Epos, Rekorde, sieben Ohrfeigen Taylor Swift flippt aus: Chiefs fordern Eagles im Super Bowl
27.01.2025, 05:31 Uhr
NFL-Drama und epische Duelle: Im Super Bowl trifft der Champion Kansas City Chiefs auf die Philadelphia Eagles, weil die Buffalo Bills zum vierten Mal in Serie an Mahomes und Co. verzweifeln. Die Chiefs schreiben schon jetzt Geschichte, der Herausforderer setzt ganz eigene Duftmarken in einer hitzigen Partie.
Bills zerschellen zum vierten Mal an den Chiefs
Zum vierten Mal seit 2021 müssen die Buffalo Bills in den Playoffs irgendwie an den Kansas City Chiefs vorbei, wenn sie in den Super Bowl wollen. Bei den bisherigen drei Duellen siegte Superstar-Quarterback Patrick Mahomes über sein Gegenüber Josh Allen, dieses Jahr Favorit auf den MVP-Titel als bester Spieler der Saison. Und auch diesmal triumphiert Mahomes in einem Epos: 32:29 heißt es am Ende eines dramatischen Spiels, das den Chiefs als erstem NFL-Team jemals die Chance auf drei Super-Bowl-Siege in Folge gibt.
Das Top-Duell hält, was es verspricht. Es geht hin und her mit etlichen Führungswechseln. Nach einem nervösen Start von Allen - der Bills-Quarterback wirft beim ersten Ballbesitz zweimal fast eine Interception, beim Drive darauf lässt er beim Snap das Ei fallen und kann es gerade noch so zurückerobern - führt auf der Gegenseite Mahomes sein Team gekonnt über das gesamte Field und die Chiefs zeigen gleich, dass sie der Super-Bowl-Champion der letzten beiden Jahre sind. Am Ende des 90-Yard-Drives läuft Kareem Hunt, der bisher in jedem seiner sechs Playoff-Spiele gepunktet hat, relativ unbedrängt zum Touchdown.
Die Bills antworten auf das kleine Statement mit einem Field Goal. Dann leisten sich Mahomes und Runningback Isiah Pacheco bei der Ballübergabe einen Fumble. Der erste Ballverlust seit November ist kostspielig: Durch Läufe des stark aufspielenden Runningbacks James Cook und mit Raketenpässen von Allen kämpfen die Bills sich nach vorn - bis Cook zum Touchdown tänzelt. Buffalo geht mit 10:7 zu Beginn des zweiten Viertels erstmals in Führung.
Das Meisterteam von Andy Reid muss danach aggressiver werden und spielt einen vierten Versuch tief in der eigenen Hälfte erfolgreich aus. Das lohnt sich, denn kurz darauf findet Mahomes den Rookie Xavier Worthy für einen Touchdown und die Chiefs holen sich die Führung zurück. Taylor Swift - laut der britischen "Daily Mail" trägt sie ein Outfit, das 8000 US-Dollar wert ist - flippt in der Ehrenloge aus. Die Chiefs haben zu dem Zeitpunkt mit der Partnerin von Tight End Travis Kelce auf der Tribüne eine Serie von 13 Siegen in Folge. Am Ende des Tages sind es 14.
Ebenso gut dürfte dem Pop-Weltstar der sensationelle 44-Yard-Return von Nikki Remigio nach einem Punt der Bills gefallen. Dieser führt zu einem Touchdown-Lauf von Mahomes, der sich dank seiner Agilität in die Endzone kämpft, als er keine Anspielstation findet. Aber Allen und Co. schlagen innerhalb von nicht mal zwei Minuten zurück, weil der Quarterback einen traumhaften 34-Yards-Wurf genau in den Lauf von Receiver Mack Hollins abfeuert. Solche übermenschlichen Plays lassen die Bills zu dem Zeitpunkt noch vom Super Bowl träumen. Der amtierende Meister führt zur Pause aber noch knapp mit 21:16.
