USA ohne Basketball und Football? Sportfans droht ein grauer Herbst
25.02.2011, 10:16 UhrDen Sportfans in Nordamerika droht ein trister Herbst. In der Football-Liga NFL und der Basketball-Liga NBA können sich Spieler und Besitzer nicht auf neue Tarifverträge einigen. Im schlimmsten Fall fällt in beiden Sportarten die kommende Saison aus.
Nordamerikas Sportfans zittern, Profis und Vereinsbosse zanken weiter. In der Football-Liga NFL und der Basketball-Liga NBA enden die Tarifverträge - eine Einigung ist weder bei den starken Männern noch den langen Kerlen mit dem deutschen Superstar Dirk Nowitzki in Sicht. Im schlimmsten Fall gibt es in beiden Ligen keine Saison 2011/12. Den Fans blieben nur Baseball und Eishockey - für viele sind das jedoch keine Alternativen.
Bayern Münchens Chef Uli Hoeneß hatte jüngst angekündigt, Nowitzki persönlich in Dallas abzuholen, falls bei einem Arbeitskampf ein Engagement zustande kommen sollte. Der Würzburger hatte sich jedoch zurückhaltend geäußert. "Das ist alles noch viel zu weit weg, und es ist alles offen", sagte Nowitzki. Der Mavericks-Star will auf keinen Fall ein Jahr lang pausieren, sondern notfalls woanders spielen, falls dem Wechsel keine rechtlichen Hürden entgegenstehen. Europa und Deutschland seien ebenso Optionen wie Südamerika oder China.
"Es bleiben starke Differenzen"
Am kommenden Donnerstag endet in der NFL der 2006 abgeschlossene Tarifvertrag. Am Freitag könnten die Vereinsbosse die Spieler bereits aussperren. "Es ist ein Verbrechen, wenn wir uns nicht einig werden", meinte der Besitzer der New England Patriots, Robert Kraft, vor dem Superbowl. Seitdem sind drei Wochen vergangen - ohne erkennbaren Fortschritt. Der sogenannte Lockout würde die Profis härter treffen als die Eigentümer, die dank lukrativer TV-Verträge weiterhin knapp vier Milliarden Dollar einnehmen. Die knapp 1700 Footballer stünden beispielsweise ohne Krankenversicherung da. "Wir haben mehr als 100 Spieler, die zwischen März und Mai Vater werden - sie alle brauchen eine Krankenversicherung", betont Gewerkschafts-Chef DeMaurice Smith.
Seit einer Woche finden die Verhandlungen im Büro von George Cohen in Washington statt. Auch der staatliche Vermittler konnte beide Seiten einander nicht näher bringen. "Es bleiben starke Differenzen." Sieben Treffen waren da vergangen, mehr als 40 Stunden Abwägen und Abwinken. Am Dienstag sieht man sich wieder. Die 32 Big Bosse sind bereits 2008 verärgert aus dem aktuellen Kontrakt ausgestiegen. Im Machtkampf zwischen Milliardären und Millionären geht es um die Aufteilung der Jahres-Einnahmen von neun Milliarden Dollar. Keine andere Liga verdient weltweit mehr Geld. Bevor die Gage verteilt wird, geht eine Milliarde Dollar direkt an die Besitzer. Zu wenig, sagen sie und wollen ihren Anteil mit Hinweis auf die "wirtschaftlichen Gegebenheiten" auf 2,4 Milliarden steigern.
Lockout würde Liga in ihrer Blüte treffen
Dies wiederum würde die Spieler-Saläre um 18 Prozent verringern. Derzeit fließen 59,6 Prozent oder umgerechnet 4,8 Milliarden Dollar an die Profis. Ein Lockout würde die Liga mitten in ihrer Blüte treffen. Das Gros der Teams hat moderne Arenen, die Einschaltquoten sind so hoch wie nie. Beim Superbowl sorgten 111 Millionen Fernseh-Zuschauer für einen Rekord in der US-TV-Geschichte.
Im Gegensatz zur NBA sind in der NFL die Verträge nicht garantiert. Viele Experten sind sich jedoch einig, dass die Footballer aufgrund ihrer Popularität als Amerikas Sportart Nummer eins einen Lockout leichter verkraften könnten als die Basketballer. Die haben bis zum Ablauf ihres Tarifvertrages zwar noch bis zum 30. Juni Zeit, doch der Vorsitzende der Spielergewerkschaft NBAPA, Billy Hunter, ist "zu 99 Prozent" von einer Aussperrung überzeugt.
Quelle: ntv.de, Heiko Oldörp, dpa