NFL-Spektakel vs Peinlich-Patzer Sorge um Mahomes, heftiger Verletzungsschock für Dolphins
16.12.2024, 05:29 Uhr
Woche 15 der NFL bietet Drama um Playoff-Plätze und ein 90-Punkte-Spektakel. Während Josh Allen mit seinen Buffalo Bills einen beeindruckenden Sieg in Detroit einfährt, machen die Kansas City Chiefs sich Sorgen um den verletzten Patrick Mahomes. Noch schlimmer geht es bei den Miami Dolphins zu.
Patrick Mahomes humpelt vom Feld
Selten gab es in der NFL ein Team, das bei 12-1 stand und derart wenig überzeugend abgeliefert hat. Aber: Wer gewinnt, hat recht. Deshalb trauen die Experten den Kansas City Chiefs den Titel-Hattrick durchaus zu. Und die Konkurrenz dürfte an diesem Sonntag nicht gerade begeistert zugeschaut haben: Denn der Super-Bowl-Sieger, der bereits die Playoffs und den Divisionstitel eingetütet hat, zeigt gegen Cleveland nach langem wieder mal eine dominante Leistung und fährt einen ungefährdeten 21:7-Sieg ein.
Gegen Ende des Spiels hält jedoch jeder Chiefs-Fan bange den Atem an: Superstar-Quarterback Patrick Mahomes wird bei einem Passversuch zu Boden gebracht und heftig nach hinten gebeugt, der Knöchel knickt dabei um. Mahomes muss vom Feld, humpelt zur Seitenlinie. Er kehrt nicht zurück. Ist der Sieggarant etwa ernsthafter am Sprunggelenk verletzt? Nach der Partie gibt es leichte Entwarnung: Der Cheftrainer der Chiefs, Andy Reid, erklärt, dass Mahomes' Knöchel nicht gebrochen ist und dass von Tag zu Tag über seinen Gesundheitszustand entschieden wird. Ein Video eines Journalisten einer Regionalzeitung aus Kansas City zeigt, wie der Quarterback später aus der Kabine läuft, etwas unrund, aber nicht humpelnd, und dann mit einem Wagen weggefahren wird. Browns-Runninback Nick Chubb erwischt es da schon schlimmer: Er bricht sich gegen die Chiefs den linken Fuß, nachdem er sich in der letzten Saison einen Kreuzbandriss zugezogen hatte.
Doppelter Verletzungsschock für Dolphins
Die Dolphins (6-7 vor der Partie) wollen sich noch irgendwie in die Playoffs retten, nachdem von den ersten acht Partien sechs verloren gingen. Aber Miami, das vier seiner letzten fünf Spiele gewonnen hatte, kommt gegen die Houston Texans so gar nicht in Fahrt.
Mit noch 6:45 Minuten auf der Uhr im zweiten Viertel gibt es den ersten Touchdown, den die Texans erzielen, nachdem Tua Tagovailoa das Ei verliert. Der Dolphins-Quarterback war zuletzt eigentlich in Topform, hatte seit seinem Comeback von einer Verletzung elf Touchdowns und keine Interception geworfen und dabei seit Woche 11 die NFL-Bestmarke von 75,1 Prozent seiner Pässe angebracht. Das ändert sich massiv in dieser wichtigen Partie: Zwar kommen die Dolphins Ende des drittel Viertels mit einem starkem Touchdown zum 12:20 zurück. Dies ist aber auch der Endstand, denn Tagovailoa wirft kurz vor Schluss eine Interception (gleich die dritte an diesem Tag), mit der die Texaner den Sieg und den zweiten AFC-South-Titel in Folge perfekt machen.