Spätestens ab der zweiten Hälfte wird es episch. Sie beginnt für die Bills mit dem für sie bis dahin wichtigsten Play des Abends: Nach etlichen Läufen wird die Offensive von Allen ein Yard vor der Endzone gestoppt. Beim vierten Versuch heißt es alles oder nichts, und der Quarterback schaufelt das Ei zu Cook, der einen unglaublichen Touchdown erzielt, indem er horizontal in der Luft liegt und dabei seine Hand mit Ball gerade noch in die Endzone streckt. Nächster Führungswechsel, die Offensive der Chiefs stottert zunächst.
Aber dann gelingt der Defensive des Meisters ein wichtiger Stopp, als Allen bei einem vierten Versuch nahe der Mittellinie aufgehalten wird. Und wieder zeigt sich: Man darf den Chiefs keinen Zentimeter schenken, sonst nehmen sie gleich das ganze Spielfeld. Allens misslungene Conversion öffnet ihnen Tür und Tor, als sich der Schwung gerade in Richtung Buffalo zu drehen schien. Wenige Minuten später kämpft sich Mahomes erneut in die Endzone und auch die 2-Point-Conversion gelingt. Kansas City liegt zu Beginn des vierten Viertels mit 29:22 wieder vorn.
Nun schlagen die Bills wiederum zurück, indem Allen zunächst Hollins für einen bärenstarken 32-Yard-Pass findet - und dann, als es am meisten darauf ankommt - bei einem vierten Versuch einen Strahl zu Curtis Samuel zum Touchdown abfeuert. Ausgleich.
Doch natürlich weiß Mahomes erneut zu kontern, wenngleich es diesmal nur zur Dreipunkteführung durch ein Field Goal reicht. Das genügt jedoch, weil Dalton Kincaid bei der letzten Möglichkeit für die Bills einen Pass von Allen fallen lässt. Buffalo verzweifelt erneut dramatisch an Kansas City, während die Chiefs nun Geschichte schreiben wollen.
Eagles verteilen sieben Ohrfeigen an Commanders
Auf die Chiefs wartet der Vize-Meister von 2023, der damals im Endspiel gegen Kansas City verlor: Beim 55:23 über die Washington Commanders ist die Offensive der Philadelphia Eagles nicht aufzuhalten mit sieben erlaufenen Touchdowns (darunter drei von Runningback-Superstar Saquon Barkley und drei von Quarterback Jalen Hurts), die meisten jemals in einem NFL-Championship-Spiel. Am Ende aber brechen drei Turnovers den Commanders das Genick in einem hitzigen Duell zwischen zwei Rivalen aus derselben Division, das immer wieder von handfesten Auseinandersetzungen, Rudelbildungen und kleinen Ringkämpfen begleitet wird. Eagles-Trainer Nick Sirianni bringt seine Mannschaft zum zweiten Mal in seinen vier Jahren als Headcoach in den Super Bowl.
Mehr Feuerwehr-Start geht nicht. Die Eagles benötigen nur 18 Sekunden für den ersten Touchdown und um das ohnehin lautstarke Lincoln Financial Field in einen Hexenkessel zu verwandeln. Nachdem Washington mit ersten Ballbesitz gleich mal sieben Minuten von der Uhr nimmt, aber "nur" zu einem Field Goal gekommen ist, zaubert Barkley mit dem ersten Spielzug einen Monsterlauf auf den Rasen. Er ist der derzeit beste Runningback der Liga, der gerade erst zum neunten Spieler in der Geschichte wurde, der in einer Saison über 2000 Yards gelaufen ist. Die Commanders hatten die gesamte Saison über schon Probleme, den Lauf zu stoppen, und können Barkley nicht halten: Er durchbricht zwei Tackles, dreht sich mit einem Spin-Move um einen Verteidiger, lässt die gesamte Commanders-Abwehr hinter sich und spurtet wie wild geworden von der eigenen 40-Yard-Linie in die Endzone zum Touchdown.
