestrainer mit Blick aufs finale Springen in Bischofshofen. Und: Frust? Enttäuschung? Fehlanzeige. "Sonst hätte ich schon seit 23 Jahren enttäuscht sein müssen."
Dabei war Paschke als großer Hoffnungsträger und Führender im Gesamtweltcup zur Tournee gereist. Vor dem Auftakt in Oberstdorf hatte der 34-Jährige fünf von zehn Einzelweltcups in dieser Saison gewonnen. In der Tournee-Gesamtwertung belegte er den sechsten Platz.
Trainer Horngacher betreut die deutschen Springer seit 2019. Unter dem Österreicher gewann die Mannschaft zahlreiche Medaillen bei Weltmeisterschaften und Olympischen Winterspielen. Bei der Vierschanzentournee wartet der Deutsche Skiverband dagegen seit Sven Hannawalds Triumph 2002 auf den Gesamtsieg.
Quelle: ntv.de, ter/dpa