Doch noch schlimmer als die Pleite lasten zwei schwere Verletzungen auf den Dolphins. Zunächst scheidet Receiver Jaylen Waddle mit einer schweren Knieverletzung aus, dann folgt das Drama um Grant DuBose. Der Miami-Receiver fängt zunächst einen Pass über die Mitte des Feldes, doch wird dann anschließend von einem Verteidiger der Texans mit dem Helm am eigenen Helm getroffen. DuBose sackt zu Boden und bleibt reglos liegen. Der 23-Jährige wird sofort von Medizinern auf dem Feld versorgt, die Partie satte zwölf Minuten unterbrochen. Anschließend fahren die Fachkräfte den auf einer Bahre stabilisierten Receiver vom Feld. Später vermelden die Dolphins, dass der Zustand von DuBose zwar stabil sei, er aber zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus gebracht werden muss.
Josh Allen untermauert MVP-Chancen
Das Topspiel des Tages zwischen zwei bereits für die Playoffs qualifizierten Teams steigt in Detroit - und die Partie, die eine Preview des kommenden Super Bowls sein könnte, hält, was sie verspricht. Die Buffalo Bills (vor der Partie 10-3) starten gegen die Lions (12-1) wie von den Löwen gebissen. Soll heißen: Schnell steht es 14:0 und die Offensive von Quarterback Josh Allen macht, was sie will. Die ersten drei Drives führen jeweils zu Touchdowns. Doch Detroit findet die schnelle Antwort. Zur Pause steht es 14:21 aus Sicht der Lions, weil Jared Goff, der wie Allen zu den engsten Kandidaten um die MVP-Trophäe des besten Spielers der Saison zählt, aufdreht - und weil Wide Receiver Tim Patrick beim ersten Touchdown der Lions zu Superman mutiert und horizontal in der Luft liegt.
In der zweiten Hälfte entwickelt sich ein noch wilderer Schlagabtausch, beide Superstar-Quarterbacks zaubern eine formidable Leistung aufs Grün. Während Detroit vor allem die Läufe Allens (zwei Touchdowns erlaufen, zwei erworfen) nicht aufhalten kann, seziert Goff (vier Touchdownpässe) Buffalo mit feinen Pässen. Kurz vor Ende des dritten Viertels liegen die Lions 14:35 hinten, dann kommt der große Auftritt des Deutsch-Amerikaners Amon-Ra St. Brown: Er fängt einen langen Pass von Goff und spurtet zum 66-Yard-Touchdown. Nachdem zwei Cornerbacks verletzt den Platz verlassen müssen, können die Lions am Ende aber defensiv nicht mehr mithalten und Allen und die Bills fahren einen fulminanten 48:35-Triumph ein - und die Detroit-Siegesserie von elf Spielen reißt.
Jackson und Ravens marschieren
Apropos MVP: Auch Lamar Jackson ist ein heißer Kandidat und liefert ein weiteres Statement ab. Der wohl athletischste Quarterback der NFL zerlegt die Giants förmlich beim Spaziergang zum 35:14-Erfolg seiner Baltimore Ravens gegen die New York Giants. Jackson hat am Ende grandiose fünf Touchdownpässe (21 von 25 Pässen an den Mann gebracht) und 355 Gesamtyards auf seinem Konto. Kein Spielzug ist dabei schöner als der 49-Yard-Touchdown Anfang des zweiten Viertels, als Jackson mit einer weiten Rakete Rashod Bateman tief in der Hälfte der Giants findet. Der Ravens-Receiver lässt anschließend gleich mehrere Giants-Verteidiger alt aussehen - und liefert wenig später einen weiteren spektakulären Touchdown.
Peinlich-Patzer stellt Spiel auf den Kopf
Welch ein Anfängerfehler zu Beginn der zweiten Hälfte: Colts-Runningback Jonathan Taylor, seit 2020 in der Liga, lässt unbedrängt den Football fallen, bevor er in die Endzone eindringt. Statt eines 41-Yard-Touchdowns heißt es Ballbesitz Denver Broncos, die bis dahin kaum etwas auf den Rasen bekommen. Statt 20:7 steht es "nur" 13:7 für das Team aus Indianapolis. Diese eine Aktion könnte den Colts den Einzug in die Playoffs kosten, zumindest stürmen die Broncos im Anschluss an den Fehler auf und davon, stellen die Partie komplett auf den Kopf und siegen nach 24 unbeantworteten Punkten mit 31:13.
