Mööööööööööööööööööh Stoppt die Vuvuzela-Fans!
29.06.2009, 13:27 UhrIn der Fußball-Tristesse eines Sommers ohne großes Turnier freut sich der Fan auf jedes Spiel, sogar auf den Confed-Cup. Wenn da nicht diese Tröten wären.
Ein Kommentar von Markus Mechnich
Endspiel im Confed-Cup. Brasilien gegen die USA, nun gut. Als Fußball-Fan freut man sich in dieser trostlosen Zeit ohne EM oder WM in der Sommerpause ja über nahezu jedes Spiel. Immerhin ein Finale. Wir schalten den Fernseher ein, stellen Getränke bereit und richten das Sofa: Fußball-Zeit! Es ist nicht zu leugnen, ein bisschen Entzug hat sich schon eingestellt.
Doch schon die ersten Minuten verursachen ein Stirnrunzeln. Ein monotones Brummen oder Tröten begleitet das Bild aus dem aufregenden Südafrika. Erste Überlegungen, ob der Fernseher wohl einen Schaden hat oder es an den Lautsprechern Rückkopplungen gibt, sind schnell verworfen. Dann dämmert es mir. Die Vuvuzelas. Ich hatte ja schon mal davon gehört, aber die Tragweite dieser Tröten wird mir erst mit meinem ersten Confed-Cup-Spiel in voller Länge bewusst.
Mit zunehmender Spieldauer schwindet das Verständnis. Ein monotones, dumpfes Brummen begleitet das gesamte Spiel. Stadionatmosphäre oder Fan-Gesänge bleiben Fehlanzeige. Das einzige, was zu hören ist neben dem Kommentator, der ja schließlich nur elektronisch drübergebügelt wird, sind die verflixten Tröten.
100.000 Vuvuzelas vor dem Brandenburger Tor
Nach einer halben Stunde beginnt die Wut zu köcheln. Das ist sehr schade, angesichts der Tatsache, dass es sich beim Endspiel des Confed-Cup um ein sehr unterhaltsames Spiel handelt. Die US-Boys spielen diszipliniert und liegen sogar mit 2:0 in Führung. David führt gegen Goliath. Eigentlich eine perfekte Dramaturgie.

Fragwürdige Fan-Kultur: Auch beim Volvo Ocean Race sind die Tröten schon aufgetaucht.
(Foto: REUTERS)
Doch in das aufkommende Fußball-Fieber mischen sich Phantasien über das, was uns im kommenden Jahr bei der WM erwarten könnte. In mir entstehen Bilder von der Fan-Meile, wo 100.000 Anhänger der deutschen Nationalmannschaft mit diesen grässlichen Tröten stehen. Die HNO-Ärzte in Deutschland sollten sich auf den Ansturm ihres Lebens vorbereiten, denn ohne ernsthafte Schäden an den Hörorganen kann dieses Fußballfest nicht von statten gehen. Wohingegen die Krankenkassen ein ordentliches Geldpolster aufbauen sollten für die Millionenschäden bei ihren Versicherten.
Das wirklich Problematische an diesen Kracherzeugern ist deren Eintönigkeit. Das monotone Brummen, das nicht mal bei Toren unterbrochen wird, tötet jede Emotion des Spiels ab. Brasilien schießt den Anschlusstreffer – die Schafherde blöckt. Die Südamerikaner setzen die US-Boys ordentlich unter Druck. Es wird richtig spannend - Mööööööh, tönt es aus den Blocks. Brasilien schießt den Ausgleich – die Vuvuzelas legen noch eine Schippe drauf.
Das "Mööööh" tötet jede Begeisterung
Mit zunehmender Spieldauer wachsen Zweifel, ob die "Fans" an den grausamen Tröten überhaupt irgendetwas von diesem Spiel mitbekommen haben. Dauer und Intensität des Trötens verändern sich jedenfalls über das gesamte Spiel kaum. Sogar die Siegerehrung, Brasilien hat gegen den Widerstand von tausenden Vuvuzelas in der 84. Minute den Siegtreffer geschossen, wird vom monotonen "Mööööh" überlagert.
Ich gehöre nicht zu den Menschen, die vorschnell nach gesetzlichen Regelungen rufen. Aber mit den Vuvuzelas ist es etwas anderes. Wen könnte man anrufen, um die Dinger verbieten zu lassen? Die Grünen? Die sind doch gegen Umweltverschmutzung, und die Vuvuzelas sind die größte überhaupt. Menschenrechtler sollten auch etwas gegen die Plastikdinger haben können. Schließlich tangiert der Lärmpegel nicht nur mein Recht auf körperliche Unversehrtheit, sondern auch meinen ungestörten Fußball-Genuss. Und der ist doch auch ein Grundrecht, oder nicht?
Auf jeden Fall geht ein Brief an Innenminister Schäuble. Schließlich handelt es sich bei den Vuvuzelas einwandfrei um einen terroristischen Anschlag. Herr Schäuble, handeln Sie! Ich fordere Haftstrafen für die Benutzung der Tröten während der WM im kommenden Jahr. Schließlich sind das auch die Leute, die während der spannendsten Szenen eines Spiels anfangen, über ihre Balkonpflanzen zu reden, oder darüber, was ihre Kinder in jüngster Zeit wieder so alles angestellt haben. Da kann es nicht schaden, die schon mal vorsorglich aus dem Verkehr zu ziehen.
Quelle: ntv.de