Sport

Olympia in Peking Stasi-Check für Offizielle

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wird unmittelbar vor den Olympischen Spielen in Peking leitende Trainer und Offizielle der deutschen Mannschaft bei der Stasi- Unterlagenbehörde auf eine mögliche frühere Tätigkeit als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Staatssicherheitsdienstes der DDR überprüfen lassen. Das kündigte Michael Vesper, der in Peking Chef de Mission ist, im Sportausschuss des Deutschen Bundestages an. "Es wird auch Regelanfragen für die Verantwortlichen geben, die vor den Spielen in Athen 2004 von der Birthler-Behörde als unbelastet bewertet worden sind. Inzwischen sind neue Unterlagen des DDR-Geheimdienstes erschlossen worden."

DOSB-Generaldirektor Vesper berichtete, dass die sogenannte Stasi-Kommission des organisierten Sports sofort zusammentreffen werde, sollte belastendes Material gefunden werden. Anfang Juli werde zudem die Unabhängige Kommission zur Überprüfung von Trainern und Offiziellen mit Doping- Vergangenheit ihre erste Arbeitssitzung haben.

Teure Entsendungs-Kosten

Vesper bezifferte die Gesamtkosten für die Entsendung der deutschen Olympia-Mannschaft auf fünf Millionen Euro. Noch im Wirtschaftsplan 2008 war von der Sport-Dachorganisation das Volumen auf 4,4 Millionen Euro veranschlagt worden. 3,5 Millionen Euro würden vom Bund getragen, erklärte er. Bis zu 470 Athleten werden nach seinen Worten an den Spielen teilnehmen. "Wir wollen die olympische Talfahrt, die sich seit Atlanta 1996 abzeichnet, in Peking stoppen", sagte Vesper. "Unsere Absicht ist es, bei Olympia 2012 in London wieder unter die fünf erfolgreichsten Nationen vorzudringen".

Der Leistungssportdirektor des DOSB, Bernhard Schwank, berichtete, dass zwei Beamte des Bundeskriminalamtes die deutsche Mannschaft begleiten und auch im olympischen Dorf schlafen werden. "Wir sind in Peking für jede mögliche Gefährdungssituation gerüstet", stellte er dar. "Jeder deutsche Olympia-Teilnehmer wird für besondere Notfälle über Mobiltelefon erreichbar sein". Es werde daran gearbeitet, dass abhörsichere Handys bereitgestellt werden.

Bach stellt Fackellauf in Frage

Derweil will IOC-Vize Thomas Bach den olympischen Fackellauf zur Diskussion stellen. Er habe sich leider zu einem staatlichen Hoheitssymbol des Gastgeberlandes entwickelt, sagte der Tauberbischofsheimer angesichts der Proteste gegen das Feuer auf dem Weg nach Peking: "Gerade dies aber ist er nicht." Deshalb müsse das IOC den Fackellauf "selbstkritisch überdenken".

Bach sprach sich eindeutig gegen Pläne von Sportlern aus, in olympischen Bereichen durch Armbänder gegen die Lage in China zu protestieren. Derartige "politische Demonstrationen" seien laut IOC-Charta unzulässig. Nicht erlaubt sei auch, wenn Athleten im Olympischen Dorf Diskussionsveranstaltungen wie: "Todesstrafe in China - was wir dagegen tun können?" organisieren würden. Dies mindere aber nicht das Recht der Sportler, sich als mündige Bürger "frei in ihren Interviews zu äußern, auch in Pressekonferenzen" oder auf eine Teilnahme an der Eröffnungsfeier zu verzichten.

Olympia-Vergabe verteidigt

Bach verteidigte einmal mehr die Vergabe der Spiele an China. Es seien nun "die Scheinwerfer auf das Land gerichtet". Man kusche nicht vor den chinesischen Machthabern, man stoße Diskussionen an. Dass nun die chinesische Regierung so außergewöhnlich offen über die Erdbebenkatastrophe berichten ließ, sei auch wegen Olympia geschehen.

Das IOC sei aber "keine Weltregierung, die das Böse per ordre de mufti vertreiben kann". Der Sport habe "nicht die Möglichkeit, in diesen 16, 17 Tagen der Spiele all das zu lösen, woran Generationen von Politikern und UN-Generalsekretäre gescheitert sind". Bach ist sich aber sicher, dass die Spiele in China Verbesserungen anstoßen, die unumkehrbar seien: "Es war keine makabre Idee, Olympia nach Peking zu vergeben. Soll der Sport denn kapitulieren, weil die Welt nicht so ist, wie wir sie uns wünschen? Sie können die Menschenrechte in einem Volk von 1,3 Milliarden Menschen nicht einfach anknipsen von heute auf morgen."

Quelle: ntv.de

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