Steelers verlieren und jubeln
Durch den Erfolg der Broncos dürfen die Pittsburgh Steelers über den Einzug in der Playoffs jubeln, obwohl sie in einem weiteren möglichen Super-Bowl-Showdown in Philadelphia verlieren. Was sich zur Halbzeit mit 17:13 nach einer knappen Führung für die Eagles liest, ist eigentlich eine deutliche Dominanz des Teams aus Philly, das mehr als doppelt so viele Yards wie die Steelers (erstes First Down erst im sechsten Drive) sammelt. Aber die Eagles verlieren zweimal das Ei und laden die Steelers mit weiteren Fehlern zu Field Goals ein. In der zweiten Halbzeit sorgen Hurts (290 Yards und zwei Touchdowns geworfen, 45 Yards und ein Touchdown erlaufen) und Co. jedoch für klarere Verhältnisse und gewinnen deutlich 27:13. In der Post-Season sind beide dabei.
Bengals verbessern Playoff-Chancen
Quarterback-Star Joe Burrow will genau dort noch hin: Er wirft für 271 Yards und drei Touchdowns (36 in dieser Saison, Franchise-Rekord) und die Cincinnati Bengals verbessern ihre schwachen Playoff-Hoffnungen, indem sie die Tennessee Titans in einem schlampigen Spiel mit 37:27 schlagen. Beide Teams rumpeln das erste 10-Turnover-Spiel der NFL seit Woche 2007 aufs Feld, aber die Bengals (nun bei 6-8) feiern den 400. Sieg in der regulären Saison in der Franchise-Geschichte und träumen weiter von der Post-Season.
Chargers fallen in sich zusammen
Nachdem die Chargers zur Halbzeit mit 17:13 führen, fällt die Defensive, die zu den besten der Liga gehört und durchschnittlich nur knapp 16 Punkte pro Spiel zulässt, vom Team aus Los Angeles plötzlich in sich zusammen. Die Tampa Bay Buccaneers erzielen allein im dritten Viertel 17 Punkte, im letzten Abschnitt kommen noch einmal zehn hinzu. Bei den Chargers läuft überhaupt nichts mehr, 40:17 für die Bucs heißt es am Ende.
Justin Herbert wollte der erste Quarterback in der Geschichte der NFL werden, der es schafft, in zwölf aufeinanderfolgenden Spielen keine Interception zu werfen (Tom Brady schaffte 2010 ebenfalls elf), aber der Chargers-Spielmacher scheitert mit dem Vorhaben Ende des dritten Viertels, als er das Ei dem Gegner in die Hände wirft. Die Chargers (8-6) haben nun drei der letzten vier Spiele verloren, die Buccaneers (8-6) vier in Folge gewonnen.
Frühe Dominanz, spätes Drama
Zum 13. Mal in Folge punkten die Commanders im ersten Viertel. Das ist die längste aktive Serie in der NFL. Das Team aus Washington lässt auch anschließend nichts anbrennen und weil Rookie-Sensation Jayden Daniels gleich doppelt Terry McLaurin für einen Touchdown findet, geht es mit einer komfortablen 14:0-Führung in die Pause gegen New Orleans. Bereits zum vierten Mal in dieser Saison gelingen McLaurin zwei Touchdowns in einer Hälfte.
Aber die zu Beginn der Spielzeit so stark aufspielenden Saints kämpfen sich dramatisch zurück. Mit noch zwei Sekunden auf der Uhr stellt das Team aus New Orleans auf 19:20. Anschließend entscheidet es sich aber für die 2-Point-Conversion, um sich den Sieg zu schnappen, anstatt für den einfachen Extrapunkt. Zu viel Risiko, der Versuch misslingt und die Commanders atmen auf und triumphieren.
Quelle: ntv.de