Ein Spielzug, ein Touchdown. Es steht 7:3. "Saquon, machst du Witze?", fragt die NFL auf X. Mit diesem 60-Yard-Touchdown schreibt der Runningback weiter Geschichte. Barkley hat allein in dieser Saison sieben Touchdown-Läufe von 60 Yards und mehr erzielt. Kein anderer Spieler in der Geschichte der NFL hat mehr als vier.
Für das junge Washington-Team kommt es immer dicker: Gleich im nächsten Drive müssen sie den ersten Ballverlust (den ersten der gesamten Playoffs) verkraften, weil Zack Baun das Ei aus den Händen von Dyami Brown schlägt. Die Eagles erobern den Ball und bedanken sich mit einem weiteren Touchdown-Lauf von Barkley. Ende des ersten Viertels steht es 14:3 für die Eagles, obwohl sie nur etwa zwei von 15 Minuten den Ball hatten.
Es geht flott weiter, auch weil die Commanders aggressiv vierte Versuche ausspielen. So gelingt etwa ein Fake-Punt tief in der eigenen Hälfte. Ein weiteres Field Goal ist die Folge. Die Eagles verschießen dagegen eines aus 54 Yards. Kicker Jake Elliot hat in dieser Saison nur eines von acht Field Goals über 50 Yards oder mehr getroffen. Das rächt sich, denn im nächsten Drive gelingt Washington der erste Touchdown: Mitte des zweiten Viertels setzt sich "Scary" Terry McLaurin nach einem kurzen Pass von Quarterback Jayden Daniels, der das Wiederaufleben Washingtons in diesem Jahr als Rookie sensationell angeführt hat, stark gegen mehrere Verteidiger durch und hat nun in jedem Playoff-Spiel Washingtons einen Touchdown erzielt.
Kurz vor der Pause fangen sich die Commanders gleich zwei Touchdowns in den letzten zwei Minuten. Zunächst findet Eagles-Quarterback Hurts, der für seine eher schwachen Leistungen in den ersten beiden Playoff-Partien kritisiert wurde und diesmal 20 von 28 Pässen für 246 Yards anbringt, bei einem ausgespielten vierten Versuch seinen Receiver A.J. Brown für einen spektakulären 31-Yards-Pass. Anschließend läuft Hurts selbst zum Touchdown. Weil sich Washington direkt im Anschluss tief in der eigenen Hälfte den nächsten bitteren Ballverlust leistet, darf Brown mit 39 Sekunden auf der Uhr einen Pass in der Endzone mit einer Hand aus der Luft fischen. Nachdem die Commanders in Rekordzeit zu einem weiteren Field Goal stürmen, geht es mit 27:15 für Philadelphia in die Halbzeit.
Die Eagles erzielen die ersten Punkte der zweiten Halbzeit: Statt Barkleys Läufen sind es nun die Pässe von Hurts, die Philly über das Feld tragen. Am Ende flitzt der Quarterback selbst zum 34:15. Mit einem großartigen Slalom-Lauf antwortet Daniels jedoch postwendend, eine 2-Point-Conversion gelingt und es steht 23:34. Geht da noch was?
Nein, denn der dritte Fumble bedeutet den Knockout für die Commanders: Statt auf wenige Punkte zu verkürzen, verliert Washington den Ballbesitz und muss zu Beginn des vierten Viertels einen weiteren spektakulären Lauf von Barkley und Sekunden später den nächsten kurzen Touchdown von Hurts schlucken. Das Spiel ist gegessen, die Eagles sind NFC-Champion, nachdem ein weiterer Barkley-Touchdown und einer von Will Shipley folgen.
Ein Statement-Sieg, Philly hat mit Barkley und Hurts gute Chancen, dem Rekord-Traum der Chiefs einen Strich durch die Rechnung zu machen.
Quelle: ntv.de