"Katastrophales Bild" Starke Kritik am DEB
08.05.2008, 17:43 UhrErst der Fall Florian Busch, nun die Personalie Jason Holland - während die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in Kanada um den Einzug ins Viertelfinale bangen muss, wächst in Deutschland die Kritik an der Verbandsspitze.
"Holland war das i-Tüpfelchen. Das passt in das desaströse Bild, das der DEB gerade abgibt", sagte Thomas Eichin, Geschäftsführer der Kölner Haie. Eishockey-Legende und Ex-Bundestrainer Erich Kühnhackl fürchtet vor der WM 2010 im eigenen Land um das Renommee der Sportart: "Wenn solche Sachen passieren, ist das sicherlich nicht positiv. Gerade vor der WM in zwei Jahren ist das eine schwierige Situation."
Reindl nicht allein schuld
Obwohl Eichin harsche Worte fand, nahm der ehemalige Fußball-Profi den Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes, Franz Reindl, auch in Schutz. "Ich halte ihn für einen fähigen Mann. Ich glaube, dass er in vielen Dingen alleingelassen wird", sagte Eichin über Reindl, der die Verantwortung für die WM-Nominierung von Holland übernommen hatte. Holland hätte nicht eingesetzt werden dürfen, weil er noch nicht lang genug - vier Jahre - in Deutschland spielt.
"Es wäre fatal, Reindl alles zuzuschreiben", sagte Eichin, der auch den DEB-Präsidenten Hans-Ulrich Esken und dessen Stellvertreter Uwe Harnos in der Verantwortung sieht. Mit Konsequenzen rechnet indes niemand. "Die wird es beim DEB nie geben. Die sind zu verwurzelt", sagte der ehemalige Torjäger Dieter Hegen.
Unverständliches Versäumnis
Nach dem Dauer-Ärger mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) wegen der verweigerten Doping-Probe des Nationalstürmers Busch brach die Aufregung um Holland zur Unzeit über den DEB herein. "Das wird denen eine Lehre sein", sagte Kühnhackl. Dem widersprach allerdings Hegen, der an einen ähnlichen Fall vor 21 Jahren bei der WM 1987 in Wien erinnerte: "Damals wurden uns wegen Miro Sikora einige Punkte abgezogen. Dass so etwas wiederholt passiert, ist ein Unding."
Wie Holland, der für Kanada bereits eine Junioren-WM gespielt hat, war auch Sikora damals schon im polnischen Nachwuchsbereich aktiv, bevor er deutscher Nationalspieler wurde. Im Gegensatz zu der derzeitigen WM wurden Deutschland 1987 Siege gegen Finnland und Kanada aberkannt. "Wir haben ja auch seit 20 Jahren mit Deutsch-Kanadiern zu tun. Das sollte man langsam mal wissen", sagte Hegen.
Nah an stümperhaft
Auch Walter Köberle schlug schärfere Töne an als Kühnhackl, mit dem er an der Seite von Reindl gemeinsam bei den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck Bronze gewann - der bislang größte Erfolg im deutschen Eishockey. "Ich will nicht sagen 'stümperhaft', aber ähnlich ist das schon", kommentierte der jetzige Teamleiter der DEG Metro Stars den Vorfall.
Noch deutlicher wurde Eichin: "Das Bild nach draußen ist eine Katastrophe. Das ist nicht förderlich für die Sportart. Wir müssen verhindern, dass das Top-Produkt Eishockey kaputt gemacht wird", sagte Eichin.
Quelle: ntv.de